Verspätet mit dem „Wartburg“ zum ersten Termin in Frankfurt

25. Juni 2015 · Allgemein · von: Hartmut Gerlach

Ein Gruppenbild zum Besuch mit der überreichten Collage.

Silberjubiläum mit Freunden, Politikern, einem Gründungsmitglied, dem LSB-Chef und dem Vorstand

Joachim Zeng kann sich noch genau erinnern. Als er im Mai 1991 im „Wartburg“ nach Frankfurt/Main zur Zentrale des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) fuhr, verpasste er den vereinbarten Termin gleich um zweieinhalb Stunden. Ein Stau hatte ihn aufgehalten und der dürftige Reiseatlas - an Navigation oder Handy war damals natürlich nicht zu denken - half auch wenig. Doch der Empfang durch Irene Wissenbach von der HFV-Geschäftsstelle fiel überaus herzlich aus. Und so konnte sich der Mann aus Thüringen, der mehr als ein Jahr zuvor die Gründungsurkunde des Verbandes mit unterschrieben hatte, an seine drei Wochen umfassende Arbeit machen: die Ausstellung von ca. 30.000 Spielerpässen auf der Grundlage der Mannschaftslisten der Vereine für das neue Spieljahr.

Die freundliche Begegnung zwischen Irene Wissenbach und Joachim Zeng war symptomatisch für das sehr gute Verhältnis zwischen den Männern und Frauen der ersten Stunde in Thüringen und den hessischen Sportfreunden. Darauf gingen alle Redner beim Empfang des Thüringer Fußball-Verbandes anlässlich seines 25. Geburtstag am Mittwochnachmittag in Erfurt-Linderbach ein. Wobei jeder, der ans Rednerpult ging, so seine persönlichen Erinnerungen an die aufregenden Wendejahre hatte.

Präsident Dr. Wolfhardt Tomaschewski bedankte sich noch einmal nachdrücklich beim HFV, der als Pate des neuen Thüringer Verbandes fungierte, für die auch sehr zeitaufwändige Unterstützung bis in die Mitte der 90er Jahre. Besonders verdient gemacht hatten sich Hans-Hermann Eckert, damals Präsident, Edgar Roth, Toni Pliska, Irene Wissenbach, Wolfgang Schlosser und Rolf Lutz. Letzterer gehörte zur Delegation des HFV in Erfurt-Linderbach. Der TFV sei der erste Fußball-Verband im Osten gewesen, betonte Tomaschewski und erklärte wörtlich: „Die Einheit im Fußball hat sich besser vollzogen als in manch anderem Bereich.“

Dem konnte HFV-Präsident Rolf Hocke nur zustimmen. Er sei heute zu Gast bei Freunden, sagte er. Als Nachbarland von Thüringen habe sich Hessen moralisch verpflichtet gefühlt zu helfen. Das, was man im Verwaltungsbereich für den TFV getan habe, sei selbstverständlich, so Hocke. Er erinnerte sich noch gut daran, wie die vielen Trabis, die Richtung Westen fuhren, zum Abbruch eines privaten Sonntagsausflugs führten. Er überreichte eine von Rolf Lutz gefertigte Collage, die in Bildern und Dokumenten die, so der ehemalige HFV-Pressewart, „dramatische Zeit“ darstellte.

Peter Gösel, der Präsident des Landessportbundes (LSB) Thüringen, würdigte die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen LSB und TFV. „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, unterstrich er und erinnerte daran, dass auch der Hessische Landessportbund dem Thüringer hilfreich zur Seite gestanden hatte.

In Doppelfunktion war Rainer Milkoreit zum Empfang erschienen. Der TFV-Ehrenpräsident ist bekanntlich Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV). Er sprach von einer spannenden Zeit zwischen Januar und Juni 1990, in der er sowohl seine berufliche als auch ehrenamtliche Tätigkeit neu ordnen musste. Milkoreit überbrachte die Grußadressen des DFB und NOFV, wobei Präsident Wolfgang Niersbach in einem Brief um Verständnis gebeten hatte, nicht in Erfurt weilen zu können.

Uwe Höhn (SPD), der Landtagsvizepräsident, war in der Wendezeit ein junger Schiedsrichter, der gerade den Sprung in die Bezirksliga geschafft hatte. Doch die Wahl zum Bürgermeister in Schwarzbach setzte seiner Karriere auf diesem Gebiet ein Ende. Er bezeichnete den TFV als einen Verband, der den Vereinen in all den Jahren ein anspruchsvolles Mittun abverlangt habe. Voller Respekt sprach er von der Strukturreform des Verbandes, die ein Vorbild für die Pläne der Landesregierung zur Gebietsreform sein könnten. Als ein Vertreter der Regierungskoalition stieß leicht verspätet noch Dirk Adams, der Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Thüringer Landtag, zur Runde im Hotel Landidyll.

Nach den zahlreichen Ansprachen kam es zu angeregten Gesprächen zwischen den Mitgliedern des Vorstandes, den Ehrenmitgliedern, dem Gründungsmitglied und der Abordnung des Hessischen Fußball-Verbandes, die neben Rolf Hocke und Rolf Lutz aus Hans Wichmann, Horst Schott und Geschäftsführer Gerhard Hilgers bestand. Die Freunde aus dem benachbarten Landesverband erlebten zusammen mit dem TFV-Präsidium eine Stadtführung in Erfurt und einem gemeinsamen Abend mit den Thüringern, bevor sie am Donnerstagvormittag wieder zurückfuhren.