U19-EM-Qualifikation in Hessen: Co-Trainer Hanno Balitsch im Interview

21. März 2017 · Junioren · von: Matthias Gast

Der Kreis schließt sich: Der neue U19-Nationalmannschafts-Co-Trainer Hanno Balitsch nimmt Abschied im Stadion des SV Waldhof. Foto: getty images

Seit Mitte Februar ist der 343-fache Bundesligaspieler und ehemalige Nationalspieler Hanno Balitsch Co-Trainer der deutschen U19-Nationalmannschaft. Bei den drei Qualifikationsspielen gegen Zypern, Serbien und die Slowakei wird er erstmals mit auf der Bank sitzen und seinen Teil zu einem hoffentlich erfolgreichen Abschneiden des Teams beitragen. HFV-online.de hat mit dem 36-Jährigen gesprochen.

Hallo Herr Balitsch, Sie sind nach dem Abschluss Ihrer aktiven Spielerkarriere als Assistent des Kommentators in der Champions League und als Experte in der ZDF-Sportreportage tätig. Schon als Spieler waren Sie jemand, der seine Meinung klar und offen geäußert hat. War das daher am Naheliegendsten?
Hanno Balitsch:
„Ich wurde beim damaligen ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz auch aufgrund von gegebenen Zeitungsinterviews empfohlen. Daraufhin hatte ich ein Vorstellungsgespräch, im Zuge dessen beide Seiten abklopfen konnten, ob sie zusammenpassen und die Aufgabe erfüllt werden kann. Dafür ist es natürlich elementar, eine Meinung zu haben und diese zu äußern. Letzten Endes muss man bei dieser Aufgabe genauso wie auf dem Platz durch Leistung überzeugen.“

Nun sind Sie zusätzlich auch Co-Trainer der deutschen U19-Nationalmannschaft. Was reizt Sie daran besonders?
Balitsch
: „Ich bleibe dadurch dem Fußball verbunden und kann meine Erfahrung weitergeben. Ich habe selbst an einer U18-Europameisterschaft, einer U20-Weltmeisterschaft und einer U21-Europameisterschaft teilgenommen. Da ich meine Karriere erst kürzlich beendet habe, habe ich noch den Stallgeruch, kann meine Erlebnisse teilen und die Emotionen der Spieler mitfühlen.“

Wie sind Sie in diese Arbeit involviert?
Balitsch
: „Ich bin ein Teil des Trainerteams mit dem Cheftrainer Frank Kramer an der Spitze und wurde von allen toll aufgenommen. Unsere unterschiedlichen Facetten ergänzen sich gut. Beispielsweise übe ich gemeinsam mit meinem Co-Trainer-Kollegen Maik Halemeier die offensiven Standards ein, Torwarttrainer Manuel Schneider ist für die defensiven Standardsituationen zuständig. Beim ersten Lehrgang bin ich gleich offen auf die Spieler zugegangen habe den direkten Draht zu ihnen gesucht.“

Was erwarten Sie von den drei Qualifikationsspielen in Hessen?
Balitsch
: „Ich erwarte eine sehr anstrengende Phase. Wir haben nur drei Tage bis zum ersten Spiel und dann geht es Schlag auf Schlag. Die enge Taktung der Spiele ist eine große Aufgabe. Wir tun alles dafür, um durch Videostudium etc. bestmöglich vorbereitet in jedes Spiel zu gehen. Wir werden auch die Gegner beobachten und unsere Erkenntnisse einfließen lassen. Der Fokus liegt klar auf der Mannschaft. Ich rechne nicht damit, in diesen Tagen Freizeit zu haben. Unser Ziel ist es natürlich, uns in Hessen für die EM in Georgien zu qualifizieren.“

Wo sehen Sie Ihre Zukunft: auf dem Platz? Im TV-Studio? Im Managementbereich?
Balitsch:
„In meiner letzten Saison als Spieler habe ich parallel schon für das ZDF gearbeitet und konnte in dieser Funktion letzten Sommer bei der Europameisterschaft dabei sein. Ich möchte mich möglichst breit aufstellen und sehen, was mir am meisten Spaß macht. Das beinhaltet längere intensive Arbeitsphasen, aber auch Phasen, in denen das Familienleben im Vordergrund steht. Das Fußball-Geschäft ist so schnelllebig. Daher ist es vorteilhaft, mehrere Standbeine zu haben, um sich eventuell später spezialisieren zu können.“

Im Juni steht Ihr Abschiedsspiel in Mannheim an. Können Sie uns davon schon etwas verraten?
Balitsch
: „Mein Abschiedsspiel findet am 9. Juni ab 18 Uhr im Mannheimer Carl-Benz-Stadion statt. Der Verein ist diesbezüglich auf mich zugekommen. Das freut mich und zeigt meine gute Beziehung zum SV Waldhof. Deren Regionalliga-Mannschaft, die hoffentlich dann aufgestiegen ist, spielt gegen „Hanno and friends“. Ich habe schon viele Zusagen erhalten, unter anderem von Simon Rolfes, Stefan Kießling, Michael Tarnat sowie dem Arsenal-Kapitän und amtierenden Weltmeister Per Mertesacker. Bei diesem Familienevent werden auch viele ehemalige Trainer und Betreuer auf der Tribüne sitzen. Außerdem gibt es ein Rahmenprogramm, beispielsweise ist Teresa Enke mit der Robert-Enke-Stiftung vor Ort. Seit Montag läuft der Vorverkauf für dieses Spiel zu sehr humanen Preisen. Die teuerste Sitzplatzkarte kostet zwölf Euro. Der Erlös geht an die Jugend des SV Waldhof Mannheim, in der ich selbst auch gespielt habe. So schließt sich der Kreis.“