Zukunftsstrategie Amateurfußball: Futsal-Fortbildung

12. Dezember 2018 · Top-News · von: Luca Press

Der Masterplan des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für den Amateurfußball ist bereits in seiner zweiten Runde. Als ein gemeinsames Führungs- und Steuerungselement für die Zusammenarbeit des DFB und der Landesverbände enthält er direkte sowie indirekte Maßnahmen zur Unterstützung der Amateurfußballvereine. Die Zukunftsstrategie Amateurfußball enthält 22 Themenfelder. Heute im Fokus: Die Futsal-Fortbildung. Dazu sehen Sie ein Interview mit HFV-Lehrreferent Dr. Uli Frick.

Foto: HFV

Ist Futsal eine sinnvolle Ergänzung zum Fußball?
Futsal schafft aufgrund seines Regelwerks und der Verwendung des Futsalballs unter Hallenbedingungen (harter und glatter Bodenbelag) ideale Lernbedingungen für ein technisch-taktisch anspruchsvolles und hochwertiges Spielverhalten. Durch die räumliche Enge sind alle Beteiligten zu sehr schnellem Wahrnehmen der Situation und Entscheiden gezwungen. Insbesondere der jeweilige Ballbesitzer muss in der Lage sein, kurze präzise Bewegungen und Richtungswechsel mit Ball zu vollziehen, präzise und druckvoll zu passen und ebenso zu schießen. Hier ist es notwendig, geeignete Techniken als Lösung für die situativ schwierigeren Bedingungen zu finden: z.B. ermöglicht die Ballannahme und -kontrolle mit der Sohle die ansatzlose und damit schnelle Spielfortsetzung in alle Bewegungsrichtungen sowohl als Pass über kurze Distanz als auch im Dribbling und insbesondere bei Finten, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen; der Schuss mit der Fußspitze (Pieke) ermöglicht den Torschuss aus der Nahdistanz ohne Ausholbewegung, der trotzdem eine hohe Geschwindigkeit erreicht und auf den sich der Torhüter nicht einstellen kann - weil die Ausholphase fehlt. Ähnliches gilt für den ansatzlosen Heber aus dem Sprunggelenk. Diese Techniken funktionieren auch draußen auf ebenem Rasen und Kunstrasen und geben den Spielern Möglichkeiten sich auch in schwierigen Situationen durchzusetzen. Mindestens ebenso wichtig ist, dass durch die Verwendung des Futsalballs die Kontrolle des Balls unter Hallenbedingungen viel sicherer gelingt als mit Fuß- oder Filzball. Dies ermöglicht längere Ballpassagen ohne Ballverlust und liefert damit die Basis für die Entwicklung eines systematischen Kombinationsspiels mit Positionsrotation, das - im Futsal erlernt - sich aus der Vierergruppe im „großen Spiel“ unter Einbeziehung der aller Spielpositionen (Ausnahme Torhüter) weiterentwickeln lässt. Die Übertragung des beim Futsal Erlernten ins Fußballspiel auf Rasen/Kunstrasen gelingt u.a. auch, weil das Rückprall- und Rollverhalten des Futsalballs unter Hallenbedingungen jenem des Fußballs auf Rasen entspricht: das ist wissenschaftlich nachgewiesen. 

Welche Inhalte werden im Rahmen der Fortbildung Futsal vermittelt?
Die Fortbildung gliedert sich insgesamt in sechs Abschnitte. Im ersten werden zum einen die Vorerfahrungen der Teilnehmer in Hinblick auf ihre Spieler- und Trainerkarriere im Fußball und Futsal sowie deren Erwartungen an die Fortbildung abgefragt. Dies ermöglicht mir dann, das Programm sowohl an die Vorerfahrungen, als auch die Interessen der Teilnehmer anzupassen, d.h. manches zu kürzen, anderes zu ergänzen oder Schwerpunkte zu setzen.
Der erste inhaltliche Abschnitt befasst sich dann mit den Grundlagen von Futsal, d.h. mit den Besonderheiten, die sich aus dem Spiel in der Halle (enger Raum, glatter und harter Bodenbelag) und dem Futsal-Regelwerk (u.a. Futsalball, Spielfortsetzungen, Zeitregeln, kumulierte Fouls) ergeben. Diese Aspekte werden zunächst in einer Theorieeinheit, die u.a. eine ausführliche Analyse von Spielszenen in Hinblick auf die bewegungstechnische Lösung von Spielsituationen und das kollektiv abgestimmte Bewegen ohne Ball beinhaltet, bearbeitet. Anschließend werden die in der Theorie erarbeiteten Aspekte in der Halle praktisch umgesetzt.
Der zweite inhaltliche Abschnitt befasst sich mit den grundlegenden Techniken Ballführung, Dribbling und Torschuss in Theorie und Praxis, u.a. in Form von Gruppenarbeiten. Auf Wunsch werden die Torhütertechniken, die von DFB-Seite eigentlich für den dritten inhaltlichen Abschnitt vorgesehen sind, vorgezogen, so dass am zweiten Tag mehr Zeit für Taktik- und Taktiktraining (insbesondere systematische Erarbeitung von Rotationen) bleibt. Dabei startet der zweite Tag mit der Erarbeitung von Passspiel und Ballannahme.
Der letzte inhaltliche Abschnitt ist der Taktik in Defensive und Offensive gewidmet. Hier werden u.a. Möglichkeiten des Angriffsverhaltens im Spiel mit dem Ball in verschiedenen Spielsystemen und das jeweilige Spiel gegen den Ball in verschiedenen Verteidigungsformen und Grundordnungen dargestellt und diskutiert.
Der letzte Abschnitt dient der Reflexion der Fortbildung. Hier kommen die Teilnehmer erneut zu Wort. Anhand der im ersten Abschnitt erstellten Plakate der Erwartungen wird nun festgestellt, inwiefern diese erfüllt wurden und was darüber hinaus vermittelt wurde.
 
