Trainer und Spieler Cimen: Was er Gomez und Poldi voraus hat

19. September 2015 · Allgemein · von: Frank Schneider

Tabellenführer als Trainer, Tabellenführer als Spieler: Daniyel Cimen. Foto: getty images

Daniyel Cimen spielte 62-mal für Deutschland und galt als großes Talent. Seine Mitspieler in den U-Auswahlteams des DFB hießen Mario Gomez und Lukas Podolski. Schon mit 26 Jahren beendete Cimen seine Profi-Karriere - ohne den Durchbruch geschafft zu haben. Jetzt ist er Trainer in der Hessenliga und Spieler in der Gruppenliga - und mit beiden Mannschaften Tabellenführer.

Vor vier Jahren traf Daniyel Cimen eine wegweisende Entscheidung. Er hörte auf als Fußballprofi, obwohl erst 26, und schlug bei Eintracht Frankfurt die Trainerlaufbahn im Nachwuchsbereich ein. Ein Schritt, den damals nicht jeder verstand, schließlich hatte er einst zu den hoffnungsvollsten Talenten Deutschlands gehört. Bereits in der U 15 hatte er im deutschen Nationaltrikot debütiert, insgesamt kam er bis zur U 20 auf 62 Einsätze in den Auswahlteams des DFB. Dort hießen seine Mitspieler unter anderem Mario Gomez, Lukas Podolski, Rene Adler oder Christian Gentner.

Sie alle befinden sich im Spätherbst von erfolgreichen Karrieren, während Cimen sich aktuell als aufstrebender Trainer im Rhein-Main-Gebiet profiliert. Mit Aufsteiger Rot-Weiß Frankfurt führt der A-Lizenz-Inhaber bei seiner ersten Trainerstation im Seniorenbereich nach sieben Siegen in Folge souverän die Tabelle der Hessenliga (5. Liga) an.

Der große Durchbruch als Profifußballer blieb dem Sohn armenischer Eltern, der wie Rudi Völler in Hanau geboren wurde, verwehrt. Angesichts des Talents und der Vorschusslorbeeren klingen die 15 Bundesligaspiele, die Cimen für Eintracht Frankfurt bestritten hat, eher enttäuschend. Immerhin zwei Bundesliga-Aufstiege und das Mitwirken im Endspiel des DFB-Pokals gegen Bayern München (0:1) im April 2006 stehen in Cimens Vita. Seine weiteren Vereine hießen Eintracht Braunschweig, Erzgebirge Aue und Kickers Offenbach.

Nach Ablauf seines Vertrags in Aue wechselte Daniyel Cimen als spielender Co-Trainer zur U 23 von Eintracht Frankfurt. Eine perspektivische Entscheidung. Als sein Trainer Oscar Corrochano überraschend als Nachfolger des nach Augsburg wechselnden Markus Weinzierl beim damaligen Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regenburg anheuerte, strukturierte die Eintracht ihren Nachwuchsbereich neu. Daniyel Cimen wurde zum Cheftrainer der U 19 befördert und hatte diesen Posten bis November vergangenen Jahres inne. Seit Juli nun ist der Ex-Profi für den Hessenliga-Aufsteiger Rot-Weiß Frankfurt als Trainer tätig.

Fußball spielt Daniyel Cimen weiterhin – ebenfalls erfolgreich. Der 30-Jährige ist Abwehrchef beim ambitionierten Gruppenliga-Aufsteiger FC Hanau 93. Der frühere Zweitligist, übrigens der älteste Fußballclub Hessens, hat nicht nur Tradition vorzuweisen, sondern auch große Ziele. Neben Cimen kickt beim Siebtligisten mit Ervin Skela ein weiterer Ex-Profi der Frankfurter Eintracht. Trainer Antonio Abbruzzese (früher Viktoria Aschaffenburg) hat ein qualitativ starkes Team zur Verfügung, dem der Durchmarsch in die Verbandsliga Süd zugetraut wird. Genauso wie als Trainer der Frankfurter Rot-Weißen, darf sich Cimen auch als Spieler des FC Hanau 93 in der Gruppenliga Frankfurt Ost aktuell Tabellenführer nennen. Zweimal Spitzenreiter - das können sogar ein Gomez oder Podolski nicht von sich behaupten.

„Ich bin Trainer Antonio Abbruzzese und dem Sportlichen Leiter Giovanni Fallacara sehr dankbar, dass ich in Hanau spielen kann“, sagt Cimen. Die beiden Sportchefs der 93er wissen wiederum, was sie an ihrem Routinier haben. Da fällt es leicht, Kompromisse zu finden, wenn es zu zeitlichen Überschneidungen kommt. Klar ist: Der Trainerjob geht für Daniyel Cimen vor. Die Trainingseinheiten des Gruppenligisten kann er nur mittwochs besuchen, an den anderen Wochentagen leitet er abends das Übungsprogramm der Rot-Weißen.

„Daniyel bringt überragende Leistungen und ist körperlich auf einem guten Niveau“, lobt Abbruzzese sein Defensiv-Ass. Cimen fordert keine Sonderbehandlung, vielmehr genießt er die Rolle, bei den 93ern einfach nur Spieler sein zu können. „Davon profitiere ich auch als junger Trainer, da ich das Tagesgeschäft von beiden Seiten kenne.“

Der Spielplan meint es überwiegend gut: Die Hessenligaspiele sind in der Regel samstags, während in der Gruppenliga fast immer sonntags gespielt wird. Die Hanauer müssen zudem keine Angst haben, dass Cimen auch als Spieler für Rot-Weiß Frankfurt auflaufen möchte. „Ab einem gewissen Liga-Niveau macht es keinen Sinn mehr, als Spielertrainer zu fungieren. Ich möchte die Funktionen Trainer und Spieler klar abgrenzen“, betont Cimen.