WM-Quali geschafft: U 19 besiegt Niederlande im Elfmeterkrimi

22. Juli 2016 · Junioren · von: dfb

Die deutschen U19-Jungs jubeln nach dem Elfmeterschießen. Foto: getty images

Deutschlands U 19-Junioren haben bei der Heim-EURO in Baden-Württemberg nach einem dramatischen Krimi gegen die Niederlande das Minimalziel WM-Qualifikation geschafft. In Sandhausen setzte sich das Team von DFB-Trainer Guido Streichsbier nach kuriosem Spielverlauf mit 5:4 (3:3/2:2/1:0) im Elfmeterschießen durch und machte damit EM-Platz fünf und die damit verbundene Qualifikation für die U 20-WM in Südkorea 2017 (20. Mai bis 11. Juni) perfekt.

Vor 8592 Zuschauer im Hardtwaldstation in Sandhausen sah es nach dem vierten Turniertreffer von Philipp Ochs (44.) schon in der regulären Spielzeit nach einem sicheren Sieg für die hoch überlegene DFB-Auswahl aus. Kurz vor Schluss drehten Abdelhak Nouri (81.) und Dennis van der Heijden (88.) aber völlig überraschend die Partie. Deutschland stemmte sich gegen die drohende Niederlage, Joker Suat Serdar nickte in der dritten Minute der Nachspielzeit zum viel umjubelten Ausgleich ein.

Streichsbier: "Ich bin wahnsinnig stolz auf die Burschen"
In der Verlängerung stach auch der zweite Joker: Marvin Mehlem (96.) netzte nach einem Traumpass von Maximilian Mittelstädt ein, doch der Krimi war damit noch nicht beendet. Sam Lammers (111.) egalisierte erneut die deutsche Führung. Im Elfmeterschießen verwandelte Benjamin Henrichs den zwölften Elfmeter zum Sieg für das DFB-Team.

"Ich bin wahnsinnig stolz auf die Burschen", sagte Streichsbier: "Wir waren am Boden, aber die Jungs haben das riesig gemacht. Es wäre ein Wahnsinn gewesen, wenn wir heute verloren hätten. Wir hatten wieder so viele Chancen. Ich habe den Jungs gesagt: Wenn ihr das übersteht, werdet ihr ein großes Jahr vor euch haben. Das war Werbung für den Jugend-Fußball."

Mittelstädt und Besuschkow in der Startelf

Im Vergleich zum 3:0 gegen Österreich nahm Streichsbier zwei Änderungen vor: Für den gesperrten Gino Fechner und den verletzten Fabian Reese rückten Maximilian Mittelstädt und Max Besuschkow in die Startelf, die in der ersten Halbzeit auch prompt zu den Aktivposten zählten. Die deutsche U 19 übernahm von Beginn an die Spielkontrolle und suchte den Weg nach vorne, ohne aber hinten zu offen zu stehen.

Vor allem bei Standards wurde es dabei gefährlich: Bei einem von Ochs per Hacke vorgelegten Freistoß schoss Besuschkow flach knapp links am Tor vorbei (18.). Bei einer kurz ausgeführten Ecke passte Ochs flach an den Fünfer, Mittelstädt kam aus drei Metern völlig frei zum Abschluss, hob den Ball aber über das Tor (25.).

Ochs bricht den Bann
In der 39. Minute war es erneut der linke Offensivspieler, der für große Torgefahr sorgte. Einen langen Pass stoppte Mittelstädt links im Strafraum gekonnt und visierte beim Abschluss die lange Ecke an. Pablo Rosario rettete artistisch mit der Hacke für den bereits geschlagenen Keeper Yanick van Osch. Ochs schlenzte zudem einen Freistoß aus 18 Metern hauchdünn über den Querbalken (42.).

Der Druck der Deutschen wuchs und wurde zwei Minuten vor der Pause belohnt: Einen tollen Diagonalpass von Mittelstädt nahm Ochs klasse an, ließ zwei Gegenspieler stehen und auch van Osch keine Chance. Calvin Verdonks Rettungsversuch auf der Linie misslang (43.) und Deutschland ging mit einem hoch verdienten 1:0 in die Pause. Kurz zuvor kam noch Janni-Luca Serra für den an muskulären Problemen leidenden Teuchert in die Partie.


