Futsal-Date mit 71

12. März 2015 · Sonstiges · von: Hans-Joachim Leyenberg

Die Journalisten in Grünberg am Futsal-Ball. Foto: HFV

 

Hans-Joachim Leyenberg berichtete als Sportredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mehr als 40 Jahre lang aus den Stadien der Fußball-Bundesliga, von Welt- und Europameisterschaften, aber auch vom Amateursportplatz im Dorf nebenan. Mit 71 Jahren spielte der leidenschaftliche Hallenfußballer während einer Schulung von Sportjournalisten durch den Hessischen Fußball-Verband erstmals Futsal. Für FUSSBALL.DE hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben.

Meine erste Begegnung mit dem Futsal ist flüchtig. Die Leute vom Hessischen Fußball-Verband haben nach Grünberg zum Praxistest eingeladen. Nach dem Motto: Probieren geht über Studieren. Dafür gibt es eine Halle mit zwei Toren, in die der Ball soll, gespielt wird mit dem Fuß – alles wie gewohnt also! Das sagt sich so leicht von jenen, die sich für Futsal stark machen. Mit 71 Jahren, von denen ich schon gefühlte hundert Jahre im Schnitt mindestens zweimal wöchentlich Hallenfußball spiele, wiegt die Gewöhnung schwer.

Dieser verflixte Ball! Dass er beim Futsal etwas kleiner ist, als der seit Jahrzehnten vertraute - geschenkt. Aber er springt kaum, ist bewusst "sprungreduziert", wie die Kenner sagen. Dies habe seine Vorteile, wird behauptet. Ob er trotz dieser Eigenschaft noch mein Freund werden kann? Schau'n mer mal.

Franz Beckenbauer hat das mal gesagt und natürlich nicht diesen speziellen Ball gemeint, weil "Kaiser Franz" da noch gar nicht von der Existenz des Futsal wusste. Im Volksmund wird gern, sobald der Ball verspringt, das Bild vom Frosch im Ball bemüht. Schließlich kann längst nicht jeder den Ball so gefühlvoll behandeln wie einst Beckenbauer. Ich als Durchschnitts- und Hobbykicker erst recht nicht. Aber ich habe mich mit meinem Spielgerät so wie Millionen andere arrangiert. Und plötzlich ist da ein Ball, der mit der Sohle gestreichelt werden will.

Ja, es stimmt, was die Lehrkräfte einem ans Herz legen, die Kontrolle mit der Sohle drängt sich bei diesem Ball mit modifizierten Eigenschaften auf. Das Passspiel gerät genauer, ist somit leichter. Und die speziellen Regeln beim Futsal? Sind einleuchtend, machen Sinn. Zum Beispiel Einkicken per Fuß statt Einrollen mit der Hand. Man ist ja schließlich Fußballer!

Auch die Treterei, das Grätschen. Unvergessen sind Turniere mit meiner Truppe aus Sportjournalisten, bei denen es etwa gegen die Auswahl der Feuerwehr betont rustikal zur Sache ging. Wenn damals – so wie beim Futsal - die Summe der Fouls geahndet worden wäre, hätte sich der eine oder andere den Regelverstoß verkniffen.

In Grünberg konnte Futsal unter Fortgeschrittenen beim Turnier um den Hessenpokal besichtigt werden: Dynamisch ging es zu, rassig, schnörkelloser als beim traditionellen Hallenfußball. Ohne Bande wird der Faktor Zufall reduziert, durch den Ball die Exaktheit der Ballannahme, Ballführung und Ballkontrolle erhöht, das adäquate Zuspiel ist der Flachpass, weniger der hohe Flankenball. Vielleicht haben die Futsal-Erfinder ein Mehr an Spielkultur im Hinterkopf gehabt und ein Weniger an Kampf und Krampf beim Kick mit dem Ball.

Also keine Angst vor dem Experiment Futsal. Wenn ich den Zeiger meiner Lebenszeit zurückdrehen könnte, wieder 16 wäre und so ambitioniert wie einst, wäre Futsal mehr als eine flüchtige Annäherung Wert gewesen. Als Überbrückung in der Winterpause oder gar mehr. Nach dem Rendezvous in Grünberg lässt sich sagen: Daraus hätte eine lebenslange Verbindung werden können. Inzwischen spricht viel dafür, dass Futsal ein Spiel für meine Kinder und Kindeskinder wird.