17 | Freizeit- und Breitensport Zohren: Gehfußball, oder auch Walking Football, war von Anfang an ein Her- zensprojekt der Fanabteilung von Ein- tracht Frankfurt – und auch von mir. Ein Team zu formen aus 25 fremden Spie- lern ist eine Herausforderung, doch die Entwicklung, die die Mannschaft kon- tinuierlich nimmt, macht einfach Spaß. Der neue Sport hat auch eine Gemein- schaft geformt. Dementsprechend würde ich sagen: meine Beziehung zum Gehfußball ist durchweg positiv. Abraham: Die Vorstellung der Idee des Gehfußballs wurde in unserer AH-Ab- teilung zuerst skeptisch aufgenom- men. Ich habe dann aber vor allem die ehemaligen Spieler, die durch Verlet- zungen nicht mehr am AH-Spielbetrieb teilnehmen konnten, dazu bewegen können, ein Training durchzuführen. Die Begeisterung der Spieler war rie- sengroß, zumal viele nach langer Zeit wieder einmal gegen den Ball treten konnten. Nun fi ndet regelmäßig ein Gehfußball-Training im Winter in der Halle und im Sommer im Freien statt. Seit Beginn haben wir einen steten Zu- wachs und sind nun in der offi ziell auf- genommenen Gehsportabteilung rund 35 Teilnehmer. Wie würden Sie mich in wenigen Sät- zen vom Einstieg in den Gehfußball überzeugen? Zohren: Fußball im Gehen funktioniert, und das sogar ziemlich gut! Ob Ex-Fuß- baller, Neueinsteiger oder beeinträch- tigt durch vorhergehende Verletzungen: Walking Football bringt den Ball mit viel Freude wieder zurück an den Fuß. Abraham: Gehfußball ist eine echte Al- ternative, wenn ramponierte Knorpel oder der fehlende Meniskus den gere- gelten AH-Spielbetrieb nicht mehr zu- lassen. Es ist eine altersgerechte Bewe- gung mit geringem Verletzungsrisiko und dient zur Verbesserung der kör- perlichen und mentalen Gesundheit. Ein ideales Angebot für Neueinsteiger, Wiedereinsteiger und Hobby-Spieler. Teamgefühl und soziale Interaktion für Frauen und Männer, sowie Spaß an der Bewegung stehen im Vordergrund. Ist Gehfußball also nicht nur etwas für ältere Fußballer, die nicht mehr laufen können? Zohren: Absolut nicht! Walking Foot- ball bietet viele Möglichkeiten. Auch bei uns ist das Mannschaftsbild ge- mischt, ob Neueinsteiger oder Ex-Fuß- baller – Gehfußball macht es möglich. Ich freue mich auch immer, wenn ich im Training mal einspringen kann und mit- spielen darf. Die wichtigste Regel, nur zu gehen, gestaltet das Spiel anders als gewohnt und ist dadurch sowohl phy- sisch als auch mental eine tolle Heraus- forderung für jeden! Das kleine Vorurteil, dass Fußball im Ge- hen vor allem der Fußball der Älteren ist, kann man superschnell entkräften. Durch den regen Austausch mit anderen Walking Football-Teams weiß ich, dass Walking Football in manchen Vereinen auch schon ab dem 20. Lebensjahr mit Freude gespielt wird. Außerdem – ge- schwitzt wird immer! Am besten über- zeugt man sich allerdings selbst davon. Abraham: Dadurch, dass man nur lau- fen darf, sind die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Spielern nicht be- sonders groß. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in unserer Gruppe auch jüngere Spieler dabei sind, die auf Grund von Verletzungen gehandicapt sind und durch die Teilnahme am Geh- fußball wieder an den Spielbetrieb im Wettkampfmodus heran geführt wer- den wollen. Wir haben sogar die An- frage unserer Damenmannschaft, auch einmal ein Gehfußball-Training durch- zuführen, um explizit ein genaues Pass- Spiel zu üben. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Reaktio- nen auf die Vorstellung dieser Fußball- Variante? Zohren: Das sind meist lustige Ge- schichten. Doch sobald das erste Inte- resse geweckt ist, erlebe ich durchweg positive Reaktionen. Die sozialen und gesundheitlichen Möglichkeiten, die dieser Sport mit sich bringt, stoßen bei vielen auf ein off enes Ohr – sowohl bei Jung als auch bei Alt. Doch das Wich- tigste ist dabei eigentlich das Hinein- schnuppern ins Training und das selbst- ständige Ausprobieren. Sobald der Ball am Fuß ist, das erste Mal der Pfi ff nach einem „Laufvergehen“ ertönt oder das erste Abschlussspiel im Training statt- gefunden hat, wissen alle, welchen Charme der Gehfußball mit sich bringt. Abraham: Am Anfang wird darüber ge- lächelt, aber immer mehr Vereine und Spieler möchten diese Fußball-Variante testen. Wir hatten schon einige Spiele- rinnen und Spieler aus der näheren und weiteren Umgebung zum Training zu Gast. Wie sehen Sie die Zukunft des Gehfuß- balls? Zohren: Schon jetzt fi ndet der Geh- fußball in Deutschland und auch inter- Foto: privat national große Beachtung. Ob Schal- ke 04, Arsenal London, Celtic Glasgow oder Frankfurter Eintracht – Gehfuß- ball fi ndet überall statt! Ich hoff e und denke, dass sich der Gehfußball auch hier in Hessen etablieren und weiter- wachsen wird. Die Zahl der Walking- Football-Teams nimmt zurzeit ste- tig zu und bietet dadurch künftig die Möglichkeit für ein großartiges Mitei- nander bei Freundschaftsspielen oder großen Turnieren. Walking Football wird sich weiterent- wickeln, auf dem Platz und neben dem Platz. Durch die Erfahrungen, die man gemeinsam macht, kann die Sportart zudem optimiert werden. Das Potenzial ist auf jeden Fall da und wir freuen uns darauf, das gemeinsam umzusetzen! Abraham: Ich sehe den Gehfußball als eine Variante, die in Zukunft einen starken Zuwachs haben wird. Vor al- lem die Möglichkeit, im höheren Al- ter noch ein wenig Fußball zu spielen in gemütlicher Atmosphäre ohne Ver- letzungsangst, wird viele ältere Spie- ler, die ihre Laufbahn beendet haben, dazu bewegen, wieder einmal gegen den Ball zu treten. Auf Dauer werden wir hier in Hessen wie bereits in ande- ren Verbänden eine Reihe von Gehfuß- ball-Mannschaften haben, die dann auch Spiele oder sogar Turniere aus- Mag tragen können. Freizeit- und Breitensport: Ansprechpartner: Claus Menke Von-Amelunxen-Straße 23 34369 Hofgeismar Telefon 0173 2803181 Mail claus.menke@hfv-online.de HESSEN-FUSSBALL 1 – 2/2021