Fußball-Weltenbummler und -Tausendsassa Obermann beim Fußballstammtisch Hochtaunus

25. Dezember 2017 · Top-News · von: Gerhard Strohmann

Seit Oktober 2013 richtet der Kreisfußballausschuss Hochtaunus in unregelmäßigen Abständen Stammtische aus, um abseits von Pflichtsitzungen und Terminbesprechungen einen zwanglosen Austausch über die vermeintlich schönste Nebensache der Welt zu pflegen.

Ehrengast Holger Obermann überreichte Buddha-Pokal und Urkunde an Bruno Pasqualotto (li.) und Thorsten Picha (re.) vom Team United des SV Teutonia Köppern. Foto: Strohmann

Zum 10. Stammtisch im Vereinsheim des SV Teutonia Köppern war Holger Obermann eingeladen worden, der seit einigen Jahren mit seiner Frau Barbara im benachbarten Friedrichsdorf lebt.
Der ehemalige Sportjournalist faszinierte die Stammtisch-Gäste mit einem ebenso spannenden wie unterhaltsamen Vortrag über seine Arbeit als Fußball-Entwicklungshelfer in Nepal, die er mit zwei achtminütigen Film-Beiträgen bereicherte.

Obermann gehört sicherlich zu den außergewöhnlichsten Persönlichkeiten der deutschen Fußball-Historie und lebt auch im 81. Lebensjahr noch voller Begeisterung für den Sport, für die Arbeit mit jungen Menschen und seine Hilfe zur Selbsthilfe.

„In Afghanistan den Frauenfußball auf den Weg gebracht zu haben“, antwortet er auf die Frage, was im Rückblick auf seine langjährige Tätigkeit in mehr als zwei Dutzend verschiedenen Ländern der Erde wohl sein größter Erfolg gewesen sei.  

Die großen sportlichen Triumphe wie der Gewinn des Südasien-Cups mit Nepal (durch einen Endspiel-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Indien), die Silbermedaille mit Gambia beim Afrika-Cup oder die U-16-Meisterschaft Asiens mit Malaysia zählen natürlich auch dazu. „Warum machst Du es Dir nicht leichter und trainierst nur noch Nationalmannschaften?“, hat ihn sein 10 Jahre älterer Fußball-Kollege Rudi Gutendorf einmal gefragt, der mit den meisten Trainer-Stationen im Guinness-Buch der Rekord steht. „Das ist nicht mein Ding“, lautete Obermanns Antwort, für den die Kernerarbeit an der Basis unter widrigsten Umständen stets Priorität gehabt hat.

Der am 31. August 1936 in Kassel geborene Obermann trug als neunjähriger Steppke erstmals das Trikot in einem kleinen Fußballverein in Nordhessen, nachdem ihm die Oma das Geld für den Mitgliedbeitrag gespendet hatte. Von dort aus führte der Weg des Torwarts als Vertragsspieler über den KSV Hessen Kassel, Concordia Hamburg (dort lernte er seine Frau kennen) und den FSV Frankfurt in die USA. 1961 wurde er beim SC Elizabeth New York der erste deutsche Profi überhaupt in einer amerikanischen Soccer-League.

In den USA arbeitete er fünf Jahre lang auch als Redakteur, Auslandskorrespondent und Leiter einer deutschsprachigen Radiostation, ehe er Sportredakteur beim Hessischen Rundfunk wurde und anschließend von 1971 bis 1984 zum Moderatoren-Team der inzwischen legendären ARD-Sportschau gehörte, die seinerzeit samstags ab 18 Uhr die ersten bewegten Bilder vom jeweiligen Spieltag in der Fußball-Bundesliga übertragen durfte.

Seit 1990 ist Obermann im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes und des Nationalen Olympischen Komitees fernab der Heimat unterwegs und hat unter anderem in Osttimor, Kamerun, Bangladesh, Sri Lanka und auch in Australien Freude und Begeisterung für den Fußball geweckt.

Wenn er zu einer Reise antritt (die nächste im April 2018 nach Nepal befindet sich bereits in der Vorbereitungs-Phase), hat er stets Kisten voller Trikots, Trainingsanzüge und Bälle im Gepäck, die ihm vom Deutschen Fußball-Bund, aber auch von Bundesligaclubs wie dem FC Bayern München, Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen und Hertha BSC Berlin mitgegeben werden.

Auch das Team United beim SV Teutonia Köppern, die inklusive Mannschaft, die seit 2015 in der Hessenliga Fußball-ID des Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands spielt, unterstützt Obermanns Arbeit. Als kleines Dankeschön dafür überreichte der Entwicklungshelfer den United-Funktionäre Bruno Pasqualotto und Thorsten Picha einen Sportpokal mit Buddha-Büste sowie eine Urkunde aus Nepal.

In Nürnberg ist Holger Obermann 2013 zum offiziellen DFB-Botschafter ernannt worden (die Jury bildeten unter anderem Uwe Seeler und „kicker“-Herausgeber Rainer Holzschuh) und die 3000 Euro, mit dem dieser selten vergebene Titel dotiert ist, schickte er umgehend nach Nepal, um den Bau eines Sportplatzes zu unterstützen.

„Nepal ist inzwischen so etwas wie meine zweite Heimat geworden“, gestand Obermann, der nicht nur in der Millionen-Metropole Kathmandu das Projekt „Nepal Youth Programm“ mit rund 200 Jungen und Mädchen auf den Weg gebracht hat (eine zweite Fußballschule befindet sich im Aufbau), sondern vor allem in die Provinzen gegangen ist, um dort zarte sportliche Pflänzchen zu säen. „Die großen Erdbeben im April und Mai 2015 mit knapp 10000 Toten haben schreckliche Folgen für die Bevölkerung gehabt, die darunter noch lange leiden wird“.