Interview: Was macht ein Fußball-Konfliktmanager?

09. November 2016 · Allgemein · von: HFV

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Der HFV und die Sozialstiftung betreiben mit dem Fair Play Forum des Hessischen Fußballs umfassende Präventionsarbeit. Trotz großer Erfolge in diesem Bereich, sind natürlich nicht alle Konflikte auf dem Fußballplatz zu verhindern. Auch dafür hat der HFV ein Rezept: Seit vielen Jahren sind rund 20 Fußball-Konfliktmanager aktiv, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn ein Konflikt eskaliert. Einer dieser Konfliktmanager ist Peter Müller.

Herr Müller, Sie sind seit vielen Jahren als Fußball-Konfliktmanager im HFV aktiv. Was ist das genau?

Peter Müller: „Ein Konfliktmanager kommt beim HFV überwiegend dann zum Einsatz, wenn innerhalb eines Vereins oder zwischen Vereinen Konflikte auftreten. Vereine können dabei selbst aktiv werden und bei der Sozialstiftung des Hessischen Fußballs eine Unterstützung anfragen. In den meisten Fällen wird ein Konfliktmanager allerdings dann in Anspruch genommen, wenn es in einem Spiel zwischen zwei Mannschaften zu Vorfällen kam und im anschließenden Sportgericht dann Spielern, Trainern, sonstigen Vereinsmitgliedern oder dem ganzen Verein Strafen mit entsprechenden Auflagen verhängt wurden. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Vereine dann ihre Strafe reduzieren, wenn sie nachweisen, dass sie mit einem Konfliktmanager gearbeitet haben.“

Welche Ausbildung ist dafür notwendig?

Peter Müller: „Die meisten Konfliktmanager haben eine Ausbildung zum Fußball-Mediator abgeschlossen – haben sich also die notwendigen Werkzeuge zur Konfliktklärung angeeignet, um mit schwierigen, auch gewalttätigen Auseinandersetzungen, umgehen zu können. Ansonsten kommen wir aus den unterschiedlichsten Berufszweigen, haben aber alle mehr oder weniger mit Fußball zu tun – ob als Schiedsrichter, Spieler, Jugendleiter oder einfach nur als Fußball-Interessierte. Ich persönlich bin Diplom-Pädagoge und arbeite in der Wirtschaftswelt als Kommunikations- und Führungskräftetrainer, Coach und Mediator. Fußball spiele ich Zeit meines Lebens im Verein – jetzt noch im Altherren-Bereich.“

 

Wie sehen die Fälle aus, die Sie betreuen? Wie können Sie helfen?

Peter Müller: „Unterschiedlich. Ich habe z. B. eine Mediation zwischen zwei Vereinen durchgeführt, die sich für das Training und zu den Spielen einen Kunstrasenplatz teilen mussten, wobei es immer wieder Unstimmigkeiten und gefühlte Ungerechtigkeiten gab.

In anderen Fällen habe ich mit Mannschaften Konflikttrainings durchgeführt, nachdem einzelne Spieler nach roten Karten vom Sportgericht Strafen verhängt bekamen. Hier sitze ich dann mit den Jungs zusammen, reflektiere die Geschehnisse und vermittle Wege, die ihnen dabei helfen, auf dem Fußballplatz konstruktiv und gewaltfrei zu agieren und vor allem auch ihre Gefühlswelt zu kontrollieren.

Zudem stehen wir in Kontakt mit den Sportrichtern, damit wir mit ihnen die nötigen Informationen austauschen können, um im Falle von verhängten Strafen sinnvoll zum Einsatz kommen zu können.

Mein letztes großes Projekt war ein Frankfurter Verein, der nach mehreren Eskapaden und Ausschreitungen komplett für sechs  Monate gesperrt wurde. Dieser Verein bekam vom Sportgericht die Möglichkeit, seine Strafe um einen Monat zu reduzieren – vorausgesetzt er nimmt einen Konfliktmanager in Anspruch. Nach ersten Maßnahmen, die dazu führten, dass der Verein wieder spielen durfte, wandte der Verein sich erneut freiwillig an den HFV, um weitere Unterstützung zu bekommen. Hier durfte ich dann in einem Pilotprojekt den Verein langfristiger betreuen. Wir beschäftigten uns mit Teamentwicklung, Konfliktlösungsmöglichkeiten und Regeln für eine langfristige gewaltfreie Spielkultur, was dazu führte, dass der Verein nur noch positiv von sich reden machte und sogar im Folgejahr aufsteigen konnte.“


Wenn ein Verein Ihre Hilfe in Anspruch nehmen möchte, was muss er tun?

Peter Müller: „Ein Verein kann sich jederzeit an die Sozialstiftung des Hessischen Fußballs wenden und einen Bedarf zur Unterstützung anmelden. Ansprechpartnerin ist die Geschäftsführerin, Christine Kumpert, die dann  eine Möglichkeit findet, dem Verein eine sinnvolle Maßnahme (mit Hilfe eines Konfliktmanagers) zuteilwerden zu lassen.“