21 | Redaktionsgespräch an Schiedsrichtern, die ein Verein zu stel- len hat entscheidend, sondern die Zahl der Heimspiele. Diese müssen durch die vereinseigenen Schiedsrichter min- destens erbracht werden und dabei ist es egal, ob ein Schiedsrichter 5 oder 70 Spiele leitet. Damit belohnen wir auch die Schiedsrichter, die seit vielen Jahren Ihr Soll von bisher zwölf Spielen pro Jahr deutlich übererfüllen und erkennen da- mit auch deren tolles Engagement an. So liegt es auch in der Verantwortung der Vereine, ausreichend Schiedsrich- ter zu haben, um ihre eigenen Spiele zu erfüllen. Es gibt noch einige Bedingun- gen und Berechnungen, die wir noch berücksichtigen müssen, insbesondere was den Einsatz der Gespanne angeht. Aber das ist eine Lösung, die im Sinne der Vereine sein dürfte. Die EU denkt über ein Verbot von Kunstrasenplätzen mit Kunststoff gra- nulat nach, da dies als Mikroplastik eingestuft wird. Der HFV fordert hierzu einen Bestandsschutz. In welcher Form kämpft der HFV dafür? Im Namen des Hessischen Fußball-Ver- bandes haben wir sehr viele politische Schritte unternommen, um diesen Be- standschutz zum Wohle unserer Ver- eine, die auf ihre Kunstrasenplätze an- gewiesen sind, zu erreichen. Für dieses Ziel haben wir zahlreiche politische Institutionen bis hin zu EU-Haushalts- kommissar Günther Oettinger kontak- tiert, um das zu erhalten, was viele Ver- eine unter großen Anstrengungen und Belastungen erreicht haben. eFußball ist ein Thema, das unter- schiedliche Reaktionen hervorruft. Wie steht der HFV zu eFußball? Wir haben zu Beginn des Jahres eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Was heißt eFußball, welche Akzeptanz hat er und welche Rolle spielt er? Darüber werden wir uns auch im Rahmen des HFV-Fußballkongresses im September austauschen. Wir werden auch allen die Gelegenheit geben, sich damit ausein- ander zu setzen. Die großen Bundesligis- ten haben mittlerweile alle eFußball-Ab- teilungen. Das ist unter kommerziellen Aspekten sicher der richtige Weg, für den Amateurfußball halte ich das für we- nig zielführend. Unsere Aufgabe als HFV muss nach wie vor sein, die Kinder zum Fußball spielen zu bringen. Dennoch dürfen wir die neuen Entwicklungen des eFußballs nicht aus den Augen verlieren. Von daher ist es sicherlich erforderlich, beides miteinander zu verbinden, um damit die Freude am Fußball aufrecht zu erhalten. Digitalisierung ist auch ein Thema, an dem niemand vorbeikommt. Was ist diesbezüglich für den HFV von beson- derer Wichtigkeit? Wie jede Organisation und Verwaltung muss sich auch der HFV dem Thema Di- gitalisierung noch intensiver widmen. Viele Abläufe werden umgestellt und laufen zukünftig nur noch digital ab. Spielerpass online ist das große Thema, aber auch viele Verwaltungsabläufe müssen umgestellt werden. Das ist eine große Herausforderung, weil es viel Um- denken erfordert. Es kann aber auch vie- le Prozesse erleichtern, beispielsweise können wir den gesamten Schriftver- kehr digitalisieren, und wenn beispiels- weise der Verein bei der Beantragung eines Spielerpasses den digitalen Weg geht und digital eine Antwort bekommt, werden die Wege schneller und fl exibler. Ich habe im Jahr 2000 diesen Prozess schon einmal eingeleitet. Damals ha- ben wir den Mailverkehr im HFV ein- geführt. Ich weiß noch sehr genau, wieviele Widerstände