Gedenktafel eingeweiht, Teil 2: Wer war der Grünberg-Beauftragte Toni Pliska?

29. Juli 2016 · Allgemein · von: Rolf Lutz

HFV-Archivar Rolf Lutz (re.) berichtet der HFV-Spitze über das Leben und Wirken von Toni Pliska. Foto: Theiß

Am Montagabend (18.07.2016) wurden die beiden am Verbandstag vorgestellten Gedenktafeln für Wolfgang Schlosser und Toni Pliska feierlich eingeweiht und von Präsident Stefan Reuß und seinem Vorgänger, Ehrenpräsident Rolf Hocke, enthüllt. Wer waren diese Herren, denen diese Ehre zuteil wurde?

Der zweite Teil handelt von Toni Pliska, Grünberg-Beauftragter des HFV:

Kein anderer hat so lange im Vorstand des Hessischen Fußball-Verbandes maßgeblich mitgearbeitet wie Toni Pliska aus Garbenteich. 35 Jahre lang zeichnete er sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter – offiziell als Grünberg-Beauftragter – für die Sportschule des HFV in Grünberg verantwortlich. Als die Bedeutung der 1954 eingeweihten Sportschule immer größer wurde, suchte der Vorstand im Jahre 1962 einen ehrenamtlichen Mitstreiter, dessen vornehmlichste Aufgabe es sein sollte, sich um die technischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekte zu kümmern. Die Wahl fiel auf Toni Pliska, der damals amtierender Kreisfußballwart in Gießen war. Als 35-Jähriger war er vom Kreisfußballtag zum Kreisfußballwart gewählt worden. Sieben Kandidaten standen 1955 in Gießen zur Wahl. Toni Pliska erhielt alle Stimmen.

Nach seiner Wahl in den Vorstand des HFV kam er mindestens einmal in der Woche nach Grünberg, um nach dem Rechten zu schauen. Vertrauensvoll arbeitete er mit den Angestellten zusammen und sorgte auf diese Weise für ein beispielhaftes Arbeitsklima. Dies bestätigte später auch der im Jahre 1975 eingestellte Jens Jensen – mein heutiger Kollege in der Archivarbeit – der diese vorbildliche Teamarbeit bis zum Ausscheiden von Toni Pliska im Jahre 1996 selbst erfahren und davon profitieren konnte. Beide entwickelten eine professionelle und beispielhafte Kooperation. Dieses Führungsduo war für den HFV ein wahrer Glücksfall. Der Respekt beider zueinander war so tief verwurzelt, dass sie sich bis zum Ausscheiden von Toni Pliska mit „Sie“ anredeten.

Der unvergessene HFV-Vorsitzende Otto Andres würdigte einmal die Arbeit von Toni Pliska mit den Worten: „Dich als Profi einzuordnen, macht mir ein Problem, weil Profis keinen Schritt ohne Bezahlung tun. Du hast immer ehrenamtlich gearbeitet und keine finanziellen Vergütungen verlangt.“ Toni Pliskas Credo lässt sich mit einfachen Worten beschreiben: Gutes Betriebsklima schaffen, eine vorzügliche Küche aufbauen, freundliche Mitarbeiter einstellen und stets mit der Zeit zu gehen.

Nach seiner Wahl in den HFV-Vorstand konnte zunächst niemand exakt mit dem Arbeitstitel „Grünberg-Beauftragter“ etwas anfangen.  Toni Pliska gelang es, das bestehende Vakuum schnellstens und äußerst erfolgreich auszufüllen. Schon binnen eines Jahres konnte er die Umsätze zusammen mit den hauptamtlichen Mitarbeitern wesentlich steigern. 1963 prägte er den markanten Satz: „Das Wohl der Lehrgangsteilnehmer ist unser oberstes Anliegen. Unsere Fußballer sind die ‚Nummer eins‘ in der Sportschule.“

