35 | Region Wiesbaden Kreis Rheingau-Taunus: Bei der Premiere in Delkenheim waren es über 2.000 Zuschauer, die das Legen- denspiel seinerzeit live verfolgten, es kamen über 12.000 Euro an Spenden für die Kinder-Krebshilfe zusammen. Bei diesmal ebenfalls stattlichen 1.200 Zu- schauern am Ostersamstag werden es wohl über 10.000 Euro sein. Das zweite Event dieser Art wurde wieder von Chef-Organisator Daniel Ritzel und seinen Mitstreitern Christian Gebhardt und Marius Dillmann in Walluf organisiert. Es spielten die „Kreisligalegenden“ aus dem Rheingau-Taunus-Kreis und dem Kreis Wiesbaden gegeneinan- der. Die von Rene Keutmann und Oliver Schöneck betreute RTK-Elf ging schnell mit 3:0 in Führung, am Ende hieß es 4:2. Das Spiel war sehr ansehn- lich mit manchen Kabinettstückchen, doch das Ergebnis war zweitrangig an diesem Tag. Kreis Wiesbaden: Nachdem bei der Drittligapartie des SV Wehen Wiesbaden gegen den SV Mep- pen der Schiedsrichterassistent umknickte und nicht mehr weitermachen konn- te, suchte der Stadionsprecher über die Lautsprecher nach einem Schiedsrichter mit DFB-Lizenz, der jetzt einspringen könne. Jannis Jäschke hat den erforderli- chen Schein – und macht sich auf den Weg in die Katakomben. Jannis Jäschke (21) leitet bei den Her- ren Spiele bis zur Oberliga, am Abend zuvor hat er dort die Partie des Spit- zenreiters Eintracht Frankfurt U21 gegen den 1. FC 1906 Erlensee gelei- tet, bei den Junioren wird er bereits in der Bundesliga (U17) eingesetzt. Im Interview mit FUSSBALL.DE erzählt der BWL-Student von der Berufsakademie Rhein-Main in Rödermark-Urberach, wie er diesen besonderen Samstag er- lebt hat. Jannis, was hast du in dem Moment gedacht, als die Durchsage „Schieds- richter gesucht“ kam? Als sich Schiedsrichter-Assistent Marius Schlüwe verletzt hat und es klar war, dass er nicht mehr weitermachen kann, habe ich mir schon überlegt, was jetzt als nächstes kommt. In der 3. Liga wird ja kein vierter Offi zieller angesetzt, also muss jemand einspringen, der über die notwendige Lizenz verfügt. War dir sofort klar, dass du den Job übernehmen wirst? Ja, ich habe da nicht lange überlegt. Ich war mit meinem Vater im Stadion, wir wollten uns nur das Spiel ansehen, aber manchmal treten Ereignisse ein, mit denen man vorher nicht rechnet. Als die Durchsage kam, war die Entschei- dung schnell gefallen. Und, warst du sehr nervös? Auf dem Weg von der Tribüne zum Spielertunnel schon. Das ist schon et- was anderes, wenn du in der 3. Liga, also im Profi bereich, plötzlich deinen Mann stehen musst. Nachdem mich meine Kollegen Felix Bickel und Timon Schulz aber in der Schiedsrichterkabi- ne in Empfang genommen haben, bist du im Tunnel, ziehst dich um, setzt das Headset auf und konzentrierst dich auf deine Aufgabe. So war es dann auch, als es nach der etwa 25-minütigen Unter- brechung auf den Platz ging. Im Stadion war doch sicherlich or- dentlich Unruhe. Konntest du das Drumherum ausblenden? Ja, das habe ich nicht wirklich mitbe- kommen – außer, dass sich alle gefreut haben, als wir als Gespann zu dritt wie- der den Platz betreten haben und die Zuschauer daher wussten: Es geht wei- ter! Du hattest nicht viel zu tun und nach- her gab es einhelliges Lob … Das freut mich sehr! Etliche Spieler sind zu mir gekommen und haben ge- Mit einer Hüpfburg und einem Halb- zeitprogramm war für die ganze Fami- lie etwas geboten. Die weiteste Anreise hatte wohl der Ex-Bierstadter Torjäger Bobby Ramos, der extra aus Mallorca angereist war. Für den Wehener Ex-Profi Alf Mintzel war es ein Spiel unter Freun- den, auch er lobte die Initiative und das Engagement für den guten Zweck. Aus- richter SG Walluf und das Ordnungsamt der Stadt Walluf sorgten für einen rei- bungslosen Ablauf. Auch Wallufs Bür- germeister Nikolaos Stavridis blickte auf eine gelungene Veranstaltung zu- rück. Daniel Ritzel, die Fußballer sowie alle Organisatoren konnten am Ende einen vollen Erfolg für die Kinderkrebs- hilfe verbuchen. Reinhard Volkmer sagt: „Danke, dass Sie eingesprungen sind. Sie haben das gut gemacht!“ Das hört man gerne. Es war für mich eine sehr schöne Chance, eine Partie in der 3. Liga fehlerfrei zu begleiten. Ich muss aber auch sagen, dass es für mich als Assistent keine schwierige Partie war. Ich hatte nur drei oder vier Abseits- entscheidungen anzuzeigen und zwei oder drei Foulspiele. Wie groß war in deinem Umfeld das Echo auf deinen bundesweit beach- teten Einsatz am Samstag in Wies- baden? Dass diese Geschichte solch große Wel- len schlägt, damit habe ich, ehrlich ge- sagt, nicht gerechnet. Ich habe viele Anrufe und noch mehr Nachrichten er- halten, auf meinem Instagram-Account war sehr viel los. Das hat mich schon beeindruckt, allerdings bin ich auch nicht böse darum, dass schnell wieder Normalität eingekehrt ist. Am Sonn- tag hatte ich einen Einsatz in der Kreis- oberliga, Gelnhausen, Geislitz gegen Altenmittlau vor ein paar Zuschauern. Viel mehr Alltag geht nicht. (lacht). Günter Schneider Der neue Mann im Schiedsrichter-Team: Jannis Jäschke (l.) sprang spontan ein und assistierte Referee Felix Bi- ckel (M.), rechts der zweite Schiri-Assistent Timon Oliver HESSEN-FUSSBALL 5/2023 Foto: Jan Huebner Schulz.