"Ehrenrunde": Goldene Zeit für Lea Schneider

09. Juni 2015 · Allgemein · von: Niels Barnhofer

Gänsehaut: Lea Schneider nach dem Besuch der Ehrenrunde-Trucks. Foto: getty images

„Ich habe Gänsehaut bekommen“, sagt Lea Schneider kurz nachdem sie die Inszenierung des FIFA-WM-Pokals auf der Ehrenrunde erleben durfte. Für sie sei es zudem ein „cooles Gefühl“ gewesen, sich mit der „2014 World Cup Winner’s Trophy“ fotografieren zu lassen. Vielleicht sogar mehr. Vielleicht war es sogar Anreiz und Motivation. Denn die 15 Jahre alte Angreiferin der MSG Lütter gehört auch der U 15-Nationalmannschaft an.

Auf drei Einsätze in der DFB-Auswahl hat es Lea Schneider schon gebracht. Zwei Treffer erzielte die Torjägerin dabei. Aktuell fehlt sie jedoch im Kader der U 15, die morgen und am Donnerstag zwei Länderspiele in der Tschechischen Republik bestreitet. Allerdings aus gutem Grund. Denn mit den B-Juniorinnen der MSG Lütter bestritt sie in den vergangenen Tagen die Relegation zur Hessenliga. Eine Aufgabe, die sie mit ihrem Team mit Bravour meisterte. Nach dem 13:0 im Hinspiel gab es im Rückspiel ein 7:3.

Lea Schneider trug wesentlich zum Erfolg bei. Sechs Treffer erzielte sie in beiden Spielen. Es waren ihre Saisontore 52 bis 57. Beachtlich, vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass sie mit 15 Jahren das Küken unter den bis zu 17 Jahre alten Spielerinnen ist. Und trotzdem kommentiert sie den Erfolg trocken: „Der Aufstieg war unser Saisonziel.“

Kein Zweifel, das Mädchen hat Talent. Doch man muss eine solche Spielerin auch erst einmal finden. Denn anders als bei den Jungs spielen die Mädchen in diesem Alter noch nicht zwangsläufig bei den großen Klubs. So hat sie das Sichtungssystem des DFB nach oben gespült. Kreis-, Bezirks- und Hessenauswahl hat Lea Schneider durchlaufen. Beim Länderpokal ist sie aufgefallen, anschließend zu Sichtungslehrgängen des DFB eingeladen worden, bei denen sie überzeugen konnte.

So kommt auch die MSG Lütter zu der Ehre, eine Nationalspielerin hervorgebracht zu haben. Mit Stolz präsentierte der Klub seine Vorzeigespielerin im Rahmen des Stopps der Ehrenrunde am Sonntag. Allerdings ist das für den Verein auch eine Verpflichtung und Herausforderung, ein Umfeld für eine solche Spielerin zu bieten, in dem sie sich immer noch weiterentwickeln kann.

Lea Schneider würde gerne bleiben. Sie fühlt sich in Lütter wohl. Für die kommende Saison hat sie schon ihre Zusage gegeben. Auch in der vagen Hoffnung, dass sich noch etwas im Klub tut. „Vielleicht passiert ja das Wunder und unsere Frauen steigen in die Bundesliga auf“, sagt sie. Bisher spielen die in der Verbandsliga.
Hoffen auf die nächste Ehrenrunde

Doch Lea Schneider merkt schon jetzt, dass die Ansprüche steigen. „Von Lütter zur Nationalmannschaft ist der Tempo-Unterschied gewaltig“, sagt sie. Von daher treibt sie die Frage um, ob nicht ein Wechsel sinnvoll wäre. An Angeboten mangelt es jedenfalls nicht. Topteams haben bereits angeklopft.

Allerdings will Lea Schneider auch nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Die Torjägerin, die Messi, Neymar und Marozsan als ihre Vorbilder ausgedeutet hat, weiß, woran sie noch arbeiten muss. Von DFB-Trainerin Bettina Wiegmann hat sie mit auf den Weg bekommen, an der Ballmitnahme und ihrem Stellungsspiel zu arbeiten. Sie selbst sagt, dass ihr linker Fuß und ihr Kopfballspiel noch verbesserungswürdig seien.

Wo sie sich Tipps und Anregungen holen kann, weiß die 15-Jährige genau. Die Frauen-WM in Kanada wird sie genau beobachten. Die späten Übertragungszeiten schrecken sie nicht. „Ich habe Ferien“, sagt sie. Außerdem geht sie davon aus, dass es genug Gelegenheiten geben wird, die deutsche Mannschaft zu beobachten. „Ich sage, sie gewinnt die WM“, erklärt sie voller Überzeugung. Und dann wäre es ihr Recht, wenn wieder eine Ehrenrunde veranstaltet wird. Dann mit dem Frauen-WM-Pokal.