An der Entscheidung, im Jahre 1974 ein Sporthotel unter der Regie des HFV zu bauen, war Toni Pliska maßgeblich beteiligt. Nachdem das Interesse an Lehrgängen, an Tagungen, an Fortbildungen immer größer geworden war und die Sportschule im Jahresprogramm aus allen Nähten zu platzen drohte, kamen Toni Pliska und Otto Andres zusammen mit dem damaligen Kassenwart Edgar Roth auf die glorreiche Idee, ein Sporthotel mit gehobenen Ansprüchen zu bauen. Dies erwies sich letztlich als ein Volltreffer. Nun kamen auch Firmen wie AEG, Quelle und andere auf die Idee, in Grünberg beim HFV ihre Tagungen und Fortbildungen zu organisieren. Nun wurden auch Privatleute auf das exzellente Ambiente aufmerksam und buchten verstärkt das Sporthotel zu privaten Feiern. Das ist – wie wir wissen – bis zum heutigen Tag so geblieben. Der Grundstein für den sehr guten Ruf des Sporthotels wurde damals gelegt. Selbst Hessens Sportminister Dr. Horst Schmidt würdigte das neue Projekt Sporthotel mit den Worten: „Eine neue Ära beginnt für den HFV in Grünberg.

Über sein Engagement für die Sportschule und den HFV hinaus wirkte Toni Pliska auch in der Kommunalpolitik in seiner Heimatgemeinde Garbenteich mit. Er wurde im Landkreis Gießen zum ersten „Sportreferenten“ ernannt und konnte sich in dieser Position nachhaltig für die Belange der Vereine einsetzen. Lange blieb er parallel zu seinem Amt im HFV-Vorstand weiter KFW in Gießen; später stellte er sich auch als Sportkreis-Vorsitzender zur Verfügung. In dieser Eigenschaft avancierte er auch zu einem wichtigen Mitarbeiter des Landessportbundes, der ihn später zum Ehrenmitglied kürte. Vom DFB wurde er 1988 als Leiter des Organisationskomitees der Europameisterschaft berufen.

Noch heute erinnern an ihn in Grünberg folgende Initiativen:
- Für die Jugend ließ er die berühmten „Freizeithäuser“ bauen
- Er initiierte auch das heute so wichtige „Bambini-Mobil“
- Ihm gelang es 1994, als die Umweltbehörde zum Bau der neuen großen Sporthalle erhebliche Bedenken angemeldet hatte, diese Behörde diplomatisch umzustimmen.
- Er sorgte dafür, dass auf den Hoteltrakt ein Obergeschoss gebaut werden konnte, um dem gestiegenen Bedarf an Tagungen Rechnung zu tragen.

Schon im Jahre 1970 urteilte der damalige HFV-Pressewart Kurt Rotté: „Einen besseren Sachverwalter für die Sportschule hätte man nicht finden können. Der Aufschwung der Sportschule ist eng mit dem Namen Toni Pliska verbunden!“

Viele Verbesserungen hat Toni Pliska angestoßen. Die Basis für den sehr guten Ruf des Sporthotels und der Sportschule hat er gelegt. Nach 35 Jahren war endlich Schluss. Toni Pliska zog sich 1996 zurück. Der Vorstand organisierte für ihn eine würdige Abschiedsfeier. Alle Redner würdigten seine großartige Mitarbeit und stellten fest: „Trotz aller Auszeichnungen ist Toni Pliska ein bescheidener Mensch geblieben, der auch stets die Sache über seine Person gestellt hat.“ Die „Gießener Allgemeine Zeitung“ titelte am 22.05.2010 zu Recht: „Du hast nur gegeben und nichts genommen!“ Weiter heißt es in diesem Bericht: „Sein Sachverstand, seine Überzeugungskraft, seine Gewandtheit im Umgang mit Menschen, seine Professionalität haben in hohem Maße dazu beigetragen, dass der Sport im gesellschaftlichen Leben Mittelhessens einen so großen Stellenwert besitzt!“

Und deshalb hat es Toni Pliska sehr wohl verdient, dass ein markantes und geschichtsträchtiges Haus nunmehr seinen Namen trägt. Trotz aller Bescheidenheit: Er wäre sehr stolz auf diese weise Entscheidung des Präsidiums gewesen.