LOTTO-Hessenliga-Legende: Gonnermann: „War ein Genuss, zu spielen“ Nicht nur im Werra-Meissner-Kreis – in ganz Nordhessen ist Sören Gonnermann eine Legende. Ein Symbol für Torgefahr, Bescheidenheit und Vereinstreue. Nach 18,5 Jahren im Trikot des LOTTO Hessenligisten SV Adler Wei- denhausen hat er nun seine Karriere mit 36 Jahren, 515 Spielen und sagenhaften 467 Toren beendet. Er bevor- zugt es, nicht über sich selbst zu sprechen, lieber stellt er die Leistung seiner Mannschaft in den Vordergrund. Für den HESSEN-FUSSBALL hat er glücklicherweise eine Ausnahme gemacht. Hallo Sören, wie war der Abschied vom aktiven Fußball am letzten Spieltag? Es war sehr emotional aufgrund der vielen Nachrichten und der ho- hen Wertschätzung, das lässt einen dann auch nicht kalt. Es waren er- folgreiche und schöne Jahre in Wei- denhausen. Im Augenblick kann ich es noch nicht so realisieren, aber es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass es die letzten Spiel waren.. Gab es besondere Aktionen? Die Mannschaft hat sich natürlich einiges einfallen lassen, hat mir mit der Bildercollage ein persönliches Geschenk gemacht. Die Fans hatten ein wunderschönes Banner entwor- fen. Es gab darüber hinaus auch ein Video mit Botschaften von Personen aus meinem Umfeld, die ich im Lau- fe der Jahre kennen gelernt habe. Rundum war das schon sehr sehr schön. Es gibt sogar T-Shirts mit der Auf- schrift Ihrer Initialen und Rücken- nummer SG9. Können Sie sich über diesen Rummel freuen oder ist es Ihnen eher unangenehm? Das wurde von zwei Leuten initi- iert, die meinen Weg schon lange verfolgt haben, sie waren im Werra- Meißner-Kreis Journalisten. Einen kenne ich auch über den Fußball, von damals in der Kreisauswahl. Er wollte mir eine Aktion widmen und hat mich nach dem Okay gefragt. Wenn er mich da rauslässt, dann ist das für mich in Ordnung. Es hat mich aber schon sprachlos gemacht, wie gut das angenommen wurde, auch wenn ich nicht weiß, wie viele T- Shirts letztendlich verkauft wurden. Ist es denn eine Sprachlosigkeit vor Freude oder ist es eher unan- genehm, weil Sie sich ungern in den Vordergrund drängen? Ja, beides natürlich. Auf der einen Seite ist es ein schönes Zeichen, wenn fremde Personen, die man ja eigentlich überhaupt nicht so wahr- genommen hat, mit dem T-Shirt rumlaufen. Andererseits ist in den letzten Wochen viel auf mich als Person zugekommen, auch mit dem Klassenerhalt. Das ging dann viel- leicht auch so ein bisschen unter, das ist ja nicht selbstverständlich, dass die Mannschaft das so erreicht hat. Ihr Vater galt als guter Fußballer, auch ihre Brüder haben mit Ihnen gespielt. Welche Rolle spielte und spielt Fußball in der Familie Gon- nermann? Dadurch, dass mein Vater auch früher dem Fußball schon sehr am- bitioniert nahestand, war das Ge- sprächsthema Nummer 1. Er hat uns in der Jugend gefördert, war selbst unser Trainer und hat immer versucht, das Bestmögliche aus uns herauszuholen. Wenn er nicht so gewesen wäre oder meine Familie im Gesamten das auch so nicht unterstützt hät- te, dann hätte das in den 18 Jahren nicht so geklappt. Sie gelten als bester Fußballer des Werra-Meißner-Kreises. Hatten Sie jemals Überlegungen, höher zu spielen? Es gab die ein- oder andere An- frage, aber ich habe relativ früh ent- schieden, dass ich die Heimat und die Region nicht verlassen will und hier höchstmöglich Fußball spielen möchte. Das hatte ich bei Weiden- hausen mit der Perspektive, mit dem Drumherum, das war mir immer wichtig und hat mir gefallen. Wie viele Menschen haben Sie gebe- ten, weiterzuspielen? Ja, das kam von einzelnen Mann- schaftskollegen. Aber auch von außerhalb, von einzelnen Zuschau- ern, die gesagt haben, ‚komm, es geht doch noch ein Jahr‘. Aber mei- ne Entscheidung stand schon lange fest. Es war ja nicht so, dass ich das von heute auf Morgen entschieden habe, es war ein langer Prozess. Sie haben die Attribute Leidenschaft, Liebe, Emotionen, Dankbarkeit er- wähnt. Sind das die Stichworte, die Ihnen beim Rückblick auf Ihre Kar- riere einfallen? Das kann man schon so sagen. Wenn ich schon so viel Aufwand be- treibe, dann möchte ich natürlich auch Erfolg haben und dafür alles geben für die Mannschaft. So sehe ich auch den Mannschaftssport, man hat auch eine gewisse Verpflichtung seinen Mannschaftskameraden ge- genüber. Und dass man sich auch aufeinander verlassen kann, das 20 | HESSEN-FUSSBALL 3/2025