Meister LOTTO Hessenliga: Souveräner Aufstieg im ersten Anlauf

26. Mai 2023 · Top-News · von: Johannes Götze

Keine Ehrenrunde für die U21 von Eintracht Frankfurt in der LOTTO Hessenliga: Die vor der Saison wieder ins Leben gerufene Zweitvertretung des letztjährigen Europapokalsiegers hat nach der Eingruppierung in Hessens höchste Spielklasse sofort souverän den Titel gewonnen und steigt verdientermaßen in die Regionalliga Südwest auf.

Foto: Eintracht Frankfurt

Bereits drei Spieltage vor Schluss stand der Titelgewinn fest: Verfolger Gießen patzte in Erlensee, die Eintracht konnte tags drauf das vielleicht spektakulärste Spiel der Saison ohne Druck in Weidenhausen genießen. Denn mehr als 2500 Menschen waren an Christi Himmelfahrt ans Chattenloh gekommen, um dem Meister zu gratulieren. Ein Festtag in Weidenhausen, den Eintracht-Trainer Kristjan Glibo nachhaltig begeisterte und als Musterbeispiel für die Saison galt.

Denn die Eintracht präsentierte sich nie abgehoben, sondern stets nahbar. Immer wieder im Fokus der Fans: Glibos Co-Trainer Alex Meier, der genau wie Patrick Ochs, Sportlicher Leiter U16 bis U21, Legendenstatus bei den Fans genießt. Beide waren sich nie zu schade, Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen. Und dass Bundesliga-Coach Oliver Glasner bei einigen Auswärtsspielen vorbeischaute, ließ die Herzen der Fans noch höher schlagen.

Diesen Charme, die Nähe zu den Fans wird auch Glibo vermissen. „Oft war es sensationell, wie wir empfangen wurden. Es ist nicht selbstverständlich, dass mit uns ohne Vorbehalte umgegangen wurde. Aber wir haben sicherlich auch unseren Teil dazu beigetragen.“ Nicht nur wegen der Nahbarkeit, sondern auch dank erfrischenden Offensivfußballs. Rund drei Tore im Schnitt erzielte die Eintracht, landete gleich eine Handvoll Kantersiege und sorgte mit einem 12:0 gegen Absteiger SV Unter-Flockenbach für einen der höchsten Siege in der LOTTO-Hessenliga-Geschichte.

Dabei hielten eine ganze Weile auch noch Gießen, Friedberg, Fernwald, Walldorf oder Stadtallendorf mehr oder weniger hoch taxierte Aktien im Meisterschaftskampf. Doch nach schwierigem Saisonstart setzte sich die Eintracht mehr und mehr ab. Glibo führt dies auf mehrere Gründe zurück. In erster Linie darauf, dass vor der Saison eine komplett neue Mannschaft entstanden ist, die beispielsweise durch die Teilnahme an der UEFA Youth League mit Doppelbelastungen zu kämpfen hatte. Auch war sein Team das mit weitem Abstand jüngste in der Liga.

Mitentscheidend für die Entwicklung war aber ausgerechnet die vierte von fünf Saisonniederlagen: Im September lag die Eintracht zuhause gegen Walldorf schon 0:2 zurück, drehte das Spiel in eine 3:2-Führung und unterlag am Ende doch mit 3:4. „So blöd es klingt, aber diese Niederlage war der größte Sieg. Nachher konnten wir der Mannschaft so viele Dinge zeigen, die wir besser machen können.“ Die Folge: Die Eintracht blieb 16 Spiele ohne Niederlage und mauserte sich zur Übermannschaft der Liga, der kaum jemand mehr das Wasser reichen konnte. Nicht nur die Offensive brillierte, sondern gleichzeitig stabilisierte sich die Defensive. In gleich 17 Spielen blieb die Mannschaft insgesamt ohne Gegentor, was zu Saisonbeginn noch die Achillesferse darstellte. Die Naivität, mit der Spiele hergeschenkt wurden? Vom Winde verweht.

Doch eigentlich stehen Ergebnisse gar nicht im Vordergrund, wie Glibo gebetsmühlenartig wiederholt. Die Entwicklung der Spieler ist entscheidend. Jungen Akteuren eine Plattform zu bieten, um sich für das Bundesliga-Team zu empfehlen. Einen Übergang zwischen Jugend und Profifußball auf höchstem Niveau zu gewährleisten. Glibo – 41-jähriger Ex-Profi, der vor der Saison von Wormatia Worms losgeeist worden war – kann zufrieden sein mit der Entwicklung seiner Jungs, die ausnahmslos für positive Schlagzeilen gesorgt haben und nun die Regionalliga bereichern möchten.

Neben Eintracht Frankfurts U21 wird es keinen weiteren hessischen Aufsteiger in die Regionalliga Südwest geben. Neben der Eintracht hatten nur Vizemeister FC Gießen und Türk Gücü Friedberg die Lizenzunterlagen eingereicht. Gießen zog den Antrag jedoch zurück, Friedberg blieb am langen Ende nicht genügend Zeit, um die Auflagen zu erfüllen.