Schlappekicker: Profi Badstübner bei Nachwuchsschiris Bundesligaschiedsrichter Florian Badstübner war einen Tag nach seinem Bundesligaauftritt beim Spiel Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen als Motivator beim Tag der Jungschiedsrichter*innen des HFV. Die letzte Motivation war der Va- ter eines Spielers, der ihn nach sei- nem dritten Spiel als Schiedsrichter verfolgt hat. „Hör bitte auf, such dir ein anderes Hobby!“ Vielleicht war es genau das, was er brauchte, um seinen Ehrgeiz zu wecken. Florian Badstübner, damals 13 und im ers- ten Jahr als „Schiri“ in einer bayeri- schen Jugendliga, wollte mehr. Badstübner war 12, als er die Seiten wechselte. Als er entschied, dass er mit dem Trainer nicht auf einer Wel- lenlänge funkt und er Schiedsrichter werden will. Stets unterstützt vom Vater, der ihn überall hingefahren Vom Stadion zum lsbh Knapp 14 Stunden später sind Badstübner und Wagner nur einen Weitschuss entfernt prominente Gäste der Schlappekicker-Aktion für Jung-Schiedsrichter. Für 40 am- bitionierte Mädchen und Jungs aus der Region, die alljährlich vom HFV eingeladen werden, steht Badstüb- ner für den Traum von einer großen Karriere. So gibt es denn auch viel lebhaften Gesprächsstoff nach der Begrüßung durch HFV-Vizepräsi- dent Sascha Schnobrich und dem stellvertretenden Schlappekicker- Vorsitzenden Harald Stenger. „Bist du sofort im Tunnel?“ fragt der elfjährige Frederik Bokler, der für Tura Niederhöchstadt aktiv ist. Es hört sich an, als träfen sich da Brü- der im Geiste. Im Tunnel durch den Tunnel und dann raus auf den Rasen. „Ja, mit Freude“, antwortet Bads- tübner dem neugierigen Kollegen. „Jetzt geht es endlich los, Konzen- tration, Fokus, je größer die Kulisse, umso besser, auch Negatives gibt Elan. Ich liebe es, wenn Druck auf dem Kessel ist.“ Da will auch Frede- rik Bokler hin, nicht als Spieler, nur als Schiedsrichter. Florian Badstübner (7.v.l.) und HFV-Vizepräsident Sascha Schnobrich (8.v.l.) mit dem Schiedsrichternachwuchs. Foto: Renate Hoyer hat. Das Ziel, ganz oben anzukom- men, hatte er da noch nicht. Das war ihm zu unrealistisch, bis alles ziem- lich schnell ging. Kreisliga Männer mit 15, mit 19 Bayernliga, die „erste krasse Klasse“. Der Aufstieg in die dritte Liga hat ihn dann „hungrig ge- macht“, das erste Spiel in der zwei- ten Liga machte alles professionel- ler in seinem Schiedsrichteralltag. Und dann Bundesliga: Leipzig gegen Schalke in der Saison 2020/21, das lässt ihn nicht mehr los. Jüngst hat Badstübner sein 54. Bundesligaspiel gepfiffen. Beim 1:0 der Eintracht gegen Werder Bre- men war er im Einsatz. Mit „insge- samt positiver Bewertung“, erklärte Schiedsrichterlegende Lutz Wagner. Badstübner macht Neulingen Mut Noch sind manche der Schieds- richter-Neulinge, von denen die jüngsten elf Jahre sind, nicht ent- schieden, wohin der Weg sie führen soll. Badstübner in seiner lockeren Entspanntheit stärkt sie und macht ihnen Mut mit seiner eigenen Ge- schichte. Hier sind die Jugendlichen in netter Runde auf Augenhöhe, man duzt sich, es gibt keine Berührungs- ängste. Noch ist Badstübner mit seinen 33 Jahren nicht ganz oben, inter- nationale Berufungen locken, aber in der Bundesliga gehört er bereits zum elitären Zirkel der 24 Referees auf dem höchsten Level, wo nur die Besten hinkommen. Wagner und Schenk geben Tipps Neben Lutz Wagner, der aktuelle Regelkundevideos präsentiert und zur Diskussion stellt, ist auch Thors- ten Schenk, der unter anderem Mit- glied im HFV-Lehrstab Ausbildung ist, beim insgesamt sechsstündigen Treffen des Nachwuchses dabei. Mit Rollenspielen übt er das Auftreten auf dem Sportplatz. Auch die beiden 15-jährigen Car- lotta Hartmann und Julia Hein, die für Blau-Gelb Frankfurt pfeifen, vollauf begeistert. In ihrem Verein spielen sie in der B-Jugend, den ersten Lehrgang für Schiri-Neulinge haben sie absolviert. Jetzt warten sie nur noch auf ihre Ausrüstung. Jürgen Streicher (in FR) 15 | HESSEN-FUSSBALL 6/2024