5 | Spielbetrieb Liebe Fußballfreunde in Hessen, am letzten Oktober-Wochenende kam es bei der Begegnung Fr. Spvgg Müns- ter gegen TV Semd in der Kreisliga C Dieburg zu einem erschütternden Ge- waltvorfall: Der 22-jährige Schiedsrichter dieser Partie wurde nach einem aus- gesprochenen Feldverweis gegen einen 28-jährigen Spieler von diesem brutal niedergeschlagen. Der Schiedsrichter war zunächst bewusstlos und wurde zur weiteren Behandlung mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gefl ogen. Wir wünschen Dir, lieber Nils, dass Du schnell wieder gesund wirst, bei Deiner Familie sein kannst und den schlimmen Vorfall auch verarbeitest. Bei Deinem Genesungsprozess wollen wir Dich ger- ne begleiten und unterstützen. Darüber hinaus bedanken wir uns bei denjenigen, die dem verletzten Un- parteiischen Erste Hilfe geleistet und den Rettungsdienst alarmiert haben. Der Hessische Fußball-Verband ist schockiert über diesen neuerlichen Vorfall körperlicher Gewalt gegen unse- re Schiedsrichter. Leider ist dies aktuell nicht der einzige Fall von Gewalt – sei es verbal oder sogar körperlich – gegen unsere Unparteiischen. Wir werden die- se Auswüchse an Gewalt nicht tolerie- ren, sondern mit aller Konsequenz und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln sportgerichtlich dagegen vor- gehen. Wenn nötig, die Strafmaßnah- men auch verschärfen. Zudem ist ein Fußballplatz kein rechtsfreier Raum. Angriff e auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind Delikte gegen die körperliche Unversehrtheit und als solche auch nach den Paragrafen des Strafgesetzbuches zu ahnden. Es gilt ganz klar: Wer sich nicht an die Spielregeln hält und den Grundsatz des Fair Play ignoriert, hat bei uns keinen Platz! Wir fi nden uns heute in einer Zeit wieder, in der sich das gesamtge- sellschaftliche Problem der off enen Respekt losigkeiten gegen Ordnungs- instanzen leider auch zunehmend auf den Fußballfeldern widerspiegelt. Wir stehen dabei an der Seite unserer Schiedsrichter. Jeder Vorfall ist einer zu viel, jede Form von Gewalt, psychischer oder physischer Art, ist nicht akzepta- bel. Angriff e auf unsere Schiedsrichter sind Angriff e auf unseren Fußball. Und das muss, da gibt es keine zwei Meinun- gen, aufhören! Wir können bei diesem Thema auch nicht die Verantwortung einfach an die Politik weiterleiten, wir als Fußballer sind alle gemeinsam gefragt. Wir alle müssen alles tun, um unsere Schieds- richterinnen und Schiedsrichter zu schützen. Der Hessische Fußball-Ver- band wird auch die Schiedsrichter-Aus- schüsse uneingeschränkt bei allem unterstützen, was dazu dient, dass möglichst alle Fußballspiele gewaltfrei stattfi nden. Wir lassen unsere Schieds- richter nicht alleine! Das gemeinsame Ziel aller Fußballer und Funktionäre muss sein, dass sich die Schiedsrichte- rinnen und Schiedsrichter auf unseren Fußballplätzen sicher fühlen können. Wir alle wissen, dass wir ohne Schieds richter keinen Spielbetrieb auf- rechterhalten können. Der Trend, dass unsere Schiedsrichterzahlen sinken, ist sichtbar. Gewiss spielen dabei auch weitere Faktoren eine Rolle. Wenn aber unsere Unparteiischen, die ohnehin ein dickes Fell haben müssen, im Rahmen des Spiels so verbal oder körperlich an- gegangen werden, dass sie aus Angst vor dem nächsten Spiel ihren Dienst an der Pfeife quittieren, ist es zu spät. Wir appellieren an alle Vereine, sich bewusst zu machen, dass wir in eine zunehmend dramatischere Situation kommen und immer weniger Sport- freunde zukünftig bereit sein werden, sich als Schiedsrichter zur Verfügung zu stellen. Lassen sie es nicht soweit kom- men und setzen sie gegen Spieler und Mitglieder, die sich nicht an Spielregeln und einen faireren Umgang halten, ein deutliches Zeichen! Darüber hinaus möchten wir Ihnen unsere präventiven Maßnahmen ans Herz legen. Unser Netzwerk von Fair Play Hessen setzt sich gerne mit Ihnen und Ihren Spielern an einen Tisch, auch oder gerade wenn diese Schwierigkei- ten haben, sich sportlich fair zu verhal- ten. Setzen Sie als Verein ein deutliches Zeichen gegen Gewalt, Diskriminie- rung, Rassismus und Antisemitismus. Werden Sie Mitglied bei Fair Play Hes- sen und nehmen Sie unsere präventi- ven Angebote an. Es wäre fatal, wenn die schlimmen Vorfälle der jüngeren Vergangenheit dazu führen würden, dass Schiedsrich- ter die Begeisterung für ihr Hobby ver- lieren. Der Hessische Fußball-Verband möchte erreichen, dass Schiedsrich- ter dieser Tätigkeit mit großer Freude nachgehen und andere mit ihrer Lei- denschaft anstecken. Das wäre unser Wunsch für die Zukunft! Wir werden Ihnen darüber hinaus in Regionalkonferenzen anbieten, mit Ih- nen ins Gespräch zu kommen und kon- krete Maßnahmen vorstellen, wie Sie selbst in Ihrem Verein mit Ihren Spie- lern, Mitgliedern und Zuschauern für mehr Fair Play werben können. Des Weiteren fordern wir Sie auf, in Ihrem Verein die satzungsrechtlich ver- ankerten Schiedsrichterbeauftragten nicht nur auf dem Papier zu benennen, sondern diese auch aktiv einzubinden, damit sie für unsere Schiedsrichter tä- tig werden können. Es gibt viele gute Beispiele in Hessen, die belegen, dass sich dadurch das Verständnis für die Schiedsrichtertätigkeit deutlich verbes- sert hat. Der regelmäßige Kontakt zu Ihren vereinseigenen Schiedsrichtern und zur örtlichen Schiedsrichtervereini- gung ist dabei sicherlich sehr hilfreich. Nehmen Sie daher die Einladungen unserer Schiedsrichtervereinigungen an. Nur miteinander können wir unse- ren geliebten Fußball als Sportart Num- mer eins behalten. Respekt, Anstand und Fair Play sind Grundsätze, die überall gelten müs- sen – auch auf unseren Sportplätzen. Setzen Sie mit uns ein klares Zeichen bei jedem Spiel: Gewalt, egal ob ver- bal oder körperlich, hat beim Fußball nichts verloren. Lassen Sie uns als hes- sische Fußballfamilie deutlich machen: Hessens Fußball ist gewaltfrei! Mit sportlichen Grüßen Stefan Reuß Präsident Torsten Becker Vizepräsident Ralf Viktora Schatzmeister Gerd Schugard Vorsitzender des VSA HESSEN-FUSSBALL 11/2019