Serie: Starke Frauen hessischer Vereine

27. Januar 2022 · Top-News · von: mag

Im Rahmen dieser Serie stellen wir engagierte Frauen und Mädchen aus hessischen Vereinen vor, die sich ehrenamtlich mit voller Kraft einbringen und durch tolle Aktionen glänzen. Sie sind Vorbilder für den ganzen Verein und für Fußballer*innen in ganz Hessen. Heute beantwortet Lilly Trumpfheller unsere Fragen.

Foto: privat

Hallo Lilly Trumpfheller, bitte stellen Sie sich kurz vor und beschreiben, wie Ihre Verbindung zum Fußball entstand?
Hallo, mein Name ist Lilly Trumpfheller, ich bin 16 Jahre alt und besuche die 11. Klasse eines Gymnasiums. Die Verbindung zum Fußball und meinem Verein SG Haitz 08 habe ich durch meine Familie bekommen. Ich bin sozusagen auf dem Sportplatz groß geworden, da mein Bruder Fußball gespielt hat, mein Vater Trainer ist und auch meine Mutter sehr fußballbegeistert ist und all unsere Aktivitäten unterstützt. Mit sechs Jahren habe ich bei den Jungs angefangen zu kicken, zwei Jahre später wechselte ich zur SG Haitz 08 und spielte in den Mädelsmannschaften. Neben meinen Einsätzen im Verein war ich zusätzlich in der Regionalauswahl Frankfurt und der Hessenauswahl aktiv, hierbei konnte ich als Torhüterin sehr viel positive Erfahrungen sammeln und meine Leistungen stetig verbessern. In den Juniorinnenteams meines Vereins habe ich immer in der aktuellen und der nächsthöheren Jahrgangsstufe gespielt, somit konnte ich an jedem Wochenende in bis zu zwei Spielen mitwirken. Aktuell ist dies ebenfalls der Fall, da ich als älterer Jahrgang in unserem U16-Team und mit der erforderlichen vorzeitigen Spielberechtigung bei den Seniorinnen aktiv sein kann. Da ich von klein auf neben meiner Torhüterinnenausbildung auch das Training als Feldspielerin nicht vernachlässigt habe, werde ich sowohl im Tor, als auch im Feld eingesetzt. In den Sommerferien 2021 habe ich an einem Kompaktlehrgang „C-Lizenz für Frauen und Mädchen“ teilgenommen, nach erfolgreicher Prüfung im Herbst bin ich Inhaberin der Trainer C-Lizenz.

In welcher Form engagieren Sie sich aktuell ehrenamtlich?

Zurzeit bin ich Co-Trainerin unserer U-16 Mädchenmannschaft, in der ich diese Saison auch noch das letzte Jahr selbst als Spielerin aktiv sein kann. Wir haben zwei Trainingseinheiten pro Woche und am Wochenende unsere Spiele. Außerdem bin ich als Fitnesstrainerin im Trainerteam unserer Damenmannschaft tätig. Seit den sportlichen Lockdowns konzipieren wir in unserem Verein auch individuelle und Online-Trainingseinheiten, hier bin ich bei der Gestaltung und Durchführung ebenfalls aktiv.
Abgesehen von diesen Tätigkeiten engagiere ich mich bei Arbeitseinsätzen und Projekten in jeglicher Form des Vereins und unterstütze andere da, wo ich gebraucht werde.

Wie kam es zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement?

Ich bin schon ziemlich früh in ehrenamtliche Tätigkeiten wie Arbeitseinsätze und Projekte eingestiegen, da es mir schon immer wichtig war, dem Verein und den Mitgliedern etwas zurück zu geben, was ich selbst als positive Erfahrung erlebe. Nach meiner Einschätzung ist dies das Prinzip erfolgreicher Vereinsarbeit und dies wurde mir von Anfang an so beigebracht.
Zu meiner Tätigkeit als Trainerin kam ich, da ich mir vor meinen eigenen Spielen auch immer schon Gedanken über die Taktik, die Aufstellung und so weiter gemacht habe. Ich habe schon vor einigen Jahren festgestellt, dass mir die Gestaltung von Trainingseinheiten und die Umsetzung von Spielideen Spaß macht und habe mich immer gerne damit auseinander gesetzt.
Daher war der Schritt zu einem Lizenzerwerb für mich logisch, denn hier bekommt man das „Handwerkszeug“ für die Trainertätigkeit vermittelt.
Im Rahmen meines bevorstehenden Abiturs habe ich Sport als einer der beiden Leistungskurse gewählt, auch hierbei ist mir die ehrenamtliche Tätigkeit von Vorteil, da mir die bisherigen Erfahrungen aus dem Verein in vielerlei Hinsicht nützlich sein können.
Darüber hinaus kann ich mir ein Studium mit sportlicher Zielsetzung sehr gut vorstellen und auch bei diesem Ziel nehme ich die gesammelten Erfahrungen gerne mit.

Was macht Ihnen dabei am meisten Spaß?
Bei der U16 macht es mir sehr viel Spaß, den Neuen und Jüngeren schon Wissen beizubringen, aber trotzdem noch selbst mitspielen zu können. Dadurch ist man an den Spielerinnen viel näher dran, da wir zusammen als eine Mannschaft auf dem Platz stehen. Als Fitnesstrainerin der Damenmannschaft ist es eine Herausforderung, die Mädels an ihre Leistungsgrenze zu bringen und den Trainingseffekt über die Wochen und Monate zu beobachten. Hier ist es für mich selbstverständlich, dass ich bei allen Einheiten selbst aktiv bin.
Insgesamt ist die ehrenamtliche Tätigkeit für mich eine Möglichkeit, meine Freizeit sinnvoll zu nutzen. Dabei kann ich wertvolle Erfahrungen sammeln und meine eigene Entwicklung durch die vielfältigen Kontakte positiv beeinflussen.
Das positive Gefühl, etwas für die Gemeinschaft und den Verein getan zu haben, dabei Freude und Spaß zu haben, geben mir immer wieder die Motivation, neue Dinge zu entwickeln und zu begleiten.

