Online-Diskussion mit Spitzenschiedsrichtern: Stieler und Günsch berichten über Bundesliga Alltag

23. Mai 2021 · Top-News · von: Andreas Reuter

Da der Verbandsschiedsrichterausschuss aufgrund der weiter anhaltenden Corona-Pandemie auch weiterhin keinerlei Veranstaltungen in Präsenz ausführen kann, hatte man sich für Montag, den 19. April etwas Besonderes überlegt.

Screenshot: HFV

Wenn es schon Tage gibt, in denen tatsächlich mal kein Fußballspiel im Fernsehen läuft und dementsprechend auch keines stattfindet, veranstaltete der Verbandsschiedsrichterausschuss eine Online-Diskussionsrunde mit den hessischen Spitzenschiedsrichtern Tobias Stieler und Christof Günsch, an welcher alle Schiedsrichter*innen ab der Gruppenliga sowie die Regionalbeauftragten und Mitglieder des Verbandsschiedsrichterausschuss teilnehmen konnten.

Tobias Stieler, welcher in diesem Jahr 40 Jahre alt wird, ist Bundesliga-Schiedsrichter seit 2012. Er leitete 2017 das Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen, es war das erste in der deutschen Fußball-Geschichte mit Videoassistent. 2019 pfiff er das Endspiel im DFB-Pokal zwischen Bayern München und RB Leipzig. Stieler steht zudem seit 2014 auf der FIFA-Liste. Christof Günsch wurde im März 35 Jahre alt und ist als Schiedsrichter in der 2. Bundesliga aktiv. Zudem kommt er als Schiedsrichterassistent in der Bundesliga zum Einsatz. Beide werden auch als Video-Assistenten eingesetzt.

In der von Christoph Schröder souverän moderierten Online-Diskussionsrunde erzählten beide zu Beginn von ihrem aktuellen „Alltag“ in der Bundesliga. Für beide war es am Anfang natürlich eine Umstellung, ohne Zuschauer Spiele zu leiten. Die Stimmung fehlt natürlich. Auch dass man nun sehr viel mehr versteht, was auf und neben dem Platz gesprochen wird ist nicht immer einfach und damit muss man erstmal klarkommen. Als lustige Anekdote erwähnte Tobias Stieler hier Urs Fischer, den Trainer vom 1. FC Union Berlin, welcher fast ununterbrochen Sheraldo auf das Spielfeld rief. Gemeint hierbei ist übrigens Stürmer Sheraldo Becker.    
Lange und ausführlich beantworteten dann beide Schiedsrichter Fragen zum Videobeweis und auch zu ihrer Tätigkeit als Video Assistent Referee (Video-Assistent, VAR). Interessant ist hierbei zu wissen, dass alle Kamera-Perspektiven, die für die Übertragung der Spiele angeboten werden, dem VAR zur Verfügung stehen. Dazu kommen in der Bundesliga die beiden Kameras der Torlinientechnologie. In der Regel stehen dem Video-Assistenten bei Bundesliga-Spielen Aufnahmen von rund 20 Kameras zur Verfügung. In der 2. Bundesliga kann der Video-Assistent auf immerhin zehn Kameras zurückgreifen. Das ist zwar weniger als in der Bundesliga, stellt aber trotzdem einen hohen Standard dar.

Den Videobeweis selbst befürworten beide zu 100 Prozent und können sich Bundesligaspiele ohne diesen nicht mehr vorstellen. Jeder Schiedsrichter möchte ja am liebsten eine fehlerfreie Spielleitung haben und da ist das Instrument des Videobeweises eine optimale Unterstützung. Auch den Argumentationen, dass die Emotionen verloren gehen, widersprachen beide. Im Endeffekt soll ja die richtige Entscheidung getroffen werden und da kann es dann auch ruhig mal eine Minute länger dauern.

Für den Rest der Saison wünschen sich beide weiterhin gute Spielleitungen und hoffen, dass diese auch noch alle stattfinden können, da Corona ja auch hier bei einigen Teams leider schon „aktiv“ war. Zudem freuen sich beide danach auf eine wohlverdiente Pause.

Zum Schluss der Diskussion beantworten beide noch gekonnt und mit einer Portion Witz die Fragen der über 220 Zuhörer. Danach endete nach 90 sehr interessanten und kurzweiligen Minuten die Diskussionsrunde.  
Der Verbandsschiedsrichterausschuss bedankt sich bei Tobias Stieler und Christof Günsch für ihre tollen Einblicke und natürlich auch bei Christoph Schröder für die Moderation.