Laut Geiß seien dort die ersten sexuellen Übergriffe des beschuldigten Trainers wohl schon vor rund 15 Jahren passiert, aber die Betroffenen jetzt erst an die Öffentlichkeit gegangen. „Schweigen macht die Sache noch schlimmer“, sagt der Egelsbacher und begrüßt erneut die Einführung des 2012 in Kraft getretenen Bundeskinderschutzgesetzes, in dem sexueller Missbrauch von Kindern nun klar als Verbrechen mit Freiheitsstrafen und Verjährungsfristen (bis zu 30 Jahre) definiert ist. Klar ist zwar, dass Verurteilungen dazu ins erweiterte Führungszeugnis aufgenommen werden, aber bis es dazu kommt, kann dauern - die Verfahren beginnen aufgrund des Opferschutzes oft nicht zeitnah, darum die lange Verjährungsfrist.
„Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens. In jenen Vereinen, in denen das Thema Kinderschutz offen angesprochen, die Verantwortlichen geschult sind und danach gehandelt wird, kommt es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen signifikant zu weniger Grenzverletzungen und Übergriffen. Das betrifft nicht nur die sexualisierte Gewalt, sondern auch den Umgang mit Mobbing, Alkohol und Doping“, sagt Geiß.
Er schlägt zum Beispiel für Trainer das Vier-Augen-Prinzip vor. Kein Übungsleiter sollte mehr alleine Einzeltraining geben. Auch den im Fußballkreis Offenbach als Pilotprojekt eingeführten Trainerpass nennt er als Baustein: „Hier wird in den Schulungen fokussiert gezeigt, was die Werte des gesellschaftlichen Miteinanders mit Respekt und Fairplay zu tun haben.“ Im Jugendbereich sollten alle Trainer den Ehrenkodex unterschreiben, im dem deutlich steht, wie sie Schutzbefohlenen gegenüber auftreten sollen. Für Lizenzinhaber müsse klar sein, dass Trainerlizenzen ansonsten nicht verlängert und ungültig werden.
Quellenangabe: Offenbach-Post vom 08.01.2022, Seite 33