UEFA Europa League: Eintracht-k.o. in der Schlusssekunde

08. November 2019 · Top-News · von: SGE

Die Eintracht kommt in Lüttich nach Rückstand durch Kostic auf 1:1 zurück (65.), muss sich jedoch ganz zum Schluss 1:2 geschlagen geben (90.+4).

André Silva durfte in Lüttich eine Stunde lang ran, war gewohnt abschlussfreudig, hatte aber vor der Pause Pech bei einem Pfostenkopfball. Foto: getty images

Was nach der Auftaktniederlage gegen den Arsenal FC schwer vorstellbar gewesen war, war im Rückspiel bei R. Standard de Liège plötzlich zum Greifen nah. Denn zwei Arbeitssiege gegen Vitória SC und eben die Belgier später würde ein Dreier in Wallonien den sicheren Einzug in die Zwischenrunde bedeuteten. Gleichzeitig hätte ein Erfolg für die Hausherren für die verbleibenden zwei Spieltage wieder alle Möglichkeiten offengelassen – ein Sechs-Punkte-Spiel in Reinform. Während die Eintracht beim 5:1 gegen die Bayern einiges dafür getan hatte, weniger denn je unterschätzt zu werden, hatte Standard beim 1:3 gegen den KAA Gent die erste Liganiederlage seit zwei Monaten ereilt.

Personal: Hasebe fix, Silva stürmt
Mit nur zwei Änderungen im Vergleich zum Kantersieg im Stadtwald untermauerte Cheftrainer Adi Hütter die unbedingten Willen, das Weiterkommen frühzeitig klarzumachen. So kehrte Makoto Hasebe zurück in die zentrale Innenverteidigung, Martin Hinteregger rückte dafür anstelle von Evan Ndicka zurück auf die linke Seite. In der Doppelspitze begann André Silva für Bas Dost an der Seite von Goncalo Paciencia. Beide Portugiesen waren unlängst für die bevorstehenden Länderspiele ihres Heimatlandes nominiert worden.

Tiefes Geläuf, niedriger Unterhaltungswert
Der endgültig wiedergenesene Silva, gegen die Bayern noch eingewechselt und gleich Vorbereiter des Endstandes durch Paciencia, hatte auch prompt die erste Gelegenheit, als von der Strafraumkante aus der Drehung nicht lange fackelte, Torwart Arnaud Bodart aber fest zupackte (10.). In der Folge entwickelte sich auf tiefem Geläuf ein zerfahrene Auseinandersetzung mit vielen Zweikämpfen und nicht weniger Ungenauigkeiten. Das Duell nahm erst auf der Zielgeraden des ersten Durchgangs etwas Fahrt auf.

Erst durfte sich Frederik Rönnow nach einem Distanzversuch von Gojko Cimirot auszeichnen (33.). Die folgende Ecke fing der Keeper selbst ab, leitete einen Konter über Hasebe ein, der erst Filip Kostic zu ungenau bediente, ehe das Leder über Djibril Sow den am rechten Pfosten lauernden Silva erreichte, welcher die Kugel aber ans selbige Aluminium köpfte (34.). Auf der anderen Seite war erneut Rönnow nach einem scharfen Freistoß von Selim Amallah zur Stelle (38.), ehe Duje Cop im Sechzehner mit langem Bein an den Ball kam, den Kasten aber zum wenige Zentimeter verfehlte (45.).

Kostic erst listig, dann tragisch
Das zunehmende Chancenplus des Gastgebers sollte sich zehn Zeigerumdrehungen nach Wiederbeginn in der fast folgerichtigen Führung niederschlagen, indem Zinho Vanheusden ohne Gegenwehr einen Eckstoß einköpfen durfte (56.). Fortan erhöhten die Adler allmählich die Schlagzahl, etwa über den bis dato weitgehend nicht zur Geltung gekommenen Kostic, der erst nahe der Grundlinie von zwei Gegenspielern aufzuhalten war (61.). Dann, nachdem Emond Frankfurts Gehäuse um Haaresbreite verfehlt hatte (62.), schlug endgültig die Stunde des Serben. Der unmittelbar zuvor eingewechselte Daichi Kamada war nur durch ein Foul zu bremsen und Kostic verwandelte den zwangsläufigen Freistoß frech aus halbrechter Position im linken unteren Eck (65.). Bis zum Schluss war beiden Seiten der Wille anzumerken, vorne für den Lucky Punch zu sorgen. Genauso mochte aber auch keiner der Kontrahenten durch Niederlage in eine auswegslose beziehungweise verschlechterte Ausgangslage geraten. Ausgerechnet nachdem Kostic einen seiner unwiderstehlichen Läufe freistehend nicht verwerten konnte (90.+3), schlug Standard nach einem weiten Schlag und Kopfballablage mit Offensivstar Maxime Lestienne in buchstäblich letzter Sekunde mit dem 2:1 zu (90.+4).

Vermeidbar, nicht vorbei
Viel vorgenommen, das Mindeste vor Augen, mit leeren Händen auf der Heimreise. Die Eintracht findet selten zu ihrem Powerfußball, was angesichts des aktuellen Mammutprogramms auch nicht zu verlangen ist. Trotzdem wäre ein Punktgewinn nicht unverdient gewesen. Der Knockout in der Schlussekunde ist bitter und vermeidbar, ändert aber nichts daran, dass die Eintracht ihr internationales Schicksal in den eigenen Händen behält.