Leistungstests für Amateurkicker im Vergleich

26. Juli 2015 · Allgemein · von: Ronny Zimmermann

Auch Erstligist befindet sich mitten in der Vorbereitungsphase. Foto: Weingärtner

Wie fit sind meine Spieler? Wie belastbar sind sie? Und wann brechen sie erschöpft zusammen? Im Profifußball ist es mittlerweile Standard, mittels Leistungstests regelmäßig die Fitness der Kicker zu überprüfen. Doch auch im Amateurbereich macht ein Fitnesstest viel Sinn. Denn er gibt Aufschluss darüber, wie leistungsfähig die Hobbyfußballer eigentlich sind.

Daher stellt FUSSBALL.DE die vier gängigsten Ausdauertests vor, die jeder Amateurtrainer umsetzen kann. Ohne größeren Aufwand – und ganz ohne Laktatmessung. Zudem erklärt Ulf Sobek, Fitnesstrainer der deutschen U 20-Nationalmannschaft, die Vor- und Nachteile der einzelnen Leistungstests.

COOPER-TEST
So geht’s: Die Methode ist simpel. Es handelt sich um einen Lauf mit einer Dauer von zwölf Minuten. Anschließend wird geprüft, welche Distanz der Fußballer in dieser Zeit zurückgelegt hat. Je weiter er gelaufen ist, desto besser.

Das spricht dafür: Der geringe Aufwand. Der Cooper-Test kann ohne apparative Voraussetzungen absolviert werden. „Du brauchst nur eine abgemessene Strecke und die Zeitmessung“, sagt Fitnesstrainer Ulf Sobek, der als Dozent an der deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken tätig ist. Der Test lässt sich unkompliziert in das Training integrieren und kann mehrmals pro Saison wiederholt werden. Wenn dann noch die externen Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Gesundheit des Spielers etc.) ähnlich sind, ist sogar eine gewisse Vergleichbarkeit der einzelnen Tests gewährleistet.

Das spricht dagegen: Der Test ist sehr monoton und nicht wirklich fußballspezifisch. „Er gibt nur die Laufleistung in Metern eines Spielers wieder“, sagt Sobek. Die Spieler laufen, laufen und laufen – eine wirkliche Trainingsempfehlung lässt sich daraus nicht ableiten. Dass Ausdauer zum Fußball gehört, ist schließlich logisch. Weiterer Kritikpunkt: die Störanfälligkeit. Tages-Temperatur oder individuelles Befinden können schnell Einfluss nehmen auf die Leistung. Und das eigentliche Ergebnis verfälschen.

SHUTTLE-RUN-TEST
So geht’s: Es wird gependelt. Und zwar zwischen zwei Linien, die 20 Meter voneinander entfernt sind. Sie markieren gleichzeitig die Wendepunkte. Der Spieler muss versuchen, zwischen zwei Tonsignalen die 20 Meter zurückzulegen. Das Intervall zwischen den Tonsignalen wird dabei immer kürzer – und die Laufgeschwindigkeit höher. Wer hält am längsten durch?

Das spricht dafür: Der geringe Platzaufwand. Der Test kann auf einer kleinen Strecke (20 Meter) absolviert werden. Damit ist er ohne Probleme auch neben dem eigentlichen Trainingsbetrieb durchführbar. Natürlich kann er auch mehrmals pro Saison wiederholt werden. Und: Die Intervalle sind teilweise näher dran am eigentlichen Fußballspiel als der monotone Cooper-Test.

Das spricht dagegen: „Es steht nur die maximale Sauerstoffaufnahme als Ergebnis fest“, sagt Sobek. Damit ist auch der Shuttle-Run-Test kein rein spezifischer Fußballtest. Zumal die fußballtypische Ausdauer von mehreren Faktoren abhängt. Weiterer Kritikpunkt: Es wird keine Herzfrequenz überwacht. Zudem braucht man „eine geräuscharme Kulisse, da der Test über ein akustisches Signal gesteuert wird“, erklärt Sobek.

CONCONI-TEST
So geht’s: Üblich sind Untersuchungen auf dem Laufband oder auf dem Fahrrad-Ergometer. Die Belastung wird schrittweise erhöht – zum Beispiel beim Laufen alle 200 Meter um 0,5 km/h. Erst wenn der Spieler seine Leistung nicht mehr erhöhen kann, wird abgebrochen. Auch die Herzfrequenz wird erfasst.

Das spricht dafür: Die relativ exakte Zweifach-Erfassung. Beim Conconi-Test werden Herzfrequenz und maximale Sauerstoffaufnahme überwacht. Er ist damit genauer und umfangreicher als die anderen Verfahren. Über den Abbruch der linearen Beziehung von Leistung und Herzfrequenz (Deflektionspunkt) wird die Ausdauerleistungsfähigkeit bestimmt. „Für reine Ausdauerläufe ist der Test gut geeignet. Aus den Ergebnissen lassen sich individuelle Trainingsempfehlungen für Ausdauerläufe ableiten“, so Sobek. Man bewegt sich im sportwissenschaftlichen Bereich.

Das spricht dagegen: Laufband oder Fahrrad-Ergometer, dazu noch Pulsmessung und die Auswertung – der Conconi-Test ist vergleichsweise aufwendig. „Man muss schließlich den Deflektionspunkt bestimmen“, sagt Sobek. Das sei ohne eine spezielle Software relativ schwer. Auch lassen sich die Erkenntnisse nicht eins zu eins in das Training übertragen. Es handelt sich erneut um keinen rein fußballorientierten Test.

HOFF-TEST
So geht’s: Endlich mal nah dran am Fußball. Der Spieler durchläuft einen vorgegebenen Parcours – mit Ball am Fuß. Der Kurs (siehe Grafik) enthält Passagen des Dribbelns, Sprintens und Springens. In einer Zeit von zehn Minuten sollen so viele Runden wie möglich absolviert werden.

Das spricht dafür: Der hohe Bezug zum Fußball. „Es ist ein spezifischer Fußballausdauertest, der verschiedene Elemente mit und ohne Ball enthält“, sagt Sobek: „Der Parcours kann auch in das normale Training integriert werden.“ Etwa, um die Technik und die Koordination zu verfeinern. Weiteres Plus: der Spaßfaktor. Der Hoff-Test macht mehr Freude als stupides Laufen, da er verschiedene Facetten beinhaltet.

Das spricht dagegen: Der Aufwand. Der Parcours muss vorher exakt aufgebaut werden. Hütchen, kleine Stangen und die genauen Abstände zwischen den einzelnen Stationen – das macht Arbeit. Zudem können aus Platzgründen immer nur ein bis zwei Spieler den Kurs gleichzeitig durchlaufen. Daher ist eine gute Planung im Vorfeld immens wichtig.

AUSWERTUNG
Cooper, Shuttle-Run und Conconi – diese drei Tests sind grundsätzlich keine reinen Fußballtests. Sie geben jedoch Aufschluss über die Ausdauerleistung des Spielers.

Wer den Leistungstest möglichst konkret am Fußball orientieren will, kann auf den Hoff-Test zurückgreifen. Ihn empfiehlt Ulf Sobek, Fitnesstrainer der U 20-Nationalmannschaft: „Der Hoff-Test enthält verschiedene Facetten und wird größtenteils mit Ball am Fuß absolviert. Als Personal Trainer setze ich diesen Test sehr gerne ein.“