RSV 1918 Weyer: Ein Beispiel für umweltbewusste Vereinsführung

19. Dezember 2018 · Top-News · von: mag

Es ist modern geworden, dass sich Fußballvereine mit einem Claim schmücken, die bekanntesten in Deutschland heißen wohl „Mia san Mia“ (FC Bayern München), „Echte Liebe“ (Borussia Dortmund) und „Wir leben Dich“ (FC Schalke 04). Was diese Schlagworte mit dem wirklichen Vereinsleben zu tun haben, bleibt häufig im Verborgenen.

Das Vereinsheim des RSV Weyer mit Photovoltaikanlage auf dem Dach. Fotos: Gast

Der RSV Weyer ist ein hessischer Sportverein mit 650 Mitgliedern, was immerhin mehr als die Hälfte der Einwohner des kleinen Dorfes sind. Das Herz bildet der Fußball, aber auch andere Sportarten wie Yoga, Leichtathletik und Turnen werden angeboten. Der Club hat sich ebenfalls positioniert und Themen gewählt, die der Verein „unter einem Dach“ zusammenfasst und offenkundig lebt.

Neben dem Spielbetrieb mit Senioren-, Alte-Herren- und Jugendmannschaften gibt es die Säulen Inklusion und Integration, die das „Haus“ mittragen: Der RSV Weyer trainiert regelmäßig Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Handicap. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Organisation Herbstlaub. An diesen Trainingseinheiten nehmen auch Spieler des RSV Weyer ohne Handicap teil.
Im Rahmen der Integration wurden die in Villmar angekommenen Flüchtlinge aus Bosnien, Somalia und Eritrea ins Seniorentraining integriert. Sie wurden mit Sportkleidung ausgestattet und spielten bei einem Turnier mit. Mittlerweile haben drei Spieler den Sprung in die zweite Mannschaft des RSV Weyer geschafft.

Das Dach des Vereinsmodells bildet das Umweltbewusstsein, das in der Infrastruktur des Sportgeländes an vielen Punkten zum Tragen kommt und permanent in alle Überlegungen mit einbezogen wird. Dazu trägt auch der Hauptsponsor bei, dessen Geschäftsfeld alternative Energien sind. 1977 wurde das Sportheim in Weyer erbaut und im Jahr 2009 modernisiert und erweitert. Dabei wurde nicht nur ein weiteres Stockwerk aufgesetzt, die Kabinenanzahl mehr als verdoppelt und die selbst betriebene Gaststätte immens vergrößert. Vor allem wurde die alte Ölheizung mit mangelhafter Steuerung und die Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung durch ein modernes, umweltschonendes bivalentes Heizsystem ersetzt, das aus einer Wärmepumpe und einem Gas-Brennwertkessel besteht. So übernimmt die Sole-Wasserpumpe überwiegend die Wärmeversorgung des Sportlerheims.

Die Absorbermatten des Flächenkollektors wurden unterhalb des Vorfeldes des Rasenplatzes, also direkt unter der Leichtathletikanlage in einer Tiefe von 1,20 Meter über eine Fläche von 446 Quadratmeter verlegt. Um den Wärmebedarf auch bei großer Warmwasserabnahme im Trainings- oder Spielbetrieb abdecken zu können, wurde zusätzlich ein Gas-Brennwertkessel montiert.

Auch innerhalb des Vereinsheimes gibt es noch zahlreiche Möglichkeiten, Energie zu sparen: „Wir möchten gerne Bewegungsmelder installieren, dass das Licht auch nur brennt, solange sich jemand in den Kabinen aufhält. Wenn die Spieler abends auf dem Platz trainieren, können wir die Energie dafür einsparen“, so Roger Barthelmes, der 1. Vorsitzende des RSV Weyer.

Selbst auf dem Dach wird die zukunftsorientierte Denkweise des RSV Weyer deutlich: Zur Optimierung des nachhaltigen und umweltschonenden Energiekonzeptes ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 15,1 kWp installiert. „Als nächsten Schritt würden wir gerne die gewonnene Energie in Batterieform speichern“, erklärt Jürgen Erlemann, Abteilungsleiter Fußball.

Stolz ist der Verein auch auf die neuen Flutlichtmasten, die - wie komplett im Inneren des Gebäudes – mit LED-Leuchten arbeiten. Zum 100-jährigen Jubiläum in diesem Jahr hat sich der RSV diese Flutlichtanlage gegönnt. „Das Licht ist viel heller als die herkömmlichen Lampen, verteilt sich gleichmäßiger und kann viel schneller wie ein Lichtschalter in der Wohnung an- und wieder ausgeschaltet werden“, schwärmt Barthelmes. „Leider darf das Licht nicht auf jedem Sportplatz installiert werden. Da wir etwas weiter vom Wohngebiet entfernt sind, durften wir das.“ Nicht nur der 2014 neu errichtete Kunstrasenplatz ist mit acht Flutlichtmasten ausgestattet, auch das daneben liegende kleine Soccerfeld, das allen Fußballfreunden frei zur Verfügung steht. Der Verein erwartet durch diese Beleuchtung eine Energieeinsparung von über 70 Prozent, die zur Refinanzierung verwendet werden soll.

Doch selbst die durchdachteste Infrastruktur befreit den Verein nicht von gewöhnlichen Problemen: Auf dem Rasenplatz haben sich Würmer breitgemacht, die den Untergrund aufweichen und dem Verein das Leben schwer machen. „Es gab früher ein Mittel dagegen, aber das dürfen wir heute nicht mehr verwenden“, sagt Erlemann. Es würde auch kaum mit dem Umweltbewusstsein des Vereins in Einklang zu bringen sein.

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