Zeitwende eingeläutet/Kicker stellen beim Kreisfußballtag die Weichen für die Zukunft

05. März 2024 · Termine · von: Felix Leyendecker (WNZ)


 

WETZLAR . Als der bisherige Vorsitzende des Wetzlarer Kreissportgerichts die Worte ausspricht, die den Abend kurzzeitig auf den Kopf stellen, geht ein Raunen durch die Volkshalle in Ehringshausen. Heinz Dorfmüller, seines Zeichens renommierter Sportgerichtsvorsitzender und Ikone in der heimischen Fußballwelt, soll sich in einer Kampfkandidatur mit Julian Stroh von Eintracht Wetzlar messen. Wahlleiter Roland Schleenbecker lässt schon die Wahlzettel vorbereiten, als Dorfmüller den entscheidenden Satz spricht. „Roland, ich ziehe meine Kandidatur zurück“, sagt Dorfmüller in den Saal hinein.

Stroh löst Dorfmüller als Sportgerichtsvorsitzenden ab

Schleenbecker, völlig perplex, bittet Dorfmüller, den Satz zu wiederholen. Was dieser auch tut. Julian Stroh wird somit an diesem Abend neuer Kreissportgerichtsvorsitzender und wirkt selbst überrascht, dass er das Amt tatsächlich antreten darf. Und Dorfmüller? Er nimmt seine Sachen von seinem Platz und setzt sich ins Podium. Dort wirkt der Routinier in sich gekehrt, als hadere er mit seinem Entschluss. Nach der Sitzung nimmt Dorfmüller dazu Stellung. Wie man ihn kennt, kurz und prägnant. „Wenn ein anderer will, dann soll er es machen. Deswegen mache ich Platz für die neue Generation.“

Dieser Abschied sollte nicht der einzige bleiben. Kassenwart Friedel Petry und Ehrenamtsbeauftragter Manfred Schneider scheiden ebenfalls aus dem Ausschuss aus. Beide blicken auf teils mehr als 50 Jahre Tätigkeit zurück - und die Senioren sind sich in einer Sache einig. „Ich bin 87. Es wird Zeit, das Ruder an andere zu übergeben“, sagt Schneider. Er werde bis zum 30. Juni noch Ehrungen vornehmen und sich dann verabschieden. Aber dem Fußball, betont der Ehrenamtsbeauftragte, bleibe er weiter gewogen. Ebenso Petry, der zwar weniger Lenze zählt als sein Pendant, aber dennoch den Schritt in Richtung Ehrenamtsrente gehen möchte.

Dorfmüller weg, Petry weg, Schneider weg. Doch einer bleibt und führt die Vertreter aus dem Kreis Wetzlar auch die kommende Wahlperiode an. Alexander Neul ist auch weiterhin der Kreisfußballwart. Als Schleenbecker dann das Sitzungszepter wieder an Neul übergeben möchte, sperrt dieser sich und überlässt es Schleenbecker, die weiteren Wahlen durchzuführen.

Marcus Rettig bleibt weiterhin stellvertretender Kreisfußballwart. Neu mit dabei ist Silke Kaschta als Kassenwartin, die die Nachfolge von Friedel Petry übernimmt. Kreisschiedsrichterobmann Moritz Mohr und Kreisjugendwart Thorsten Riederer werden vom gesamten Gremium bestätigt, nachdem der Kreisschiedsrichter- und der Kreisjugendtag bereits im Vorfeld über die Bühne gegangen waren.

Was natürlich nicht fehlen darf, das sind Grußworte. Der Teil, der neben den Wahlen sonst immer die meiste Zeit einer solchen Veranstaltung einnimmt. Kreisfußballwart Neul macht es kurz und bündig. Er betont, dass der Verband auch in den kommenden Jahren für „Probleme eine gemeinsame Lösung“ finden werde. Ehringshausens Bürgermeister Jürgen Mock (SPD) begrüßt derweil die Besucher im „Wohnzimmer von Ehringshausen“. Beim Fußball, sagt Mock, interessiere es nicht, wo jemand herkomme. Die Integration sei eine wichtige Arbeit der Vereine.

Der scheidende Landrat und glühende BVB-Anhänger Wolfgang Schuster (SPD) macht den Vereinen ein Kompliment für die ausgezeichnete Jugendarbeit. Schuster erzählt Anekdoten von früher, als der Sieg „seines“ TuS Driedorf gegen den VfB Erda einmal dafür sorgt, dass die SG Ehringshausen in die Kreisoberliga aufsteigt. „Da wurde ich nachts um drei angerufen, und man hat sich dafür bedankt, dass wir gegen Erda gewonnen haben. Um vier klingelte das Telefon wieder, weil die Spieler sich dafür entschuldigen wollten, mich geweckt zu haben“, erinnert sich Schuster.

Norbert Leistner vom Sportkreis Lahn-Dill erzählt, dass der Sportkreis die Klammer für Vereine sei und dass der heimische Sportkreis ein erfolgreicher sei. Das sieht auch der Schatzmeister des Hessischen Fußball-Verbands (HFV), Jörn Metzler, so. Das Jahr 2024 sei angesichts der Europameisterschaft ein besonderes Jahr für den Fußball. Dazu kommen die 32 Kreisfußballtage in ganz Hessen, bei dem Wetzlar vorne mit dabei sei. „Die Kreisfußballtage sind die Grundlage für die nächsten Jahre“, betont Metzler.

Dieser lässt es sich am Ende nicht nehmen, drei altgediente Recken des Fußballkreises Wetzlar zu ehren. Friedel Petry, Manfred Schneider und Alexander Neul nehmen die Glückwünsche des Verbandes entgegen - und nach gut eineinhalb Stunden sind die Weichen für die Zukunft des Fußballkreises Wetzlar gestellt