DFB-Frauen erwarten im Halbfinale gegen die USA „ein Duell auf Augenhöhe“

30. Juni 2015 · Allgemein · von: Matthias Gast

Ausgelassener Jubel herrschte bei den deutschen Fußball-Frauen nach dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Frankreich. Foto: getty images

Spannender hätte das WM-Viertelfinalspiel der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Frankreich kaum verlaufen können. In der regulären Spielzeit hatte es 1:1-Unentschieden gestanden und auch nach 120 Minuten hatte dieses Ergebnis Bestand. Beim anschließenden 5:4-Sieg im Elfmeterschießen wurde DFB-Torfrau Nadine Angerer mit einem abgewehrten Strafstoß zur Heldin des Abends.

Nachdem die Französinnen in der ersten Halbzeit das Spielgeschehen dominierten, agierte die Mannschaft von Trainerin Silvia Neid nach dem Seitenwechsel besser und erspielte sich nun ebenfalls die ersten Torchancen. Dennoch war es das französische Team, welches schließlich in Führung ging. Einen Schuss von Louisa Necib fälschte Annike Krahn unglücklich zum 0:1 ab. Neid reagierte und brachte mit Sara Däbritz und Melanie Behringer zwei frische Offensivkräfte in die Partie. Ein Strafstoß, verursacht durch ein Handspiel von Amel Majri, sorgte in der 84. Minute für den Ausgleich. Celia Sasic schickte Sarah Bouhaddi in die falsche Ecke und erzielte mit ihrem sechsten Turniertreffer das 1:1.

In der Verlängerung kämpften beide Mannschaften mit dem Kräfteverschleiß dieser intensiven Partie, so dass kaum nennenswerte Möglichkeiten herausgespielt wurden. Folglich musste das Elfmeterschießen die Entscheidung erbringen, welches Team in die Runde der letzten vier Mannschaften einziehen darf. Mit präzisen und kraftvollen Strafstößen gaben sich Deutschland und Frankreich keine Blöße – die ersten neun Elfmeter wurden allesamt verwandelt. Beim Stand von 5:4 für die Neid-Elf trat Claire Lavogez an, Torfrau Nadine Angerer ahnte die Ecke und wehrte den Ball mit dem Knie ab. Sofort war die Torhüterin umringt von ihren jubelnden Mitspielerinnen, die im Halbfinale nun auf die USA treffen. Die Amerikanerinnen gewannen durch das entscheidende Tor von Carli Lloyd mit 1:0 gegen China.

Deutschlands Kapitänin Angerer fasste nach Spielende die Partie gegen Frankreich folgendermaßen zusammen: „Es war für alle ein sehr, sehr intensives Spiel, physisch, aber auch mental. In der ersten Halbzeit hatte ich schon Angst, dass wir die Kurve nicht bekommen. Ich muss zugeben, dass Frankreich die erste Halbzeit das Spiel dominiert hat. Aber dann haben wir uns gesammelt und uns gesagt, dass wir jetzt alles reinwerfen müssen und unseren unglaublichen Charakter, den wir in der Mannschaft haben, gezeigt. Und dann waren wir wieder die Mannschaft, die wir eigentlich sind, das deutsche Team, das mit Einsatz und Leidenschaft spielt.“

Nun geht es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 1 Uhr MEZ gegen den zweimaligen Weltmeister USA. Der amtierende Vize-Weltmeister spielt bislang ein starkes Turnier, lediglich beim 0:0 gegen Schweden in der Vorrunde konnten die Amerikanerinnen nicht gewinnen. Entscheidend wird sein, ob die beste Defensive des Turniers der treffsichersten Offensive Paroli bieten kann. Das US-Team kassierte nur im Auftaktmatch gegen Australien einen Gegentreffer und ist inzwischen seit 423 Minuten ohne Gegentor.

Dementsprechend respektvoll äußerte sich DFB-Mittelfeldspielerin Behringer über den kommenden Gegner: „Das ist wirklich wieder ein harter Brocken, da kommt eine richtig gute Mannschaft auf uns zu. Die Amerikanerinnen sind athletisch sehr stark, die werden 90 Minuten rennen. Die wollen unbedingt Weltmeister werden. Ich bin sehr gespannt auf das Spiel. Wir werden uns wieder sehr gut darauf einstellen. Es wird wieder ein Duell auf Augenhöhe.“
Elfmeter-Heldin Angerer, die bei Portland spielt, über mögliches Insiderwissen: „Ich habe mit einigen Nationalspielerinnen bereits zusammengespielt. Sie kennen mich, aber ich kenne sie auch. Es wird auf jeden Fall wieder ein sehr, sehr schweres Spiel.“

Im zweiten Halbfinale ermitteln 24 Stunden später Titelverteidiger Japan und England, das Gastgeber Kanada mit einem 2:1 aus dem Turnier warf, den weiteren Endspielteilnehmer.

Die U21-Nationalmannschaft der Männer verpasste hingegen deutlich das Final-Ticket bei der Europameisterschaft in Tschechien. Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch unterlag den Nachwuchskickern Portugals mit 0:5. In einer einseitigen Partie lag das Team um Kapitän Kevin Volland bereits zur Halbzeit mit 0:3 zurück. Auswahl-Trainer Hrubesch erklärte: „Es hat daran gelegen, dass die Spieler es vom Kopf her nicht so geschafft haben, wie sie das wollten. Du machst viele einfache Fehler. Dann baust du solche Mannschaften auf, und dann bekommst du eine Lehrstunde. Aus einer solchen Niederlage lernt man, da bin ich sicher.“

Im Finale treffen die Portugiesen am Dienstag um 20:45 Uhr in Prag auf das Überraschungsteam aus Schweden, welches Dänemark mit 4:1 besiegte.