Metzelder: "Angst vor Futsal ist unbegründet"

30. Dezember 2015 · Masterplan · von: Christoph Metzelder

Vize-Weltmeister Christoph Metzelder trainiert inzwischen die A-Junioren des TuS Haltern. Foto: getty images

Winterzeit bedeutet Hallenzeit. Wir haben bei Christoph Metzelder nachgefragt, was er mit dem Kicken in der Halle verbindet. In seinem Blog für FUSSBALL.DE beschreibt der frühere Nationalspieler und Vizeweltmeister, warum der 26. Dezember eines jeden Jahres traditionell verplant ist, was er von Grätschen in der Halle hält und warum die Einführung von Futsal auch für den deutschen Spitzenfußball wichtig ist:

"Der 26. Dezember eines jeden Jahres ist bei mir traditionell verplant! Nicht mit Weihnachtsbesuchen, sondern mit den Hallenstadtmeisterschaften der Senioren in Haltern am See. Bei diesem sportlichen Highlight kämpfen die acht Fußballvereine um die Vorherrschaft unter dem Hallendach in der Seestadt. Der Sieg in der Halle zählt etwas, zumal beim Finalspiel 500 Zuschauer aus den unterschiedlichen Lagern in der vollbesetzten Mehrfachhalle für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen.

Wie ernst es den Mannschaften ist, zeigen die Spieler in jeder Partie mit großem Einsatz und Ehrgeiz. Das führte in den vergangenen Jahren häufig dazu, dass zumeist schon in der Vorrunde der weihnachtliche Friede aufgekündigt wurde. Es wurde gegrätscht, Zweikämpfe gesucht, die Bande malträtiert und die Bälle flogen mehr ans Hallendach oder auf die Tribüne, als in die Tore. Das konnte so nicht weitergehen, darüber waren sich nicht nur die Fußballästheten einig.

Mit der vom Verband eingeführten Regeländerung hin zum Futsal, bei dem zum Beispiel mit einem kleineren und schwereren Ball gespielt und das Grätschen ganz verboten wird, sollten die fußballerischen Elemente auf dem Hallenparket wieder im Mittelpunkt der Spiele stehen. Kurze Pässe, Ballannahme und Ballverarbeitung auf engstem Raum, unwiderstehliche Dribblings und einstudierte Kombinationen sollen die Herzen der Fußballfans wieder höher schlagen lassen.

Die Reaktion der Amateurfußballer ließ nicht lange auf sich warten. Ein Aufschrei ging durch die Fußballamateurszene und die Neueinführung der Futsal-Regeln wurde landesweit scharf kritisiert. Nach Ansicht der Vereine und ihrer Spieler schien die Seele des Hallenfußballs ernsthaft bedroht zu sein. Die ersten Erfahrungen mit den Neuerungen haben aber gezeigt, dass die Angst vollkommen unberechtigt war und bundesweit bereits laut über eine Ausweitung des Futsal-Regelwerks nachgedacht wird.

Ich persönlich begrüße die Regeländerungen ebenfalls. Denn wer grätscht, verliert! Wer die Bande als Mitspieler benötigt, verliert! Wer aus der eigenen Hälfte aufs Tor schießen will, verliert! Aber wer kombiniert, der gewinnt! Denn das so etwas modifizierte Spiel „4 gegen 4“ bietet jetzt viel mehr attraktive Elemente, mehr Torabschlüsse und damit auch mehr Tore. Dribblings auf engstem Raum, attraktives Umschaltspiel und Spielverläufe, die sich innerhalb weniger Sekunden ändern können, machen den Zuschauern Lust auf mehr.

Wie so oft brauchen Veränderungen im Fußball Zeit. Die Erwachsenen werden sich umstellen müssen und im Kinder- und Jugendfußball werden die Dinge zukünftig gefördert, die auch für den deutschen Spitzenfußball wichtig sind. Orientierung in engsten Räumen, technische Lösungen und Finessen in Drucksituation sowie defensive und offensive Elemente im Eins-gegen-Eins."

Ein Vizeweltmeister in der Kreisliga? Kaum vorstellbar. In Haltern ist es Realität. Christoph Metzelder, Vizeweltmeister und Vize-Europameister, Deutscher Meister mit Borussia Dortmund, DFB-Pokalsieger mit Schalke 04 und Spanischer Meister mit Real Madrid, engagiert sich seit seinem Karriereende in seinem Heimatverein als Trainer, Vorstandschef, Teilzeitspieler und Edelfan. Der 1. Vorsitzende des TuS Haltern bloggt regelmäßig auf FUSSBALL.DE – zu den kleinen und großen Themen des Amateurfußballs.