Respekt untereinander nicht mehr vorhanden

21. November 2018 · Kreis Offenbach · von: H. Appel, OP-Online

Jörg Wagner macht sich Sorgen aufgrund der unerfreulichen Nachrichten aus seinem Fußballkreis und will präventiv wirken

Dazu Rassismus-Vorwürfe in den Kreisligen A und B sowie zuletzt die Bedrohung eines Assistenten mit einem Messer und anschließenden polizeilichen Ermittlungen – die Nachrichten aus dem Fußballkreis Offenbach sind unerfreulich. Kreisfußballwart Jörg Wagner (50) ist sich dessen bewusst und will handeln.

Jörg Wagner, was ist zurzeit los im Fußballkreis?

Fakt ist: Zurzeit häufen sich die unschönen Szenen auf unseren Sportanlagen. Ja, sie treten geballt auf. Das bereitet uns im Kreisfußballausschuss einige Sorgen.

Treten die unschönen Szenen nur im Fußballkreis Offenbach geballt auf?

Nein, das höre ich auch immer wieder aus anderen Fußballkreisen in Hessen, aber das macht die Sache für uns nicht besser.

Was denken Sie: Woran liegt das zurzeit?

Der Respekt untereinander ist abhanden gekommen. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das sich zurzeit deutlich auf den Sportanlagen niederschlägt. Da denkt der eine oder andere wohl, der Sportplatz ist ein rechtsfreier Raum, wo man sich im Gegensatz zum normalen Leben alles erlauben kann. Das ist mitnichten so. Das müssen endlich alle kapieren.

Was planen Sie?

Zurzeit reagieren wir nur auf die Vorkommnisse auf den Sportplätzen. Das macht momentan vor allem Kreisjugendwart Jürgen Uhlein in Gesprächen mit den Klubs. Der Kreisfußballausschuss will aber präventiv wirken, daran arbeiten wir jetzt intensiv – auch wenn das im Ehrenamt nicht einfach ist.

Das heißt?

Hin- und Rückrundentagungen haben Sitzungscharakter, sind Pflichttermine. Aber sie reichen definitiv nicht aus. Wir haben jetzt den Fußball-Stammtisch ins Leben gerufen, der heute Abend erstmals beim VfB Offenbach stattfindet. Wir wollen und müssen mehr ins Gespräch kommen mit den Vereinsvertretern, die Kontakte in lockerer Atmosphäre intensivieren und noch mehr von den Sorgen und Nöten der Vereine mitbekommen. Für die Vereinsvertreter gilt: Wenn man sich besser kennt, kommt man im Ernstfall auf keine dummen Gedanken, sondern kann helfen beim Deeskalieren. Der Markt der Vereine bei den Pflichtsitzungen war der Auftakt, nun folgt der Stammtisch – wir versuchen, das bessere Kennenlernen zu forcieren, und hoffen, dass wir einen guten Weg einschlagen.

Wie geht es weiter?

Für 2019 planen wir bereits Gesprächsrunden mit den Trainern von der Kreisoberliga abwärts.

Aber Sie werden weder alle Vereine noch alle Trainer erreichen.

Ja, es gibt leider Vereine, die halten sich aus allem raus, wollen keinen Kontakt und zahlen lieber eine Strafe, anstatt sich irgendwo blicken zu lassen. Aber wir geben nicht auf, wir wollen sie ins Boot holen.

Von wem reden Sie?

Ich nenne keine Namen.

Der Name der SG Weiskirchen fiel mehr als einmal bei unschönen Aktionen.

Das stimmt. Wir wissen zwar noch nicht genau, was da los ist, kennen aber Abteilungsleiter Patrick Schomann als aktiven und netten Typen, der stets mit uns zusammengearbeitet hat. Wir suchen den Kontakt und werden die SG beobachten – auch zum eigenen Schutz.