Meister der Gruppenliga Wiesbaden 2023/2024: SV Wiesbaden 1899
Das schönste Geschenk zum 125-jährigen Vereinsjubiläum machte sich der Verein selbst - die Rückkehr in die Verbandsliga Hessen-Mitte.
Wer hätte das gedacht?! Lediglich ganz vereinsintern machte sich das Team um Trainer Daniel Löbelt, Durim Rashica (Co-Trainer), Yildirim Sari (Sportlicher Leiter) und Markus Walter (Vorsitzender) klammheimliche Hoffnungen, ein Wörtchen um den Aufstieg mitspielen zu können. Ansonsten hatten fast alle "Experten" andere Teams als den Deutschen Amateur-Vizemeister von 1964 und 1965 auf dem Favoritenzettel.
Der Saisonstart verlief zunächst kurios. Nach dem 8:1 Derbytriumph am ersten Spieltag gegen den Aufsteiger und Lokalrivalen SG Germania Wiesbaden setzte es direkt danach eine 0:4-Pleite beim anderen SVW in Wallrabenstein. Als hätte es diese Pleite benötigt begann dann der unaufhaltsame Durchmarsch an die Tabellenspitze.
Das der SVW ab dem 7. Spieltag bis zum Saisonende durchgehend Platz 1 belegte, ist nur ein Zeichen der Dominanz. Das abschließende Torverhältnis von 121:43 und die 76 Punkte aus 32 Spielen sprechen eine ebenso deutliche Sprache. Der Erfolg kam nicht von ungefähr. Das bestens aufeinander eingespielte Führungsteam (Trainer, Sportlicher Leiter, Vorsitzender) sorgte für beste und durchaus semiprofessionelle Rahmenbedingungen, so dass sich die Mannschaft stets voll und ganz auf den Fußball konzentrieren konnte.
Als Volltreffer erwies sich die Kaderzusammenstellung. Bedingt dadurch, das fast alle Spieler aus Wiesbaden oder der näheren Umgebung stammten, hatte alle auch einen unmittelbaren Bezug zur Stadt und zum Verein. Diese verwöhnten dann auch die treuen SVW-Fans mit einem begeisternden Offensivspiel. So erzielte allein Stürmer Athanasios "Saki" Nakos unglaubliche 49 Saisontore, aber auch Youngster Leon Löber, den man in der U19 des Rheingau-Taunus-Clubs SG Orlen entdeckte, schaffte in seinem Männer-Premierenjahr sagenhafte 23 Treffer.
Insgesamt funktionierte das SVW-Team in Summe wie ein Uhrwerk. Hinter diesem Erfolg verbarg sich kein Zufall. Vielmehr setzte der Verein auf Kontinuität, Ruhe und Seriosität. Und dies unter nicht immer einfachen Rahmenbedingungen. Zum einen waren und sind die finanziellen Mittel aufgrund eines fehlenden Mäzens oder Großsponsor überschaubar. Zum anderen galt es immer wieder Einschränkungen im heimischen, arg in die Jahre gekommenen Helmut-Schön-Sportpark in Kauf zu nehmen, wenn der große Nachbar SV Wehen Wiesbaden in der 2. Bundesliga "Risikospiele" in der unmittelbar an den Sportpark angrenzenden "Brita-Arena" austrug. Trotz dieser Rahmenbedingungen versucht der SVW, welcher über viele Jahrzehnte die Nummer 1 im Wiesbadener Fußball war, sich wieder in der Verbandsliga zu etablieren.
(Michael Kreppel, Kreispressewart Kreisfußballausschuss Wiesbaden, 01. Juni 2024)