Fit für die Vereinskommunikation

08. April 2022 · Top-News · von: mag

Daniel Bettermann ist Vorstand Medien / Marketing beim KSV Hessen Kassel und seit kurzem auch HFV-Referent des Vereinsmanager-C-Moduls „Öffentlichkeitsarbeit“. Wie er dazu kam, was dahintersteckt und über die aktuelle Lage seines Clubs Hessen Kassel berichtet er im Interview.

Foto: Janina Kampe, KSV Hessen Kassel e.V.

Hallo Herr Bettermann, wie kam es zu Ihrer Referententätigkeit für den HFV?
Unser langjähriger Löwenfreund Christian Marx – Sponsor des Vereins und auch im HFV als Mitglied des Verbandsausschusses für Qualifizierung und Vereinsentwicklung aktiv - hat mir vom HFV-Bildungsprogramm erzählt. Dabei ging es vor allem um die Weiterentwicklung in der Ausbildung zum Vereinsmanager und dem zunehmend aufkommenden Wunsch, gezielt auch Angebote im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Arbeit anzubieten. Christian hat mich überzeugt, ja eigentlich haben wir uns beide quasi voneinander überzeugt: Die Ergo Christian Marx aus Homberg/Efze ist weiter Partner des KSV Hessen Kassel. Und mich hat er für die Bildungsarbeit als Referent für den HFV gewonnen ;-)

Um welche Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit geht es dabei?
Ein wesentliches Ziel liegt darin, Mitglieder des Medienteams eines Vereins für das Thema Kommunikation fit zu machen. Dabei steht die Leitfrage im Fokus, wie es uns gelingt, uns und unsere Vereinsarbeit aktuell, zeitgemäß ansprechend und zugleich ressourcenschonend zu präsentieren. Im Kern geht es dabei um alle Facetten der Öffentlichkeitsarbeit. Zunächst beginnen wir mit den Grundlagen der Kommunikation. Wir beschäftigen uns mit der Frage, welche Wirkung und Wahrnehmung Bilder und Texte, also unsere im Verein erstellte Berichterstattung, auf die Leserinnen und Leser bzw. Follower in den sozialen Medien entfalten. Wir erarbeiten uns während der zweitägigen Veranstaltung die wesentlichen Grundlagen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch inhaltliche Fragen rund um die Wirkung und Zielgruppen werden intensiv behandelt. Die verschiedenen Arten von Inhaltstypen, d.h. wie geben wir was nach außen, also etwa einen redaktionellen Bericht, eine Bildergalerie oder Videobeitrag etwa und wie unterscheiden diese Medien sich, werden behandelt. Zur Öffentlichkeitsarbeit eines Vereins gehört neben der ansprechenden Präsentation des Vereinslebens, des Spielbetriebs, d.h. der Berichterstattung rund um unser liebstes Hobby, auch noch die Arbeit mit den Pressevertretern vor Ort. Das ist vor allem dann wichtig, je höherklassig der Verein spielt, umso mehr Zeit braucht es für die Pressearbeit. Im Ehrenamt allerdings nicht immer ganz einfach, so dass wir auch über Wege zur ressourcenschonenden Arbeitsweise reden. Dazu werden nützliche Tools vorgestellt, die einem das Leben im Tagesgeschäft leichter machen können.

