21 | Redaktionsgespräch Die beiden werden weiter im Trainer- team bleiben, in der Konstellation, wie sie jetzt war. Ich war off en in dieser Fra- ge. Für mich war wichtig, was die sport- lich Verantwortlichen sagen und dass die beiden – und Torwarttrainer Mar- jan Petkovic zähle ich auch dazu – Bock haben, weiterhin für Wehen Wiesba- den zu arbeiten. Das haben sie mir ver- sichert, auch mit den Werten, die ich als Trainer brauche, wie Loyalität, über eine gemeinsame Leidenschaft. Ich bin guter Dinge, dass das eine gute Zusam- menarbeit wird. Wie sieht die Vorstellung von Ihrem Fußball aus und wo sehen Sie in der Mannschaft noch Potenzial? Meine Vorstellung ist eine, die vom Ballbesitz geprägt ist, mit einem guten Gegenpressing und einer dominanten Spielweise. Aber für mich ist entschei- dend, dass hier Entwicklungspotenzial ist, dass man daran arbeiten muss, eine Balance herzustellen. Mit Blick auf die nächsten Spiele müssen wir es erstmal schaff en, als Mannschaft Tore zu verhin- dern. Das ist keine Sache, die ich nur der Abwehr zuschreibe, sondern wir müs- sen als Mannschaft verteidigen und besser nach vorne spielen. Die Mann- schaft hat in den letzten Spielen Herz gezeigt, aber ich glaube, dass noch viel spielerisches Potenzial da ist, mit einer richtigen Idee, den Ballbesitz auszu- bauen. Es gibt trotzdem im Fußball im- mer Momente, in denen du umschal- ten musst, in denen du drüberspielen musst. Es ist wichtig, dass wir mehr Ballbesitz haben müssen, um auf alle Situationen zu reagieren, ohne die In- tensität zu verlieren, die die Mannschaft hat. Man hat gesehen, dass da viel Wil- le und viel Herz dabei ist. Und das wol- len wir in eine Bahn lenken, gleichzeitig Tore zu erzielen, aber als Team nicht so anfällig zu sein. Haben Sie sich schon nach einer neuen Wohnung umgeschaut? Lebensmittelpunkt meiner Familie ist immer Karlsruhe gewesen, auch bei meinen anderen Stationen. Aber wir werden schon hierher ziehen. Wir wer- den uns in den nächsten Wochen um- schauen, aber das ist nicht die oberste Priorität. Es gibt auch Hotels, da kom- me ich schon unter. Entscheidend wird sein, mit der Mannschaft zu starten und Fußball zu spielen und dann werden sich schon Gelegenheiten ergeben, die Gegend zu erkunden und zu schauen, wo wir hinwollen und dann werden wir uns auch ein Domizil suchen. Sie sagten, die Mannschaft hat Herz und Wille gezeigt. Kann es daher sein, dass sie an gar nicht so vielen Schrau- ben drehen müssen? So habe ich das gerade nicht gemeint. Ein Trainerwechsel geht an einer Mann- schaft nicht spurlos vorüber. Rüdiger hat hier sehr lange gearbeitet. Mike und Nils haben es dann auch geschaff t, die Mannschaft von den Emotionen und der Leidenschaft auf den Punkt zu brin- gen und das hat die Mannschaft ge- zeigt. Aber es gibt für mich genug An- sätze, Dinge zu verändern, auch in den einzelnen Spielphasen, in der Kontrol- le, die du haben musst, gemeinsames Abwehrverhalten, gemeinsam Tore zu erzielen, Positionierung, einzelne Ver- läufe, die ich jetzt noch gar nicht ab- schätzen kann. Es gibt vielleicht Spieler, die jetzt nicht so zum Tragen kamen, von denen ich aber weiß, dass sie gro- ßes Leistungspotenzial haben. Warum ist das so und wie kann ich den einen oder anderen wecken und daraus mehr machen? Ich glaube, dass die Mann- schaft Potenzial hat und dass es ganz viele Ansätze gibt, mehr heraus zu ho- len. Ist das ruhigere Umfeld als bei den Sta- tionen in Dresden oder St. Pauli ein Vorteil? Das war für mich nicht der entscheiden- de Punkt. Natürlich ist es schön, wenn immer 30.000 Leute im Stadion sind. Aber es war einfach so ein Zusammen- kommen von mehreren Dingen, die mich dazu gebracht haben, dass ich zu- gesagt habe. Dabei hat die Zuschauer- zahl keine Rolle gespielt. Aber es war ein Gefühl da, dass man eine gemeinsame Sprache spricht und gemeinsam etwas aufbauen kann. Ich bin kein Träumer. Ich weiß schon, dass du immer unter Leistungsdruck stehst und dass das oft das einzig Entscheidende ist. Und trotz- dem muss man ein Gefühl dafür ent- wickeln, dass man mit den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet, auch einen Sturm überstehen kann. Und das haben die Leute, die hier gearbeitet haben, auch in der Vergangenheit be- wiesen. Es gibt verschiedene Punkte, auch mit dem Ziel, oben mitspielen zu können, diesen Weg zu gehen, mögli- cherweise zu investieren und vielleicht aufzusteigen. Das ist für mich extrem wichtig und nicht, ob möglicherweise 30.000 Leute ins Stadion passen oder nur 1.500. red Verpatzte Premiere Das erste Pfl ichtspiel unter der Regie von Markus Kauczinski ver- lor der SVWW trotz Überlegenheit und zahlreicher Chancen im Rah- men der 3. Runde des Bitburger- Hessenpokals gegen den LOTTO Hessenligisten Türk Gücü Fried- berg mit 0:1. „Die Mannschaft hat alles gegeben, aber wir haben nicht immer die richtigen Ent- scheidungen getroff en. Für uns war es am Ende ein Tag zum Ver- gessen“, so Kauczinski. Foto: getty images HESSEN-FUSSBALL 11/2021