„Frankfurt das Herz des Frauenfußballs“

02. November 2010 · Allgemein · von: Anne Lange

Drei Weltmeisterinnen im Nostalgie-Look: Renate Lingor, Sandra Smisek und Svenja Huth (U 20) haben Original-Trikots aus alten Zeiten übergestreift und sich museale Fußballschlappen sowie einen Ball von anno dazumal geholt. Der Adler auf den Leibchen ist übrigens nicht der von Eintracht Frankfurt, sondern das Wappentier der Stadt Frankfurt.. lg/Foto: Peter Hartenfelser

Die Botschaft ist unmissverständlich: „Frankfurt das Herz des Frauenfußballs“. Beim zweiten Pressestammtisch der Stadt Frankfurt in Verbindung mit dem Verein Frankfurter Sportpresse (VFS), angeführt von Präsident Walter Mirwald und weiteren Vorstandsmitgliedern, war sie allgegenwärtig. Auf Stammtischwimpeln und Pressemappen, in Informationsbroschüren und im Kopf der Pressemitteilungen – allesamt gehalten in Orange-, Gelb- und Rottönen.

Auch das Motto des Abend in einer alteingesessenen Gaststätte unweit des Römerberges sprach für sich: „Frauenfußball in Frankfurt: Geschichte – Gegenwart – Zukunft“. Ort und Zeit waren mit Bedacht gewählt, nicht nur, weil die Frauen-WM mit Frankfurt als zentralem Spielort und Schauplatz des Finales fast schon in der Tür steht.

Vor 80 Jahre gründete sich am Ort des Treffens der „1. Deutsche Damen Fußballclub (1. DDFC)“, dem freilich nur ein kurzes Leben beschieden war, und am 31. Oktober 1970 ließ der Deutsche Fußball-Bund den Frauenfußball offiziell wieder zu. Auch die Frankfurterin Helga Altvater, vor einigen Jahren als Frauenreferentin des Hessischen Fußball-Verbandes Mitglied des damaligen Verbandsvorstandes, verbinden Erinnerungen mit diesem Ort: „Hier habe ich meine erste Schiedsrichter-Pflichtsitzung besucht.“

In drei Gesprächsrunden, moderiert vom Leiter des städtischen Presse- und Informationsamtes, Nikolaus Münster, sowie Kerstin Schellhaas, Sportchefin des „Höchster Kreisblattes“ und VFS-Geschäftsführerin, skizzierten die Teilnehmer die Anfänge des Frauenfußballs in der Mainmetropole, beleuchteten die Gegenwart und warfen einen Blick in kommende Zeiten. Tatkräftige Hilfe im historischen Teil leistete Matthias Thoma, Leiter des Fußballmuseums von Eintracht Frankfurt.

Die Anfänge des Frauenfußball machen sich an der Lotte Specht fest, Metzgers-Tochter und Anhängerin des FSV Frankfurt. Sie rief den 1. DDFC ins Leben. „Die Männer konnten schon damals mit Frauenfußball nicht umgehen. Der Verein löste sich auf, weil alles zu kompliziert war,“ hat Matthias Thoma aus geschichtlichen Unterlagen herausgefiltert.

Ende der 1960er-Jahre unternahm Heidi Herbst einen neuen, durchaus erfolgreichen Anlauf. „Wir mussten uns allerdings dem Betriebssportverband angliedern,“ blickt Heidi Herbst zurück. 1970 kam dann so etwas wie eine Wende, am Anfang langsam, schließlich immer schneller und mitreißender.

Längst hat der Frauenfußball einen eigenen Spielbetrieb von der Bundesliga bis hinunter in die Kreise. Erste Ansätze der Professionalisierung sind längst da, Marketingstrategien werden entwickelt. „Einige wenige Spielerinnen können heute schon vom Fußball allein leben,“ erläuterte Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt.

Mit dem Boom und neuerdings auch zahlreichen Projekten, die der Deutsche Fußball-Bund anstieß und über die Landesverbände realisiert, kamen aber auch Probleme, teil ganz profane: „Wir haben allein in Frankfurt 28 Sportplätze mit Doppelbelebung, also zwei Vereinen,“ gab Frankfurts Kreisfußballwart Rainer Nagel zu bedenken. Das setzt vor allem dem Jugendbereich zu. Von der Schwierigkeit, geeignete Trainer und Betreuer zu finden, ganz abgesehen.

Dass aber gerade beim Nachwuchs der Hebel angesetzt werden muss, darüber war sich alle einig. Auch die Weltmeisterinnen Renate Lingor und Sandra Smisek, die eines besonders forderten: Die Schulen mit einzubeziehen. Anne Lange

2.11.2010/lg