Schutz für Schiedsrichter statt Stimmungsmache: HFV weist anonyme Hetze entschieden zurück

20. März 2025 · Top-News · von: HFV

Der Hessische Fußball-Verband (HFV) nimmt mit großer Besorgnis die zunehmenden Anfeindungen gegenüber Schiedsrichtern wahr. Neben körperlichen Übergriffen stehen Unparteiische immer häufiger unter erheblichem öffentlichen Druck – neuerdings auch durch anonyme Anschuldigungen und deren unkritische Verbreitung in den Medien. Dies wurde zuletzt im Krombacher-Hessenpokal-Viertelfinale zwischen Kickers Offenbach und dem SV Wehen Wiesbaden deutlich, als Schiedsrichter Steffen Rabe gezielt in die Kritik geriet.

Schiedsrichter Steffen Rabe (li.) im Gespräch mit HFV-Präsidentin Prof. Dr. Silke Sinning und HFV-SChatzmeister Andre Stenda (re.). Beide Fotos: HFV

Ein anonymer Brief, der vor der Partie veröffentlicht wurde, prangerte vermeintliche Missstände im hessischen Schiedsrichterwesen an und stellte insbesondere die Ansetzung von Steffen Rabe infrage. Der Brief enthielt abwertende Aussagen über seine sportliche Perspektive sowie seine körperliche Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus wurde kritisiert, dass persönliche Beziehungen eine entscheidende Rolle bei der Schiedsrichteransetzung gespielt hätten. Verbandsschiedsrichterobmann Klaus Holz widerspricht diesen Vorwürfen entschieden: „Steffen Rabe gehört nach dem Ranking seit Jahren zu den besten Schiedsrichtern der Liga, an seiner Seite standen zwei im Profibereich tätige Schiedsrichterassistenten. Zur Einordnung: Das Pokalfinale pfiff letztes Jahr Pascal Loschke und vor zwei Jahren Patrick Haustein, die bis dahin auch 'nur' Hessenliga gepfiffen hatten. Es ist Usus, dass Schiedsrichter der Hessenliga für den Pokalwettbewerb eingesetzt werden – das war und ist gängige Praxis.“

Trotz der schwierigen Ausgangslage ließ sich Steffen Rabe nicht beirren und leitete die Partie souverän. Nach dem Spiel betonte er: „Es war das schwierigste Spiel in meiner Laufbahn – nicht aufgrund der Partie selbst, sondern wegen der gesamten Gemengelage durch die negative Meinungsmache und Presse.“ Trotz der widrigen Umstände erhielt er große Unterstützung aus der Schiedsrichtergemeinschaft: „Viele meiner Schiri-Kollegen haben mir bereits vor dem Spiel Zuspruch gegeben und mich bestärkt.“

Auch während einer hektischen Phase zwischen der 50. und 65. Minute mit zahlreichen Vergehen und Verwarnungen auf beiden Seiten bewahrte Rabe Ruhe und behielt die Kontrolle über das Spiel. Auch die sehr knappe Abseitsbewertung beim Treffer zum 0:4 stellte sich nachträglich als korrekt heraus. Es war sehr knapp, aber es lag keine strafbare Abseitsstellung vor. Verbandsschiedsrichterobmann Klaus Holz betont: „Steffen Rabe hat eine souveräne Spielleitung gezeigt. Trotz der hitzigen Atmosphäre ließ er sich nicht verunsichern und leitete das Spiel mit Konsequenz und Übersicht.“

Nach Spielende suchten HFV-Präsidentin Silke Sinning, Schatzmeister Andre Stenda sowie Verbandsschiedsrichterobmann Klaus Holz das persönliche Gespräch mit Steffen Rabe in der Schiedsrichterkabine. Alle Beteiligten betonten ihre Wertschätzung für seine Leistung und für die Arbeit aller Unparteiischen im HFV.

