600 Kilometer im Zug für zwei Freistoßtore

14. November 2015 · Masterplan

Voller Einsatz nach langer Zugfahrt: Laura Auth (links). Foto: rolfherchen@t-online.de/Charlie.Rolff

Laura Auth studiert in Bremen. Dennoch läuft sie weiter für ihren Heimatklub in Hessen auf. Am Wochenende legte sie 600 Kilometer im Zug zurück. Mit Erfolg: Erst traf sie doppelt für die TSG Lütter und am Tag darauf stand sie 90 Minuten lang in Bremen auf dem Platz.

Diese 300 Kilometer einfache Fahrt haben sich mehr als gelohnt: Laura Auth von der TSG Lütter hat ihrer Mannschaft am Samstag mit zwei Freistoßtoren ein 2:2-Unentschieden bei Hessen Kassel gesichert. Die Verbandsliga-Spielerin war extra von ihrem Studienort Bremen nach Nordhessen gereist, um ihr Team zu unterstützen. Beinahe wäre ihr gar ein drittes Freistoßtor geglückt. Außerdem kurios: Bereits am Sonntag stand die 22-Jährige wieder 90 Minuten lang auf dem Platz.

In der Hansestadt Bremen studiert Laura Auth derzeit im dritten Semester BWL. Dort hat sich die Engelhelmserin inzwischen nicht nur in einer Vierer-WG eingelebt, sondern auch fußballerisch eine zweite Heimat gesucht: Der TV Eiche Horn spielt in der Verbandsliga, Bremens höchster Spielklasse bei den Frauen. „Ich schätze die Liga aber schwächer als die hessische Verbandsliga ein. Es ist eben nur ein kleines Bundesland“, sagt Auth, die während ihrer ersten beiden Semester noch auf Fußball in der Fremde verzichtet hatte. „Es hat mir dann aber gefehlt“, berichtet die Hessin, die am vergangenen Wochenende ihr Zweitspielrecht erstmals nutzte, um für beide Mannschaften 90 Minuten lang auf dem Platz zu stehen.


"Ich bin einfach ein Vereinsmensch. Personell sah es einfach nicht so gut aus und deswegen habe ich mich am Samstag um halb zwölf in den Zug gesetzt“, erklärt die Innenverteidigerin, weshalb sie die rund 300 Kilometer einfache Wegstrecke in Richtung Kassel zum Auswärtsspiel der TSG Lütter auf sich genommen hatte. Der Einsatz lohnte sich: Da Lütters eigentliche Standard-Schützin Melanie Stiel krankheitsbedingt passen musste, übernahm Auth gegen Hessen Kassel mit Erfolg die Freistöße auf das gegnerische Tor.

19. Minute, der Ball liegt auf halblinker Position 20 Meter vor Hessen Kassels Gehäuse. Ein kurzer Blick, Anlauf und die Kugel schlägt direkt unter der Latte ein. Und was einmal so gut funktioniert hat, das klappt auch noch ein zweites Mal: 71. Minute, diesmal von halbrechts, Auths Freistoß landet zum 2:2 im linken oberen Eck. Letztlich hätte die Studentin ihrem Spiel sogar noch das i-Tüpfelchen aufsetzen können, doch ein weiterer Freistoß landete zehn Minuten vor Schluss an der Latte. „Dann hätte sich die Fahrt richtig gelohnt“, muss die 22-Jährige, die auf dem Rückweg Richtung Bremen auch noch ihren Anschlusszug verpasste, schmunzeln.

Nun ist jedoch erst einmal Entspannung angesagt, denn nach weiteren 90 Minuten Fußball am Sonntag mit dem TV Eiche Horn ( 3:0-Sieg bei der SG Findorff , Tabellenführung) geht die Belastung auch an der sportlichen jungen Frau nicht spurlos vorüber. Dennoch will die Abwehrspielerin auch am kommenden Wochenende wieder für beide Teams auflaufen: „Wenn Not am Mann ist, dann nehme ich den Stress gerne in Kauf.“