Hallo Sören, wie war der Abschied vom aktiven Fußball am letzten Spieltag?
Es war sehr emotional aufgrund der vielen Nachrichten und der hohen Wertschätzung, das lässt einen dann auch nicht kalt. Es waren erfolgreiche und schöne Jahre in Weidenhausen. Im Augenblick kann ich es noch nicht so realisieren, aber es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass es die letzten Spiel waren..
Gab es besondere Aktionen?
Die Mannschaft hat sich natürlich einiges einfallen lassen, hat mir mit der Bildercollage ein persönliches Geschenk gemacht. Die Fans hatten ein wunderschönes Banner entworfen. Es gab darüber hinaus auch ein Video mit Botschaften von Personen aus meinem Umfeld, die ich im Laufe der Jahre kennen gelernt habe. Rundum war das schon sehr sehr schön.
Es gibt sogar T-Shirts mit der Aufschrift Ihrer Initialen und Rückennummer SG9. Können Sie sich über diesen Rummel freuen oder ist es Ihnen eher unangenehm?
Das wurde von zwei Leuten initiiert, die meinen Weg schon lange verfolgt haben, sie waren im Werra-Meißner-Kreis Journalisten. Einen kenne ich auch über den Fußball, von damals in der Kreisauswahl. Er wollte mir eine Aktion widmen und hat mich nach dem Okay gefragt. Wenn er mich da rauslässt, dann ist das für mich in Ordnung. Es hat mich aber schon sprachlos gemacht, wie gut das angenommen wurde, auch wenn ich nicht weiß, wie viele T-Shirts letztendlich verkauft wurden.
Ist es denn eine Sprachlosigkeit vor Freude oder ist es eher unangenehm, weil Sie sich ungern in den Vordergrund drängen?
Ja, beides natürlich. Auf der einen Seite ist es ein schönes Zeichen, wenn fremde Personen, die man ja eigentlich überhaupt nicht so wahrgenommen hat, mit dem T-Shirt rumlaufen. Andererseits ist in den letzten Wochen viel auf mich als Person zugekommen, auch mit dem Klassenerhalt. Das ging dann vielleicht auch so ein bisschen unter, das ist ja nicht selbstverständlich, dass die Mannschaft das so erreicht hat.
Ihr Vater galt als guter Fußballer, auch ihre Brüder haben mit Ihnen gespielt. Welche Rolle spielte und spielt Fußball in der Familie Gonnermann?
Dadurch, dass mein Vater auch früher dem Fußball schon sehr ambitioniert nahestand, war das Gesprächsthema Nummer 1. Er hat uns in der Jugend gefördert, war selbst unser Trainer und hat immer versucht, das Bestmögliche aus uns herauszuholen. Wenn er nicht so gewesen wäre oder meine Familie im Gesamten das auch so nicht unterstützt hätte, dann hätte das in den 18 Jahren nicht so geklappt.
Sie gelten als bester Fußballer des Werra-Meißner-Kreises. Hatten Sie jemals Überlegungen, höher zu spielen?
Es gab die ein- oder andere Anfrage, aber ich habe relativ früh entschieden, dass ich die Heimat und die Region nicht verlassen will und hier höchstmöglich Fußball spielen möchte. Das hatte ich bei Weidenhausen mit der Perspektive, mit dem Drumherum, das war mir immer wichtig und hat mir gefallen.
Wie viele Menschen haben Sie gebeten, weiterzuspielen?
Ja, das kam von einzelnen Mannschaftskollegen. Aber auch von außerhalb, von einzelnen Zuschauern, die gesagt haben, ‚komm, es geht doch noch ein Jahr‘. Aber meine Entscheidung stand schon lange fest. Es war ja nicht so, dass ich das von heute auf Morgen entschieden habe, es war ein langer Prozess.
Sie haben die Attribute Leidenschaft, Liebe, Emotionen, Dankbarkeit erwähnt. Sind das die Stichworte, die Ihnen beim Rückblick auf Ihre Karriere einfallen?
