Lebensrettung beim Sport: Reanimationsschulungen in Gießen

25. Dezember 2018 · Top-News · von: hm

Plötzlich bricht ein Sportler auf dem Fußballplatz, in der Sporthalle, ein Teilnehmer in der Übungsstunde zusammen, ist nicht mehr ansprechbar. Auch wenn bei Sportlern im Vergleich zur Normalbevölkerung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen niedriger ist, steigt es doch mit dem Alter. Was muss ein Ersthelfer bei einem Notfall wie Herzstillstand oder -infarkt beachten?

In Deutschland sterben jährlich etwa 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Auch deshalb, weil Laien als Ersthelfer vor Ort häufig nur unzureichend reanimieren oder aus Angst vor Fehlern lieber gar nichts machen. Nur etwa 30 bis 35 Prozent der Zeugen eines Herzkreislaufstillstandes führen eine Herzdruckmassage durch. Eine Sofortmaßnahme, ohne die der Betroffene kaum Überlebenschancen hat. 

Auch im Sportkreis Gießen gab es in der Vergangenheit einige Unglücksfälle. Um Menschen dafür fit zu machen, starteten der Fußballkreis Gießen und der Sportkreis Gießen gemeinsam ab Oktober 2018 mit dem Projekt „Lebensrettung beim Sport“. Ein Pilotprojekt, im Rahmen dessen Laien-Reanimationsschulungen für Sportler, Trainer und Vereinsverantwortliche durchgeführt wurden. Unterstützt wurde die Aktion von der Volksbank Mittelhessen, dem Landkreis Gießen und der Stadt Gießen. Die Schulungen wurden von der Johanniter Unfallhilfe durchgeführt. Fachliche Unterstützung erfolgte durch den Leiter der Sportkardiologie der Universitätskliniken Dr. Pascal Bauer und Mitinitiator Dr. Mesut Yenigün.

Die Deutsche Herzstiftung mit Informationsmaterial war ebenso wie Florian Hofmann von der Firma Zoll begleitend mit vor Ort. Hofmann demonstrierte bei den Schulungen eindrucksvoll den Einsatz eines Defibrillators (AED).

Das Projekt des Fußballkreises Gießen soll die Teilnehmer darauf vorbereiten, Sofortmaßnahmen im Notfall durchzuführen. Auslöser dieser Veranstaltungsreihe war die Reanimation eines bewusstlosen Spielers der TSG Wieseck durch Mesut Yenigün, Trainer des Kurdischen FC und Neurologe am Universitätsklinikum Gießen. „Die Grundidee dieser Schulung ist es, die Hemmungen und die Angst davor zu verlieren, umgehend zu helfen. Man kann dabei keine Fehler machen. Es sei denn, man macht nichts“, so das Credo des Mediziners.

Diese Maßnahme, deren Ziel es ist, viele Menschen zu qualifizieren, ist gleichzeitig ein Pilotprojekt für den Hessischen Fußball-Verband sowie ein Vorbildprojekt für den Landkreis Gießen.
Die Initiatoren dieses Projektes sind überzeugt, dass sich die Laienreanimation mit Hilfe flächendeckender Schulungen zu einer Notfallmaßnahme etablieren lässt, die dann von jedem Laienhelfer wie selbstverständlich beherrscht wird. „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Sportler und Vereinsfunktionäre und bieten Hilfe zur Selbsthilfe, die den Teilnehmern nicht nur im Verein, sondern auch in der Familie oder am Arbeitsplatz zugutekommt“ erklärte Henry Mohr vom Fußballkreis Gießen, gemeinsam mit Yenigün Initiator der Aktion.

An den fünf Schulungen nahmen insgesamt 90 Interessierte aus den heimischen Vereinen teil. Eine tolle Bilanz, wie auch Landrätin Anita Schneider und der Sportkreisvorsitzende Prof. Dr. Heinz Zielinski betonten.
Fazit der Aktion: Jeder kann helfen, jeder sollte helfen, Fehler kann keiner machen. Nur wer nicht hilft, macht Fehler. Und mit diesen Schulungen im Rücken verändert sich auch die Einstellung.
Ein großer Dank der Initiatoren der Aktion geht an die Volksbank Mittelhessen für die Spende eines Defibrillators, an den Kurdischen FC Gießen, der diesen dann an die Stadt Gießen als Besitzer des Sportplatzes an der Millerhall weitergab, an den Landkreis Gießen und die Stadt Gießen für die finanzielle Unterstützung sowie an die Vereine für die Bereitstellung der Räume und Versorgung der Teilnehmer.

Aber auch Lea Bienert und Tom Nowacki von den Johannitern, sowie die Ärzte Dr. Pascal Bauer und Dr. Mesut Yenigün waren Garanten für tolle, informative Schulungen.
„Wir hatten den Mut, auch einmal etwas außerhalb des Sportbetriebes zu organisieren und sind durch die zahlreiche Teilnahme belohnt worden. Trotzdem soll das nur ein Auftakt gewesen sein, weitere Ausbildungen sollten in vielen Bereichen folgen“, meinte abschließend Kreisfußballwart Henry Mohr.

weitere Bilder