Niederländer retten in höchster Not
In der zweiten Halbzeit dominierte die deutsche U 19 weiter klar das Spiel. Die Niederlande hatte alle Hände voll damit zu tun, die vielen Offensivaktionen des DFB-Teams abzuwehren. Glück hatten die Niederländer als sie einen wuchtigen Kopfball von Phil Neumann in letzter Sekunde von der Linie kratzen konnten (59.). Besuschkow (62.) und Henrichs (65.) verzogen aus der Distanz knapp.

Kurz darauf musste der eingewechselte Serra nach einem Foul von Hidde ter Avest verletzt vom Feld (70.), Suat Serdar rückte für den groß gewachsenen Angreifer in die Partie. Trotzdem blieb die DFB-Auswahl klar überlegen. Als Gül nach einer Ecke aufs lange Eck köpfte, jubelten die Zuschauer im Hardtwaldstadion bereits, Mittelfeldmann Abdelhak Nouri haute den Ball von der Linie (74.).

Serdar beantwortet Oranjes Doppelschlag
Von den Niederländern war auch in der Schlussphase offensiv zunächst fast nichts zu sehen, DFB-Schlussmann Florian Müller blieb nahezu beschäftigungslos. Nach einem Zweikampf zwischen Jannes-Kilian Horn und van der Heijden am Strafraum des DFB-Teams entschied der spanische Schiedsrichter Alejandro Hernandez auf Freistoß für die Niederlande. Kapitän Nouri lief an und traf aus 17 Metern in den linken Winkel. Müller war noch mit den Händen dran, konnte die Flugbahn aber nicht entscheidend verändern (81.).

Deutschland reagierte mit wütenden Angriffen, van Osch verhinderte bei einem Volleyschuss von Gül überragend die erneute Führung für Deutschland (84.). Stattdessen schlug es wieder auf der Gegenseite ein. Bei einem langen Ball von der linken Seite setzte sich van der Heijden im Luftduell gegen Benedikt Gimber durch, nickte ins lange Eck ein und stellte den Spielverlauf damit endgültig auf den Kopf (88.).

Das DFB-Team warf anschließend alles nach vorne. Bei einer Ecke in der Nachspielzeit rückte selbst Torwart Müller mit auf, Amara Conde brachte den Ball auf den kurzen Pfosten, Serdar stand blank und köpfte aus drei Metern zum 2:2 ein.

Mehlem vollendet Mittelstädts Sololauf
Beflügelt von dem späten Ausgleich gab Deutschland auch in der Verlängerung den Ton an. Mittelstädt eroberte in der eigenen Hälfte den Ball und startete zu einem Sololauf über den halben Platz, den er mit einem Traumpass in die Gasse veredelte. Der in der 85. Minute für Besuschkow eingewechselte Mehlem lief in die Schnittstelle, nahm den Ball mit rechts mit und schob mit links im langen Eck ein (96.).

Auch in der Folge sah das lautstarke Publikum in Sandhausen ein Spiel auf ein Tor, Ochs (106.) verpasste mit einem Schuss aus 17 Metern die Vorentscheidung, stattdessen schlug wieder Oranje zu. Lammers schob den Ball nach einem langen Pass von Verdonk an Müller vorbei zum 3:3 in Netz (111.). Van der Heijden (116.) und Henrichs (120.) hatten für ihre Teams jeweils den Siegtreffer auf dem Fuß, der Niederländer scheiterte freistehend aus sechs Metern an Müller, Henrichs traf aus der Distanz die Latte.
Henrichs lässt DFB-Team jubeln

Im Elfmeterschießen trafen Verdonk, Lammers, van der Heijden und Rosario für die Niederlande und Ochs, Gül, Mittelstädt sowie Gimber für das DFB-Team. Conde und Nouri verschossen jeweils, sodass es mit dem sechsten Schützen weiterging. Auch Michel Vlap traf für die Niederlande die Latte, ehe Henrichs Deutschland nervenstark zum Sieg und nach Südkorea schoss.