TSV Eintracht Stadtallendorf: Der Jäger lauert bis zum Schluss

14. Juli 2017 · Top-News · von: Claudio Palmieri

Der TSV Eintracht Stadtallendorf spielt zum ersten Mal in seiner 97-jährigen Klubgeschichte in der Regionalliga. Der Aufstieg als Vizemeister der LOTTO Hessenliga gilt als größter Erfolg der Vereinshistorie – der Klassenerhalt in der Südwest-Gruppe würde diesen Meilenstein vergolden. Da die Gegner künftig Waldhof Mannheim, FSV Frankfurt, Kickers Offenbach oder auch TSG Hoffenheim II heißen, will die Eintracht nichts dem Zufall überlassen. Fünf Neuzugänge hat der TSV, bei dem einst der 19-fache Nationaltorwart Eike Immel (später u.a. Borussia Dortmund, VfB Stuttgart) seine ersten Schritte gen Profifußball machte, schon vorzuweisen – darunter Flügelflitzer Julian Purcell von Viktoria Urberach und Mittelfeld-Allrounder Amar Zildzovic vom FC Bayern Alzenau.

Foto: Verein

Auch sonst hat sich rund um das 6.600 Zuschauer fassende Herrenwaldstadion Einiges getan. Mit A-Lizenz-Inhaber Ante Markesic steht Eintracht-Chefcoach Dragan Sicaja ein erfahrener Co-Trainer zur Seite. Der neue Athletiktrainer Stefan Backhaus komplettiert den Stab, dem noch Torwarttrainer Wolfgang Ernst angehört. Am 21. Juni bat das Trainerteam die Mannschaft zum Trainingsauftakt. Auf der heimischen Sportanlage steht den Fußballern zukünftig ein zweiter Kunstrasenplatz zur Verfügung. Sogar ein Eintracht-Fanclub hat sich vor kurzem gegründet. „Wir wollen gute Gastgeber sein, aber auch auswärts für Stimmung sorgen. Wir fangen eben erst an – gebt uns eine Chance!“, heißt es dazu auf der TSV-Homepage.

Die Entwicklungen zeugen von der Euphorie, die sich mit dem sportlichen Erfolg in der 22.000-Einwohner-Stadt nahe Marburg einstellte. Was war das aber auch für ein dramatischer Endspurt in der LOTTO Hessenliga! Lange schien es nur eine Frage der Zeit, bis der SC Hessen Dreieich Meisterschaft und Regionalliga-Aufstieg sicherstellen würde. Doch Ende März erklärte der souveräne Tabellenführer, auf sein Aufstiegsrecht zu verzichten – urplötzlich war der Traum von der Regionalliga für die Konkurrenz wieder in Reichweite. Denn: Zum direkten Sprung in die Viertklassigkeit würde nun selbst ein zweiter Platz reichen, sofern der Meister Dreieich hieße.

Eintracht Stadtallendorf war dabei fast durchweg in der Rolle des Jägers – die Gejagten, das waren die anderen. Zwischen dem elften und dem 22. Spieltag belegten die Sicaja-Elf fast ausnahmslos den zweiten Platz hinter Dreieich. Dann, nach einem 2:5 im März gegen Rot-Weiss Frankfurt, fiel der TSV Eintracht hinter den zweiten großen Konkurrenten zurück.

Die Freude darüber, dass Stadtallendorf den kurzzeitig schwächelnden Dreieicher im April die Tabellenführung entreißen konnte, währte nur kurz: Zwei Spieltage vor Rundenende fand sich der TSV nach einem 1:2 beim FSC Lohfelden auf dem dritten Platz wieder. Dass Rot-Weiss Frankfurt am vorletzten Spieltag nicht über ein 1:1 gegen Lohfelden hinauskam, änderte für die Stadtallendorfer wenig. Rot-Weiss und TSV Eintracht waren jetzt zwar punktgleich, der direkte Vergleich sprach allerdings für die Frankfurter. Außerdem, so der Tenor der Liga-Kenner, würden sich die Rot-Weißen keinen zweiten Ausrutscher in Folge leisten. Seit November hatte die Elf von Trainer Daniyel Cimen bis auf drei Remis alle Punktspiele gewonnen.

Die Ausgangslage vor dem Saisonfinale war kurios: Bei einer Niederlage von Primus Dreieich, der drei Punkte Vorsprung hatte, und gleichzeitigen Siegen der beiden ärgsten Verfolger wäre eine separate Tabelle erstellt worden. Dann hätte Stadtallendorf im direkten Vergleich vorn gelegen. Auf dieses Szenario ließ es der SC Hessen jedoch nicht ankommen. Die Elf von Ex-Nationalspieler Rudi Bommer holte mit einem 0:0 in Lohfelden den letzten noch benötigten Zähler zum Meistertitel.

Rot-Weiss Frankfurt verlor dagegen mit 2:3 beim Siebten TSV Lehnerz – und der scheinbar ewige Verfolger Stadtallendorf nutzte die Gunst der Stunde: Mit einem 2:0-Sieg bei Schlusslicht Viktoria Urberach machte der TSV den Sprung in die Regionalliga perfekt. Top-Torjäger Del-Angelo Williams (18 Treffer), der in der 73. Minute die 1:0-Führung erzielte, und Erdinc Solak, der drei Minuten später das 2:0 nachlegte, erlösten die knapp 100 mitgereisten Eintracht-Anhänger in der Schlussphase – und sicherten sich ihren Platz in der Vereinschronik.