FSJ im Verein: Gewinn für alle Beteiligten

20. Oktober 2015 · Allgemein · von: Tim Noller

Julien Jung bei der Siegerehrung des Grundschulturniers in Westheim. Foto: privat

Trainer der E-Jugend, AG-Leiter, Betreuer der A-Jugend, Übungsleiter im Ballschul-Projekt und helfende Hand im Sportunterricht. Julien Jung sammelte während seines FSJ jede Menge wertvolle Erfahrungen. Wie ein Freiwilliges Soziales Jahr im Verein für alle Seiten ein Gewinn sein kann, stellen wir in unserer Themenwoche Schule vor.


„Was mache ich nach meinem Schulabschluss?“ Eine Frage, welche die meisten Jugendlichen umtreibt. Auch Julien Jung geriet in der 11. Klasse ins Grübeln. Ein Studium? Vielleicht, aber welches Fach? „Mir kam dann die Idee, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen“, sagt der 19-Jährige. Schnell fand er im Internet Stellenausschreibungen für Krankenhäuser oder Altenheime. „Das konnte ich mir aber überhaupt nicht vorstellen“, gesteht Jung.


Plötzlich wurde er auf eine weitere Ausschreibung aufmerksam: FSJ „Sport und Schule“. Jung, dem die Begeisterung für den Fußball in die Wiege gelegt wurde, googelte interessiert weiter. Einige Vereine aus seiner Umgebung tauchten in der Liste des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) auf. Bei der SpVgg. Gröningen-Satteldorf bewarb er sich schließlich.


Doch warum sollte ein Spieler des SV Westheim ein FSJ in einem mehr als 30 Kilometer entfernten Verein machen? Diese Frage stellte sich Thomas Rau, als er von der Idee seines Stürmers erfuhr. Der Abteilungsleiter verlor keine Zeit und sorgte gemeinsam mit seinem Jugendleiter Klaus Brutzer dafür, dass auch der SVW als FSJ-Einsatzstelle anerkannt wurde. Er reichte beim LSV Mitgliederzahlen und Vereinsdaten ein. An der Begründung, warum man ein FSJ anbieten wolle, schrieb Jung sogar selbst mit.


Wenig später, im August 2014, begann die neue Herausforderung. „Am Anfang war ich noch vorsichtig und zurückhaltend“, blickt der 19-Jährige zurück. Im Umgang mit den Kindern und Eltern habe er jedoch schnell gelernt, die richtigen Worte zu finden. An Aufgaben mangelte es nicht. Trainer der E-Junioren, Co-Trainer und Betreuer der A-Jugend, AG-Leiter und beim neuen Projekt „Ballinho – Ballschule Rosengarten“ brachte er sich nicht nur als Übungsleiter, sondern auch in der Konzeption mit ein.


Im Laufe des Schuljahres erhielt Jung zudem Einblicke in den Sportunterricht. Nachdem er die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule Rosengarten zunächst nur in die Sportstunden begleitet hatte, durfte er nach einigen Monaten den Unterricht sogar selbst gestalten. „Das hat mir am meisten Spaß gemacht, weil ich sehen konnte, wie meine Ideen von den Kindern angenommen werden“, so der Abiturient. Aber auch im Fußballtraining habe er den Nachwuchskickern gerne Tipps mit auf den Weg gegeben.


Das nötige Know-how lernte Jung auf den FSJ-Lehrgängen. Fünfmal fünf Tage reiste er in die Sportschule Albstadt, um dort die Ausbildung zum Übungsleiter, C-Lizenz Breitensport, zu absolvieren: „Wir haben auf den Lehrgängen viele praktische Dinge ausprobiert. Diese Ideen konnte ich direkt in der Arbeit mit den Kindern anwenden.“


Finanziert wird das FSJ Sport und Schule zu 50 Prozent vom Landessportverband, die restlichen 50 Prozent müssen die Vereine übernehmen, wobei Zuschüsse von Seiten der Kommunen möglich sind. Die 300 Euro, die ein FSJler erhält, zahlen sich in vielerlei Hinsicht aus. Als Bindeglied zwischen Verein und Schule löst er nicht nur das Problem der fehlenden, qualifizierten Übungsleiter für die Nachmittagsbetreuung, sondern weckt bei den Kindern auch gleich noch die Begeisterung für den Sport, was bei den Klubs zu neuen Mitgliedern führen kann.


Doch auch die FSJler selbst profitieren von den unbezahlbaren Erfahrungen, die den jungen Menschen auf dem weiteren Lebensweg nur helfen können. Das hat auch Jung früh erkannt: „Ich bin richtig froh, es gemacht zu haben. Ich habe gelernt, Entscheidungen zu treffen und hinter diesen Entscheidungen zu stehen.“ Durch die vielen Sportstunden mit den Kindern ist in ihm die Überzeugung gereift, sich beruflich diesem Bereich widmen zu wollen. Die Frage „Abitur – was nun?“ ist – auch dank des FSJ – beantwortet. Im Oktober beginnt der 19-Jährige ein Lehramtsstudium in Karlsruhe.