Jubel nach dem Schlusspfiff, Foto: Getty Images
Was für ein Spiel, was für eine Aufholjagd und was für eine Spannung. Der SV Darmstadt 98 hat das Unglaubliche wahr gemacht und sich am Montag, 19. Mai 2014, den letzten freien Platz in der Zweiten Bundesliga gesichert. Nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel drehten die Lilien in Bielefeld die Partie und gewannen in der Nachspielzeit mit 4:2.
Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Nach dem sportlichen Abstieg in der vergangenen Saison, der nur aufgrund der Insolvenz der Offenbacher Kickers nicht Realtität wurde, steigt der SV Darmstadt 98 nach 21 Jahren Abstinenz wieder in die Zweite Bundesliga auf. Und dies, obwohl das Team von Erfolgstrainer Dirk Schuster nach der 1:3-Pleite im Hinspiel der Relegation im heimischen Stadion am Böllenfalltor eigentlich als der klare Verlierer aussah.
Doch die Truppe um Goalgetter Dominik Stroh-Engel, Kapitän Aytac Sulu und Torwart Jan Zimmermann, der die Lilien in Richtung Heidenheim verlässt, lieferten einen Auftritt voller Mut, Leidenschaft und Kampfgeist. Das Unmögliche wurde dadurch wahr und bescherte nicht nur allen hessischen, sondern sicher allen Fußballfans in Deutschland einen unvergesslichen Abend. Denn der SV98 glaubte an seine Minimalchancen und setzte von Beginn an alles auf Angriff, während sich Bielefeld zurücklehnte und recht passiv agierte.
Der erste Streich sollte dann durch den Top-Torjäger der Dritten Liga, Dominik Stroh-Engel, erfolgen, der zur Führung traf (23.) und die Aufholjagd einleitete. Nach dem Seitenwechsel sorgten zwei Treffer für noch mehr Salz in der Suppe. Die aufkommende Euphorie durch Hanno Behrens Tor zum 2:0 (51.) war durch den Anschluss von Bielefelds Felix Burmeister schnell dahin (53.). Aber Jérôme Gondorf brachte die Lilien nur zehn Minuten vor Schluss völlig verdient zurück und es ging in die Verlängerung.
Auch hier spielte nur der SV Darmstadt 98 und drückte - trotz oder gerade wegen der immer lauter werdenden Arminia-Fans - in Richtung gegnerisches Tor. Kurz vor Ende der ersten Verlängerungshälfte wurde es dabei noch einmal richtig hitzig, als Schiedsrichter Dr. Jochen Drees ein Handspiel im Arminia-Strafraum nicht pfiff und den Lilien einen Elfmeter verweigerte. Doppeltes Pech, in der 110. Minute traf Kacper Przbylko zum überraschenden 2:3, sodass nun wieder die Arminia in Liga zwei verblieben wäre.
Doch dann kam Elton da Costa und sorgte für grenzlosen Jubel. Erst in 112. Minute eingewechselt zeigte der Oldie welch gute Schusstechnik er hat und zog aus 20 Metern ab. Das Spielgerät schlug, vom am Boden liegenden Bielefelder Burmeister noch abgefälscht, im rechten Eck ein und der Wahnsinn war perfekt (120.+2).
Auch heute am Tag danach gibt es in Hessen nur ein Thema, nämlich dieses Spiel, diese Moral und diese unglaubliche Geschichte. Der Hesssiche Fußball-Verband gratuliert dem SV Darmstadt 98 herzlich zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga und verneigt sich vor einer großartigen Leistung.