Ein Punkt behandelt „Alte Welt vs. Neue Welt“, was ist damit genau gemeint?
Im Medienbereich meint die „alte Welt“ vorwiegend die klassischen Printmedien, also Zeitungen, Magazine, aber auch TV-Sendungen. Also der klassische Weg der Informationsweitergabe in einer Richtung der Leserinnen und Leser bzw. Zuschauerinnen und Zuschauer. Die „neue Welt“ zielt vor allem auf die sogenannten Sozialen Medien ab. Der Unterschied liegt in veränderten Rollen. Es gibt dort nicht mehr den klassischen Weg zwischen Sender und Empfänger, sprich die einfache Verbreitung von Informationen in Richtung von Konsumenten. Die sozialen Medien leben von den Interaktionen aller Teilnehmenden. So kann aus einem Follower zugleich auch ein Sender werden, der mitunter den ursprünglichen Absender einer Botschaft zum Dialog auffordert oder auch in Bedrängnis bringen kann. Wir kennen das, wenn es in unseren Vereinen sportlich mal nicht so läuft, dann werden die geteilten Spielberichte kritisch kommentiert und auch mal sprichwörtlich der „Dampf abgelassen“. Diese Spielart der wechselseitigen Interaktion ist im Internet seit Jahren üblich. Das erfordert bei intensiver Nutzung dieser Medien jedoch auch Zeit und auch Wissen über die Wirkung von Botschaften. Im Seminar widmen wir uns daher dem Thema Social Media auch sehr intensiv.

Auf welche Weise bringen Sie die Themen den Teilnehmenden näher?
Das Seminar ist so aufgebaut, dass die Teilnehmenden sich die Kursinhalte gemeinsam erarbeiten. Es gibt jeweils einen Input-Block, jedoch bin ich kein Freund der Frontalbeschallung. Es macht einfach mehr Spaß, sich das Wissen gemeinsam zu erarbeiten. Über die einzelnen Arbeitsphasen wird das erworbene Wissen immer weiter vertieft, so dass die Teilnehmenden idealerweise nach dem Seminar auch ganz konkret etwas für ihre tägliche Arbeit im Verein mitnehmen können. Und ich möchte zeigen, dass es im Kern oftmals keinen Unterschied macht, ob wir eine Pressemitteilung für ein Spiel in der Gruppenliga oder in der Regionalliga verfassen. Überhaupt ist vieles sehr ähnlich, die Intensität steigert sich jedoch.

Wie umfassend sind die Lerneinheiten?

Das Seminar ist auf zwei Präsenztage in Grünberg ausgelegt. Wir behandeln die Grundlagen, Bild- und Textsprache, Tonalität, Zielgruppen, Contentmix und Redaktionsplan, welche Social-Media-Plattformen es gibt und wie unterschiedlich werden sie genutzt, auch ein wenig klassische Pressearbeit, sowie Tooltipps und vor allem der gemeinsame Austausch soll im Vordergrund stehen.

Auf welche Informationen greifen Sie zurück?
Von allem ein bisschen. Ich möchte den Teilnehmenden vor allem aus den praktischen Erfahrungen in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit, die ich sowohl im Job, als auch im Ehrenamt erworben habe, gerne etwas weitergeben. Mir geht es vor allem darum näherzubringen, dass Öffentlichkeitsarbeit Spaß macht und oftmals gar nicht so viel zusätzliche Arbeit macht, wenn man sie von Beginn an mit im Blick hat. Vor allem soll auch der Austausch im Fokus stehen. Denn die Kommunikationsarbeit lebt ja vor allem genau davon: vom Austausch, vom Dialog untereinander.

Inwiefern können Sie dabei die Teilnehmenden auf eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für ihren Verein vorbereiten?
In den Seminarinhalten lege ich den Fokus auf einen hohen Praxisbezug. Ich möchte den Teilnehmenden etwas aus dem riesigen Werkzeugkasten an Möglichkeiten an die Hand geben. Dazu zählen neben Hintergrundwissen vor allem auch Tipps über gute Tools, Software, die oftmals kostenlos unsere Arbeit deutlich erleichtern kann. Meist sind nämlich gar keine teuren Hilfsmittel mehr nötig, um tolle Ergebnisse schnell und einfach zu produzieren. Wo es früher noch die hochwertige Spiegelreflexkamera brauchte, reicht heute für viele Bildmotive oder Videoclips für Social Media die Kamera unseres Smartphones.