HFV-Präsidentin Silke Sinning stellt klar: „Es ist inakzeptabel, dass anonyme Briefe als Grundlage für öffentliche Kritik herangezogen und von der Presse unreflektiert als legitime Wahrheit verbreitet werden. Anstatt sich mit konstruktiven Lösungsansätzen für das Schiedsrichterwesen zu beschäftigen, werden wir gezwungen, uns gegen haltlose Vorwürfe zu verteidigen. Diese Art der öffentlichen Meinungsmache untergräbt nicht nur das Vertrauen in unsere Unparteiischen, sondern beschädigt das gesamte Schiedsrichterwesen. Gerade in den vergangenen Wochen kam es in Hessen vermehrt zu Vorfällen, die deutlich machen, wie wichtig es ist, dass der Verband seine Schiedsrichter schützt und sich mit Nachdruck für ihre Wertschätzung einsetzt.“

Schatzmeister Andre Stenda macht zudem auf die langfristigen Folgen solcher öffentlichen Meinungsmache aufmerksam: „Diese Art der unsachlichen Kritik schreckt neue Schiedsrichter ab, anstatt sie für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu gewinnen. Wer soll sich in Zukunft für das Schiedsrichteramt begeistern, wenn er mit derartigen Angriffen rechnen muss? Wir alle sollten daran arbeiten, den Fußball konstruktiv weiterzuentwickeln – und dazu gehören unsere Schiedsrichter als essenzieller Bestandteil.“

Der Hessische Fußball-Verband steht geschlossen hinter seinen Schiedsrichtern. Sie sind eine tragende Säule des Fußballs, die den fairen Wettbewerb ermöglichen und dafür Respekt und Anerkennung verdienen. Persönliche Angriffe, insbesondere auf Basis anonymer Anschuldigungen, sind nicht akzeptabel und werden vom Verband klar zurückgewiesen.

Der HFV bietet vielfältige Ansätze, um Gewalt einzudämmen, wie das Beispiel der Grünberger Erklärung zeigt. Präventiv arbeitet der HFV mit der Einführung des Trainerpasses, Kurzschulungen, Workshops, Mediationen, Konflikttrainings und Deeskalationstrainings für Schiedsrichter*innen. Je nach Anfrage oder Ausgangslage wird das Programm auf die individuellen Bedürfnisse zusammengestellt, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Darüber hinaus gibt es für hessische Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter spezielle Schulungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen, um ihnen fundiertes Wissen und Handlungswerkzeuge für die Arbeit auf dem Platz mitgeben zu können.

Zudem hat der HFV eine Anlaufstelle zur Meldung von Fällen von Gewalt und Diskriminierung eingerichtet und das HFV-Sportgericht installiert.
Im Rahmen eines Kommunikationsplans werden HFV-Vizepräsident und Rechtsexperte Dr. Axel Poth, HFV-Verbandsgerichtsvorsitzender Halil Öztas, HFV-Sportgerichtsvorsitzender Dr. Stephan Dittl und Verbandsschiedsrichterobmann Klaus Holz schnellstmöglich informiert, um direkt zielgerichtet handeln zu können. Mit Karsten Vollmar wurde im Verbandsschiedsrichterausschuss extra eine Person installiert, die für soziale Angelegenheiten und Gewaltprävention zuständig ist. Er kontaktiert die betroffenen Schiedsrichter*innen direkt, spricht mit Ihnen, erkundigt sich nach ihrem Zustand und gibt Hilfestellungen. Den Verbandsanwälten werden entsprechende Gewaltvorfälle vorgelegt, welche nach einer entsprechenden Prüfung entweder an das HFV-Sportgericht oder an das ursprünglich zuständige Ausgangsgericht verwiesen werden.

Wie in der HR-Hessenschau berichtet, trafen sich am vergangenen Wochenende HFV-Führungspersönlichkeiten in Grünberg, um Maßnahmen gegen Gewalt auf dem Fußballplatz auszuarbeiten. Weitere Schritte zur Gewalteindämmung folgen zeitnah.

Der HFV appelliert an alle Beteiligten im Fußball – Vereine, Spieler, Funktionäre und Medien –, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Rahmenbedingungen für Unparteiische so zu gestalten, dass diese ihre anspruchsvolle Aufgabe mit dem gebotenen Respekt und ohne unnötige Einflussnahme ausüben können.

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