Top-Starter Rot-Weiß Frankfurt: „Varol und Andre haben dieses Besondere“

26. August 2015 · Allgemein · von: Sascha Timmas

Rot-Weiß-Frankfurt-Trainer Daniyel Cimen (re.) beim Spiel seines Teams gegen die Nationalmannschaft Palästinas (0:4) am Dienstagabend. Foto: Timmas

LOTTO-Hessenliga Spitzenreiter Rot-Weiß Frankfurt hat einen perfekten Saisonstart hingelegt. Dem Verbandsliga-Aufsteiger gelangen fünf Siege in den ersten fünf Spielen. Trotzdem bleiben Trainer und Spieler realistisch.
Der Start in eine neue Saison kann für so manches Team früh die Weichen für den weiteren Saisonverlauf stellen. Wenn es zu Anfang nicht gleich so läuft, wie geplant, wird die erste Krise ausgerufen und an sämtlichen Entscheidungen gezweifelt. Wohl demjenigen Team, welches nach fünf Spieltagen mit fünf Erfolgen gesegnet ist. So wie die Mannschaft von Trainer Daniyel Cimen, Rot-Weiß Frankfurt. Der Aufsteiger aus der Verbandsliga Süd legte einen perfekten Saisonstart hin und führt die Tabelle der LOTTO Hessenliga überraschend an. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels gegen die Nationalmannschaft von Palästina, das 4:0 für das internationale Team endete, haben wir mit Daniyel Cimen über den starken Saisonstart gesprochen:

Herr Cimen, fünf Spiele, fünf Siege. Besser hätte es für Ihr Team nicht laufen können?!
Von der Punkteausbeute geht es wirklich nicht besser. Aber die Art und Weise, wie wir gespielt haben, ist noch verbesserungswürdig. Auch im letzten Spiel konnten wir einen eher glücklichen Sieg einfahren. Die Punkte nehmen wir natürlich gerne mit. Es ist eine schöne Momentaufnahme, mehr allerdings nicht.

Was macht die Mannschaft denn zurzeit so erfolgreich?
Wir haben sehr gut in unserer Vorbereitung gearbeitet. Es war eine sehr kurze, intensive Vorbereitung. Durch die Aufstiegs-Relegation hatten die meisten Spieler nur zwei Wochen Urlaub. Trotzdem haben sie super mitgezogen. Vielleicht ist mit dem jetzigen Erfolg auch noch ein bisschen die Euphorie des Aufstieges verbunden. Im Großen und Ganzen liegt es aber vor allem daran, dass die Mannschaft sehr lernwillig ist und versucht alles umzusetzen, was ich verlange.

Der Großteil der Mannschaft ist unverändert geblieben. Es gab mit vier Ab- und vier Zugängen eine relativ geringe Fluktuation. Wie gut haben sich die neuen Spieler in die Mannschaft eingefügt?
Wir haben unsere Neuzugänge sehr genau ausgewählt. Sie passen fußballerisch und charakterlich optimal in die Mannschaft. Das war uns wichtig. Die Spieler haben sich sehr leicht integrieren können, da der bestehende Mannschaftskern es Ihnen sehr leicht gemacht hat.

Es ist für Sie als Trainer Ihre erste Station im Herrenbereich. Sie waren vorher als Jugendtrainer bei Eintracht Frankfurt. Welche Erfahrungen konnten sie zu Rot-Weiß Frankfurt mitnehmen und mit welchen neuen Herausforderungen sind Sie nun konfrontiert?
Das Wort Herrenbereich sagt es schon. Ich habe es mit erwachsenen Männern zu tun, teilweise Familienvätern. Die Spieler gehen außerhalb des Fußballs einer geregelten Arbeit nach. Das ist für mich die größte Umstellung gewesen. Im Juniorenbereich hat man viele Spieler, die dem Traum Fußballprofi zu werden, alles unterordnen. Für mich ist daher jetzt mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Ich versuche auf die Spieler noch individueller einzugehen.

Neben einer starken Mannschaftsleistung machen mit Blick auf die Scorer-Liste der LOTTO Hessenliga zwei Spieler besonders von sich reden. Varol Akgöz (7 Tore, 5 Vorlagen) und Andre Fliess (3 Tore, 7 Vorlagen) führen diese an. Was macht diese beiden so wichtig für die Mannschaft?
Varol und Andre haben dieses Besondere, was man als Trainer nicht beibringen kann. Sie treffen im Spiel instinktiv viele richtige Entscheidungen und man merkt ihnen eine gewisse Straßenfußballermentalität an. Das macht sie unberechenbar für unsere Gegner. Mich freut es besonders, dass die beiden auch so gut miteinander harmonieren.

Nach den jüngsten Ergebnissen fragen sich natürlich viele. Wie lange hält die Erfolgsserie an bzw. wann bricht Rot-Weiß Frankfurt denn ein?
Eine schwierige Frage. Zunächst einmal dürfen wir nicht vergessen, wo der Verein in den letzten Jahren noch stand und sollten mit Demut dem begegnen, was hier wieder aufgebaut worden ist. Wir sind glücklich über den aktuellen Tabellenstand und wollen weiter gewinnen. Wir haben auch schon gezeigt, dass wir Rückschläge wegstecken und Spiele drehen können. Deswegen habe ich keine große Angst vor der ersten Niederlage. Trotzdem kann diese, wenn es nach mir ginge, noch ein bisschen auf sich warten lassen.

Fünf Spiele sind noch nicht viel. Abgesehen vom aktuellen Tabellenstand, mit welcher Platzierung wären Sie am Saisonende zufrieden?
Wir sind immer noch ein Aufsteiger. Ich sehe, was die Aufstiegsränge angeht, andere Teams in der Favoritenrolle. Den SV Wiesbaden, Eintracht Stadtallendorf und auch den TSV Lehnerz, der sich zurzeit etwas schwer tut. Diese Mannschaften sollten und wollen eigentlich am Ende dort oben stehen. Wir sind die Mannschaft, die diese Mannschaften ärgern möchte und wenn eine gute vordere Platzierung herausspringen sollte, wären wir sehr glücklich darüber. Im Moment schauen wir einfach von Spiel zu Spiel.

Auch die Spieler sind glücklich über den erfolgreichen Start. Vor allem die Geschlossenheit in der Mannschaft sehen die Rot-Weißen als ihre Stärke. „Wir sind eine Mannschaft, die schon seit einigen Jahren zusammenspielt. Dadurch ist der Teamgeist sehr groß, man kennt sich und den Mitspieler, die Laufwege passen. Auch die neuen Spieler sind gut integriert worden“, erklärt Torjäger Varol Akgöz. Einer dieser Neuzugänge ist sein Offensivpartner Andre Fließ, der mit sieben Vorlagen der aktuelle Top-Vorbereiter der LOTTO Hessenliga ist. Doch abheben möchte auch er nach fünf Siegen noch nicht: „Wir sind ein Aufsteiger. Uns hatte vor der Saison kaum jemand auf dem Zettel. Ich lasse mich überraschen, was die Saison noch für uns bereithält. Wir versuchen jeden Punkt mitzunehmen. Wenn wir weiter gewinnen, wäre das natürlich klasse.“

Am nächsten Wochenende ist Rot-Weiß Frankfurt beim TSV Lehnerz zu Gast, einem Team, welches Trainer Daniyel Cimen zu den Aufstiegsfavoriten zählt. Dort soll selbstverständlich die Tabellenführung verteidigt werden. Um 15:00 Uhr beginnt am Samstagnachmittag das Spiel.