Ist es in Ihrem Verein schwierig, weitere Ehrenamtliche zu begeistern?
Grundsätzlich ist es in der heutigen Zeit schwierig, Mitmenschen für ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern, auch in unserem Verein bleiben wir von dieser Entwicklung nicht verschont. Unsere Vereinsführung hat hier einige Maßnahmen entwickelt, um dem entgegen zu wirken. So wurde beispielsweise die Digitalisierung in den unterschiedlichsten Bereichen mit einer eigenen Arbeitsgruppe angestoßen, um den Verein moderner aufzustellen. Die Struktur der Funktionsämter wird vom klassischen Modell zur flachen Hierarchie umgestellt, neue Arbeitsgruppen und Funktionseinheiten wurden geschaffen und den modernen Anforderungen angepasst. Die Werte und die soziale Verantwortung des Vereins werden immer wieder in den Vordergrund gerückt, um allen Interessierten aufzuzeigen, dass es in unserem Verein nicht nur um die sportliche Entwicklung geht.
Ich kann mich mit diesen modernen Entwicklungen sehr gut identifizieren und das ist für mich einer der Gründe, mein ehrenamtliches Engagement weiter zu betreiben. Letztendlich kann ich mit meiner Tätigkeit einen Teil dazu beitragen, dass das Vereinsleben weiterhin existiert und weiterentwickelt werden kann. Wenn ich dann nach einer Trainingseinheit in strahlende Augen schauen kann, ist das der größte Ansporn für mich, genau so weiter zu machen.

Bleibt denn dabei noch Zeit für andere Hobbys?
In meinem Leben gibt es hauptsächlich den Sport (Fußball), Familie/Freunde und Schule. Ich verbringe sehr viel Zeit mit Sport und somit auch im Verein, da es mir sehr wichtig ist. Da ich jetzt in der gymnasialen Oberstufe bin, sind meine Tage schon immer sehr eng getaktet. Auch am Wochenende stehe ich meistens beide Tage auf dem Sportplatz. Wenn man ein gutes Zeitmanagement hat, kann man sich die Zeit für die Dinge nehmen, die einem wichtig sind und somit finde ich auch einen guten Ausgleich.
Ich bin von meinem Naturell her sehr aktiv, brauche immer Bewegung und Aufgaben, denen ich mich stelle und die neue Herausforderungen mit sich bringen.

Was haben Sie in der Zeit der Corona-Pandemie am meisten vermisst?
Am meisten habe ich es vermisst, mit meinen Mannschaften auf dem Platz zu stehen und Fußball zu spielen. Wir haben zwar online Training gemacht, was das Zusammensein jedoch nicht hunderprozentig ersetzen konnte. Auch die Aktivitäten neben dem Platz haben mir während des langen Lockdowns sehr gefehlt. Es gab keine Vereinsveranstaltungen, keine Mannschaftsfeiern und auch keine sonstigen Aktivitäten, die in Präsenz stattfinden konnten. Ich habe mich mit individuellen Einheiten fit gehalten und sportlich weiterentwickelt. Auch wenn dies für mich persönlich der beste Weg war, die Krise bestmöglich zu meistern, ist mir gerade in dieser Zeit bewusst geworden, wie wichtig die persönlichen Kontakte im Verein sind und was den Mannschaftssport so besonders macht.
 
Gab es in Ihrem Verein in den letzten Monaten des fußballerischen Stillstands besondere Events und Aktionen, um die Gemeinschaft am Leben zu erhalten oder die Bewegung zu fördern?
Wie eben schon erwähnt, haben wir zwei Mal wöchentlich online Training gemacht, bei dem ich mich bei der Durchführung mit unserer Spielertrainerin abgewechselt habe. Außerdem haben wir Challenges gemacht, bei denen wir joggen gegangen sind und die Kilometer als Mannschaft gesammelt haben. Im Sommer sind wir damit virtuell nach Mallorca gelaufen und im Winter haben wir eine Weihnachtsmarkt-Tour durch Deutschland gemacht. Außerdem wurden die Faschingsparty und Weihnachtsfeier online durchgeführt und an Weihnachten wurde jeder Spielerin ein kleines Geschenk vorbeigebracht. Des Weiteren haben einige unserer Spielerinnen bei der Tafel Gelnhausen, die unter anderem Einkäufe an Hilfsbedürftige ausfährt, geholfen.

Was sind Ihre weiteren Ziele im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten?
Ich möchte weiter dabei helfen, eine gute Jugendarbeit in unserem Verein leisten zu können, damit wir weiterhin ausreichend Nachwuchs für die Damenmannschaft haben. Außerdem möchte ich versuchen, auch andere in meinem Alter davon zu überzeugen, ehrenamtlich tätig zu werden um das Vereinsleben weiter gestalten und entwickeln zu können. Es ist sehr wichtig, dass weiterhin die ehrenamtlichen Tätigkeiten fortgeführt und erweitert werden und daher möchte ich meine Sichtweise an andere weitergeben, andere ermuntern, aktiv zu werden und auch immer wieder neue Ideen einbringen.