„!Nie wieder - 16. Erinnerungstag im deutschen Fußball“

22. Januar 2020 · Top-News · von: DFB

Der „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ geht in seine 16. Kampagne. Gefördert und gestützt durch den Präsidenten des DFB, Fritz Keller, und Christian Seifert, Sprecher des Präsidiums des DFL e.V. und Geschäftsführer DFL, sowie den Landesverbände des DFB und der Deutschen Fußball Liga, setzt der „Erinnerungstag“ seit 16 Jahren, am Gedenktag für die Opfer des Naziterrors ein machtvolles Zeichen gegen den allgegenwärtigen Rassismus, dem wachsenden Antiziganismus und Antisemitismus, der zunehmenden Homophobie im Fußball und in der Zivilgesellschaft, sowie gegen die Verächter Europas und unserer Demokratie.

Foto: HFV

„!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ nimmt die Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau auf und hat sie sich zu eigen gemacht.“ „Er versteht sich als ein starker Beitrag für eine wertschätzende, wehrhafte und demokratische Gesellschaft, in der das Achten der Würde jedes Menschen unveräußerlich ist.“

Seit 16 Jahren sind diese Kernsätzen der Treibstoff, der die Projekte und Aktionen zum „Erinnerungstag“ begründet und befeuert. Wie zwingend notwendig dieses Engagement der Fußballfamilie weiterhin ist, macht der Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Stimmungs- und Gemengelage in Deutschland und Europa deutlich.  

Unsere Roma- und Sinti-Freunde*innen, unsere jüdischen Mitstreiter*innen, werden verbal und körperlich angriffen. Gruppen und Fußballvereine, die sich für geflüchtete Menschen in beispielhafter Weise einsetzen oder das Schild „Fußballvereine gegen Rechts und Gewalt“ an ihren Vereinsheimen und Sportstätten anbringen, müssen sich für ihre Engagements rechtfertigen und werden angefeindet.

Menschen aus der so genannten „Mitte der Gesellschaft“ verschieben, unterhöhlen und verhöhnen die Grenzen von Anstand und Moral mit Verbalattacken in sozialen Netzwerken, mit Hasstiraden über Geflüchtete und Journalisten*innen. Fangruppierungen und Vereine, die sich für etwas einsetzen, was jahrzehntelang selbstverständlich geworden zu sein schien: Ein wertschätzendes Miteinander in einer Gesellschaft auf der Grundlage des Grundgesetzes und auf dem Boden eines geeinten Europas, werden verunglimpft, bedroht und tätlich angegriffen.

Wer die Lehren aus der Terrorepoche der Naziherrschaft für sich gezogen hat, der weiß, dass er sich einzumischen hat, wenn die Würde des Menschen missachtet wird. Er steht damit in der Wertetradition der Gründungsväter des deutschen und europäischen Fußballs. Es war der große Walther Bensemann der noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert und das bis zu seinem Tod im November 1934 im Schweizer Exil, dem „Englischen Spiel“ eine friedensfördernde Kraft zuwies. Wortmächtig schrieb er in seinem „Kicker“ gegen die Übel des Nationalismus, des Militarismus und gegen die Feinde der Demokratie an. Er und seine Mitstreiter, nicht selten Deutsche jüdischer Herkunft, so wie er selbst, setzten der gesellschaftlichen Spaltung Deutschlands und Europas und der damit einhergehenden Verachtung der Menschenrechte die verbindende und friedensschaffenden Kraft des Fußballs entgegen.

Initiative „!Nie wieder“ Erinnerungstag im deutschen Fußball
In dieser Wertetradition steht die Fußballfamilie. Und deswegen rufen die Freundinnen und Freunde von der Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“  dazu auf, sich mit klugen und kreativen Aktionen an den Spiel- und Turniertagen um den 27. Januar 2020, im Rahmen der 16. Kampagne einzumischen.
- Tragt mit Euren Aktionen dazu bei, dass die Verbrechen an den Sinti und Roma, an den jüdischen, kommunistischen und allen anderen Verfolgten in Nazideutschland nicht vergessen werden.
- Setzt bei den Spielen Eures Vereins um den 27. Januar 2020 ein unübersehbares Zeichen gegen den gefährlich wachsenden Antiziganismus und Antisemitismus, gegen die Flüchtlingsfeindlichkeit und den latenten und aktuellen Rassismus.
- Widersprecht den Verächtern der Demokratie und den Nationalisten in Deutschland und Europa. Wie in den letzten Jahren, kommen mit diesem Schreiben noch vier weitere Texte zu Euch. Einen, den Eure/Euer Stadionsprecher*in oder eine andere Person vor dem Spiel verlesen kann, der auch auf dem Stadionbildschirm oder als Banner gezeigt wird. Ein Zweiter, der im Stadionmagazin oder in der Vereinszeitung abgedruckt und auf die Homepage gestellt wird, sowie die Biografien von Ernst Alexander aus Gelsenkirchen und dem Sinto Oswald Marschall, ehemaliges Mitglied der deutschen Amateurboxstaffel. Die beiden Biografien verstehen sich auch als Anregung, im Rahmen der Kampagne an ein eigenes Mitglied aus der Vereinsfamilie zu erinnern.

Die 16. Kampagne stellt bewusst die Diskriminierung und Ausgrenzung der Sinti und Roma in Deutschland und Europa in den Mittelpunkt. Die Texte zeigen das unermessliche Leid, das Nazideutschland seinen Mitbürger*innen angetan hat. Wir wissen, dass Verächtlichmachung, Ausgrenzung und Gewalt auch heute das Leben unserer Freunde*innen bedroht. Das darf nicht sein! Gestaltet Choreographien. Ladet zu Lesungen ein. Veröffentlicht in Euren Publikationsorganen ein Interview mit Präsident und Spielern. Lasst Vereinsmitglieder mit Migrationswurzeln zu Wort kommen. Ladet zu Gedenkspaziergängen ein. Zeigt Filme. Lasst alte Vereinsmitglieder erzählen. Nehmt zu den Sinti und Roma Vereinen und zu Jüdischen Gemeinden Kontakt auf, etc. etc.