Welchen Nutzen hat der Fußballtrainer von den Inhalten?
Wie bereits in Punkt 1 und 2 ausgeführt, können Fußballtrainer eine Vielzahl an Ideen und konkrete Umsetzungen in Übungs- und Spielformen sowie das Coaching in Technik und Taktik mitnehmen – selbst dann, wenn er keine Hallenzeit für Futsal-Training mit seinem Team bekommen sollte. Schließlich kann man die Bedingungen des engen Raums und der kleinen 3x2m-Tore (Stangen/Seile von der Torlatte) problemlos auch auf (Kunst-)Rasen nachbilden und einige Regeln, die den Spielfluss und den Entscheidungsdruck erhöhen (z.B. Vier-Sekunden-Regel), als Einstieg in ein Fußballspiel auf höherem technisch-taktischen Niveau mit ins Fußballtraining übernehmen.


O-Töne von Teilnehmern der Futsal-Fortbildung vom 30.11./01.12.2018

Ist Futsal eine sinnvolle Ergänzung zum Fußball?
Leon K.:  „Definitiv eine sinnvolle Ergänzung, da Futsal technisch anspruchsvoll ist und viele Übungen und Bewegungen aus der Halle fürs Feld anwendbar sind.
Horst V.: „Ich habe in den letzten Tagen festgestellt, dass Futsal eine sehr gute Vorbereitung zur Rückrunde (Fußball) sein kann.
Man sollte aber richtig geschult sein. Nur wenn man Futsal richtig umsetzt, ist es eine super Vorbereitung.“
Florian H.: „Grundsätzlich würde ich Futsal für eine ganzjährige Ergänzung zum Fußball auf dem Feld sehen. Das würde es auch leichter machen, Fußball als Hallensportart zu etablieren (insbesondere für Schulen und sonstigen vereinsunabhängigen Veranstaltungen), da Futsal nicht nur eine einfache Umsetzung des Feldfußballs in die Halle ist, sondern eine spezifische Anpassung an die Hallenbedingungen mit sich bringt.“
Nikola F.: „In anderen Ländern stellt sich diese Frage erst gar nicht. Futsal ist ohne Frage eine sinnvolle Ergänzung zum Fußball! Nicht nur Profifußballer, wie Max Meyer oder Mario Mandzukic betonen immer wieder, wie wertvoll die Futsal-Ausbildung für ihre Karrieren war, sondern auch im Jugend- und Amateurbereich zeigen sich vermehrt Fortschritte. Besonders beeindruckt war ich von den Erfahrungsberichten unserer Seminarkollegen, die uns von großen Fortschritten in der Rückrunde ihrer Jugendmannschaften im taktischen Bereich erzählt haben, nachdem sie im Winter regelmäßig Futsal spielten.“

Welchen Nutzen hat der Fußballtrainer von den Inhalten?
Leon, K.: „Viele kleine und intensive Spielformen für alle Mannschaftsteile, die ohne großen Aufwand umsetzbar sind.“
Horst V.:  „Viele Trainingseinheiten kann man für beide Sportarten verwenden. Passspiel / Dribbling / Torschuss / Spielübersicht / bei Kindern sowie Erwachsenen.“
„Was ich persönlich sehr gut finde, ist die Schulung der Pass- und Laufwege. Wenn ich diese Übungen richtig schule, wird die Rückrunde der Burner.“
Florian H.: „Alle Futsal spezifischen Übungen, die im Rahmen der Schulung besprochen / durchgeführt wurden, können einen Spieler / eine Spielerin auch auf dem Feld verbessern. Das gilt für Taktikübungen natürlich nur mit Einschränkungen - wobei auch für diese Übungen gilt, dass sie eine Spielerin / einen Spieler im gruppentaktischen Bereich oder beim grundsätzlichen Erlernen taktischer Abläufe weiterbringen können.“
Patrick R.: „Allerdings für das Training zur Verbesserung von vereinzelten Techniken eignet sich aus meiner Sicht der Futsal wiederum, da dieser aufgrund seiner Eigenschaften ein wesentlich besseres Handling zum Einstudieren/Üben von Techniken zulässt. Auch einige taktische Maßnahmen können im Futsal gut einstudiert und aufgezeigt werden, die durchaus auch auf das Großfeld übertragbar und umsetzbar sind.“
Nikola F.: „Die gelernten Inhalte möchte ich im Besonderen auf Hochschulebene nutzen, um Futsal an der Uni weiter zu fördern und qualitativ voranzubringen, damit das nächste Finale der Deutschen Hochschulmeisterschaft nicht mehr so klar an die Uni Münster geht.“