es gab. Heute möchte das niemand mehr missen. Wenn klar ist, dass es um Erleichterun- gen geht, dann wird es auch akzeptiert werden. Der Hessenpokal trägt einen neuen Namen, denn der HFV hat Bitburger als Partner gewinnen können. Wie kam dieser Wechsel zustande? Zunächst möchte ich festhalten, dass wir über viele Jahre eine sehr gute und konstruktive Partnerschaft mit Kromba- cher hatten. Nichts ist aber so beständig wie der Wechsel. Die Interessenlagen beider Seiten müssen berücksichtigt werden und am Ende muss es zusam- men passen. In diesem Falle ist der Ver- trag ausgelaufen und wir hatten die Gelegenheit, mit einem weiteren An- bieter Gespräche zu führen. Wir haben ein interessantes Angebot der Bitbur- ger Braugruppe bekommen, mit einer Zwei-Marken-Strategie, nämlich Licher und Bitburger. So können wir auch die Einheit mit unserem Sporthotel und unserer Sportschule herstellen. Wir freu- en uns auf diesen Neustart und die Part- nerschaft mit der Bitburger Braugruppe! Die lehrreichen HFV-Angebote kom- men oft bei den entsprechenden Ad- ressaten nur unzureichend an. Wie kann man dieses Problem lösen? Das ist ein Thema, das uns insbesonde- re bei Vereinsdialogen sehr oft begeg- net: Viele unserer Dienstleistungsan- gebote kommen bei unseren Vereinen gar nicht an. Das ist schade, dass viele Qualifi zierungs- und Weiterbildungs- maßnahmen, Angebote für Kinder und Jugendliche, für Vereinsmanager, für Jugendtrainer, Spartenleiter oder Kassierer nicht so wahrgenommen werden, wie wir uns das wünschen würden, oder sogar Maßnahmen man- gels Anmeldungen abgesagt werden müssen, obwohl es genügend Inter- essenten gäbe. Hier müssen wir noch diff erenzierter vorgehen und einen direkten Kommunikationsweg mit den Vereinsverantwortlichen fi nden, so dass wir unseren Dienstleistungs- auftrag und unsere Angebotspalette verdeutlichen können. Daher haben wir den Auftrag, die Kommunikations- wege zu intensivieren, möglicherwei- se auch über verschiedenste Medien anzugehen. Das Ehrenamt ist eine bedeutende Säule unseres Verbandes. Doch es ist schwierig, Menschen dafür zu begeis- tern. Wie können wir Wege dazu fi n- den? Ehrenamt hängt ganz stark mit Wert- schätzung zusammen, doch die lässt aufgrund des Forderungscharakters immer mehr nach. In vielen Bereichen wie der Jugend werden Erwartungen aufgebaut, die nicht erfüllt werden können. Das ist ein Thema, das vie- len Ehrenamtlichen die Lust nimmt, sich zu engagieren. Daher müssen wir mehr in die Wertschätzung inves- tieren, was nicht viel Geld bedeutet, sondern schlicht und ergreifend Res- pekt, Zeit und Kommunikation. Wenn uns das gelingt, werden vielleicht auch wieder mehr Menschen ein Eh- renamt übernehmen, vielleicht auch anfangs probeweise. Daher sollten wir Schnupperproben zulassen. Und wenn die Freiwilligen feststellen, dass diese Funktion nichts für sie ist, sollten sie die Möglichkeit bekommen, sich zurück zu ziehen, ohne dass sie gleich mit schweren Beschimpfungen aus dem Amt entlassen werden. Hier müs- sen wir – übrigens auf allen Ebenen des Ehrenamtes – pfl eglicher mitein- ander umgehen. Auch, und dies kann nicht oft genug betont werden, im Schiedsrichter- bereich brauchen wir mehr Respekt und Anerkennung. Jegliche Form von Gewalt, ob verbal oder physisch, hat auf unseren Sportplätzen nichts zu su- chen. HESSEN-FUSSBALL 7/2019