Sie kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit des KSV Hessen Kassel, also an der Schnittstelle von Profi- und Amateurfußball. Wo liegen in diesem Bereich die Unterschiede?
Es macht natürlich schon einen Unterschied, ob ein Verein mit seiner ersten Mannschaft in der Kreisliga oder in der Regional- oder Hessenliga spielt. Der Aufwand, der in den höheren Ligen für die Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden muss, nimmt einfach zu. Das Grundlagenwissen ist jedoch überall gleich nützlich und inhaltlich ändert sich auch wenig. Die wesentlichen Unterschiede betreffen daher vor allem den zeitlichen Aufwand. Durch das große Interesse von Fans und Sponsoren sowie regionalen und überregionalen Medien an den Spielen des KSV Hessen Kassel kommen nahezu täglich Anfragen rein, welche zu bearbeiten sind. Da ich das Ganze ehrenamtlich mache, passiert vieles vorwiegend in den Abendstunden. So wie bei nahezu allen von uns, die in Vereinen engagiert sind. Da haben wir dann direkt auch wieder die Gemeinsamkeiten.
Da wir zudem auch mehrere reichweitenstarken Kanäle betreiben, wie die Homepage www.ksv-hessen.de, Facebook, Instagram und dem loewen.tv-YouTube-Channel, kommt noch einiges an Aufwand dazu. Um das alles stemmen zu können, haben wir ein ehrenamtliches Medienteam, mit vielen tollen und sehr engagierten Leuten, deren Altersstruktur von Anfang 20 bis 70 reicht.
An dieser Stelle möchte ich übrigens allen ehrenamtlich Aktiven bei uns einmal Danke sagen. Das gilt insgesamt für alle in Vereinen engagierten Menschen. Ohne das Ehrenamt würde uns allen in der Gesellschaft viel fehlen und die Vereine würden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht mehr nachkommen können. Das immer wieder hervorzuheben, ist mir ein wichtiges Anliegen.

Der KSV steht im gesicherten Mittelfeld der Regionalliga. Wie sehen die kurz- und mittelfristigen Ziele des Vereins aus?
Vor der Saison gab es einen großen Umbruch. Unsere Mannschaft gehört nun mit einem Altersschnitt von 24 Jahren mit zu den jüngsten Teams in der Regionalliga Südwest – davor waren wir noch eine der ältesten Mannschaften. Der Umbruch hatte auch wirtschaftliche Gründe. Die Einschränkungen durch Corona und die letzte Geisterspiel-Saison 2021/22 haben ordentlich Körner gekostet.
Der eingeschlagene Weg stimmt: Das junge und im Kern regionale Team unseres Trainers Tobias Damm begeistert mit schnellem Offensivfußball. Man sieht deutlich, dass jeder im Löwenrudel alles gibt. Das sehen Fans und Sponsoren in Nordhessen gerne – das macht Löwenfans stolz. Nach dem 29. Spieltag steht unsere Mannschaft mit einem deutlich geringeren Etat im Vergleich zu den Mitbewerbern mit 37 Punkten auf einem sehr guten achten Tabellenplatz. Auch im Zuschauerranking belegen wir mit über 1.700 Zuschauern einen guten zweiten Platz. Natürlich wünschen wir uns noch mehr Zuschauer und natürlich Sponsoren. Wir freuen uns auf eine Rückkehr zur Normalität im Spielbetrieb, ohne Zuschauereinschränkungen, so wie es ab April ja vermutlich kommen wird.
Mittelfristig will der Verein durch sportlich attraktiven Fußball auch wieder in höheren Tabellenregionen auftauchen und eines Tages auch mal wieder ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Danach lechzen viele in Nordhessen. Damit es dazu kommt, sind wir auf viele Unterstützer in Nordhessen angewiesen, die als Zuschauer und Sponsoren den eingeschlagenen Kasseler Weg mitgehen und dazu beitragen, den Löwen eines Tages zu neuem sportlichen Glanz zu verhelfen.