USA gewinnen Frauen-Weltmeisterschaft – Deutschland wird Vierter

06. Juli 2015 · Allgemein · von: Clemens Weingärtner

Wurden Vierter: Kapitänin Nadine Angerer (li.) und das deutsche Team. Foto: getty images

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Frauen-Weltmeisterschaft 2015 in Kanada für sich entscheiden können. In einem spektakulären Finale sicherten sich die US-Girls mit einem 5:2-Erfolg über Japan zum dritten Mal nach 1991 und 1999 die WM-Trophäe.

Bereits nach einer Viertelstunde schien die Partie im B.C. Place Stadium in Vancouver entschieden: Zu diesem Zeitpunkt führten die Amerikanerinnen nämlich schon 4:0. In der 3. Minute eröffnete Carli Lloyd, die später zur besten Spielerin des Turniers gekürt wurde, mit einem Schuss nach einem flachen Eckball den Torreigen. Keine zwei Minuten später war die Torjägerin erneut erfolgreich. Nach einem Freistoß stocherte sie im Gewühl den Ball zur 2:0-Führung in die Maschen. Die Japanerinnen hatten kaum Zeit sich zu erholen. Nach einer zu kurzen Abwehraktion schoss Lauren Holiday zum 3:0 ein. Kurz darauf folgte das schönste Tor des Finales: Lloyd erkannte, dass Japans Torhüterin Ayumi Kaihori zu weit vorne stand und schoss von der Mittellinie über die verblüffte Torfrau hinweg in das Gehäuse der Asiatin. Nach 15 Minuten und drei Sekunden führte die USA somit 4:0 gegen Japan und die Revanche für das verlorene WM-Finale 2011 schien perfekt. In der 27. Minute gelang schließlich Japans Stürmerin Yuki Ogimi das 1:4, das bis zur Halbzeit Bestand hatte.

Kurz nach dem Seitenwechsel verlängerte US-Verteidigerin Julie Johnston einen Freistoß der Japanerin Aya Miyama ins eigene Tor und der Vorsprung betrug nur noch zwei Tore. Die Amerikanerinnen hatten aber prompt die passende Antwort parat: Tobin Heath netzte nach einer Ecke zum 5:2 ein. Nach dem Schlusspfiff reckte Lloyd unter dem Applaus der über 50.000 Zuschauer die WM-Trophäe in den Himmel.

Aufgrund der furiosen Anfangsviertelstunde und der Anfälligkeit Japans bei Standardsituation war der Sieg der Amerikanerinnen verdient, zumal auch die Leistungen in den vorigen k.o.- und Gruppenspielen bemerkenswert waren.

Unterdessen reiste die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft zurück nach Deutschland. Im Spiel um Platz 3 verlor das Team von Trainerin Silvia Neid mit 0:1 nach Verlängerung. Fara Williams erzielte nach einem Foul von Tabea Kemme an Lianne Sanderson per Elfmeter das entscheidende Tor.

Nadine Angerer sagte nach ihrem letzten Spiel für das DFB-Team: „Das hätten wir uns alle anders vorgestellt. Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen - bis auf den Torabschluss.“ Damit fasste die Kapitänin den Spielverlauf treffend zusammen. Die DFB-Frauen waren über weite Strecken das bessere Team, konnten ihre Überlegenheit aber nicht in Tore ummünzen. Bezeichnend war dafür die große Chance zum Ausgleich durch einen Kopfball von Bianca Schmidt, den sie freistehend nicht im Tor unterbringen konnte.

Gänzlich ohne Trophäe verabschiedete sich die deutsche Mannschaft jedoch nicht. Celia Sasic gewann mit ihren sechs Treffern den Goldenen Ball. Zwar war US-Kapitänin Lloyd ebenfalls sechsmal erfolgreich, jedoch erzielte die Stürmerin vom 1. FFC Frankfurt ihre Treffer in weniger Einsatzzeit als die amerikanische Torjägerin. Beim zweiten Auswahlkriterium, den Torvorlagen, waren die beiden Angreiferinnen mit jeweils einen Assist ebenfalls gleichauf gewesen.

Mit dem vierten Platz erreichte die DFB-Auswahl das Minimalziel und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Nach dem souveränen ersten Platz in der Gruppe besiegte die Neid-Elf Schweden im Achtelfinale eindrucksvoll mit 4:1. Im Viertelfinale bezwangen die deutschen Spielerinnen um Kapitänin Angerer Frankreich im Elfmeterschießen. Im Halbfinale war der spätere Titelträger USA überlegen und gewann verdient mit 2:0. Sasic hatte beim Stand von 0:0 einen Elfmeter neben das Tor geschossen und die Chance zur Führung vergeben.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war dennoch zufrieden mit dem Abschneiden der deutschen Mannschaft: „Auch wenn es diesmal nicht für ganz oben gereicht hat, bleibt das positive Fazit, dass wir zu den besten vier Teams der Welt zählen und uns für Olympia qualifiziert haben.“
Erfreulich dürfte sein, dass viele gute junge Spielerinnen für die kommenden Aufgaben bereit stehen: Lena Petermann, Sara Däbritz und Tabea Kemme zeigten vielversprechende Leistungen und dürften bei den anstehenden Turnieren wichtige Rollen einnehmen.