Das kann man schon so sagen. Wenn ich schon so viel Aufwand betreibe, dann möchte ich natürlich auch Erfolg haben und dafür alles geben für die Mannschaft. So sehe ich auch den Mannschaftssport, man hat auch eine gewisse Verpflichtung seinen Mannschaftskameraden gegenüber. Und dass man sich auch aufeinander verlassen kann, das habe ich immer ganz groß geschrieben.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Fußballer?
In 18 Jahren sind einige schöne Sachen passiert, die jeweiligen Aufstiege waren natürlich etwas Besonderes. Das erste Jahr, als wir in die Verbandsliga aufgestiegen sind und natürlich dann der Hessenligaaufstieg. Sowas hat ja unsere Region noch nie so erlebt. Dieser Zuspruch Woche für Woche auf den Sportplätzen, das war natürlich immer ein Genuss zu spielen und auf die großen Mannschaften wie Eintracht Frankfurt II mit Ex-Profis auf der Bank zu treffen. Das hat man sich nie erträumt. Dass wir das mit diesem Verein und selbst mit unseren Mitteln so geschafft haben, das war auch bei den Auswärtsspielen immer besonders.
Planen Sie, auf niedrigerem Niveau noch weiter zu kicken?
Es waren 18 Jahre intensive Jahre, vor allem in der LOTTO Hessenliga. Das war in einem gewissen Alter nicht einfach und eine Belastung. Von daher ist jetzt erst mal nichts geplant. Ich weiß jetzt nicht, was die Zukunft bringt, da bin ich völlig offen.
Was machen Sie mit der dadurch gewonnenen Freizeit?
Ich kann jetzt entspannter Unternehmungen am Wochenende mit der Familie oder Freunden planen. Es hat sich bisher alles um Fußball gedreht und das war auch eine gewisse Verpflichtung. Und sicherlich wird der Betrieb dann die ein- oder andere Zeit beanspruchen, von Tätigkeiten, die vielleicht bisher anders aufgefangen wurden. Grundsätzlich geht‘s auch darum, einfach mal rauszukommen, vielleicht auch mal ein verlängertes Wochenende wegzufahren.
Wie sehen Sie die Zukunft des Vereins Adler Weidenhausen?
Mit diesem Spielerpotenzial sehe ich auf jeden Fall die Möglichkeit, auch in Zukunft LOTTO Hessenliga zu spielen. Sicherlich wird es immer schwieriger, junge, talentierte Spieler auf diesem Niveau zu bekommen. Das Trainerteam ist komplett neu und muss sich erstmal einfinden, das sind Herausforderungen. Aber es ist auch nicht der Anspruch des Vereins, dauerhaft in der LOTTO Hessenliga zu spielen. Es ist ein enormer Aufwand, aber die Jungs werden alles geben, dass sie nächstes Jahr wieder eine gute Rolle spielen. Man muss sehen, wie es sich entwickelt.
Heißt das, dass der Verein aktuell etwas überperformt, dass eher die Verbandsliga die Heimat von Weidenhausen darstellt?
Das ist schwierig zu sagen. Bis jetzt dachte ich das schon, aber wir haben es drei Jahre hintereinander geschafft, einige Mannschaften hinter uns zu lassen und das auch relativ klar. Daher ist es verdient und die Art und Weise ist sehr gut. Daher sind wir Hessenligist und vom Niveau auch dort angekommen. Doch für diesen Verein mit den Möglichkeiten, die er hat, ist die Verbandsliga die Klasse, wo man sich gut präsentieren kann. Wenn man die Gegebenheiten sieht, was beispielsweise einen Kunstrasenplatz angeht: In diesem Fall muss man ausweichen und das sind so Kleinigkeiten, die es einem Verein erschweren, dauerhaft in der LOTTO Hessenliga zu spielen.