Interview mit Rüdiger Fritsch: „Die Vorfreude ist riesig“

18. Dezember 2018 · Top-News · von: mag

Der Umbau des Darmstädter Merck-Stadions am Böllenfalltor hat begonnen. Die Abrissarbeiten wurden im Anschluss an das letzte Heimspiel am 8. Dezember 2018 gegen den FC Ingolstadt gestartet. Der Stehbereich der neuen Gegengeraden soll voraussichtlich im Sommer 2019 wieder eröffnet werden, bis zum Jahresende 2019 sollen die Arbeiten an der Gegengeraden beendet sein. Der HESSEN-FUSSBALL hat dazu Darmstadt Präsident Rüdiger Fritsch interviewt.

Darmstadt-98-Präsident Rüdiger Fritsch. Foto: getty images

Hallo Herr Fritsch, könnten Sie uns bitte einen kurzen Überblick geben: Was wurde bisher schon erneuert und was wird wann noch umgebaut im Merck-Stadion am Böllenfalltor?

Wir haben in der jüngeren Vergangenheit, teilweise mit Unterstützung der Stadt Darmstadt und dem Land Hessen, zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen umgesetzt. So wurde etwa unser Nachwuchsleistungszentrum in der Saison 2015/16 fertiggestellt. Am Stadion wurden zwei neue Trainingsplätze errichtet, auch die beiden Kopftribünen wurden während der Zeit in der Bundesliga erbaut. Zudem steht seit Mitte November der Rohbau für das Funktionsgebäude, in dem ab Sommer 2019 die Profis und die Mitarbeiter beheimatet sein werden. Im Dezember beginnen die Umbauarbeiten der Gegengeraden, die neue Gegentribüne soll dann Ende 2019 fertiggestellt sein. Im Anschluss wird 2020 die Haupttribüne umgebaut, sodass das Ziel lautet, dass in der Saison 2021/22 die Umbauarbeiten abgeschlossen sein werden.


Wo werden die bisherigen Gegentribünen-Zuschauer in der Umbauzeit ihren Platz finden?
Die Dauerkarteninhaber auf der Gegengeraden besitzen während der Rückrunde ein Vorkaufsrecht auf die übrigen verfügbaren rund 2.200 Tageskarten im restlichen Stadion. Vor der Saison hatten Sie eine entsprechend preislich angepasste Dauerkarte erworben, die nur für die Heimspiele in der Hinrunde gilt.


Wie wird der Wegfall der Haupttribüne ab 2020 – zum Beispiel in punkto VIP-Räumlichkeiten – kompensiert?
Derzeit planen wir mit einem VIP-Zelt hinter der dann fertiggestellten Gegentribüne auf dem alten Waldsportplatz. Die Kabinen der Gäste- und Heimmannschaft an Spieltagen werden sich während der Umbauarbeiten an der Haupttribüne im Funktionsgebäude befinden.


Die Hellmich Unternehmensgruppe hat bereits viele Stadien gebaut, die sich teilweise auch ähneln. In Darmstadt soll der Charakter des Böllenfalltors erhalten bleiben. Auf welche Weise passiert das?
Zunächst einmal freuen wir uns natürlich, dass das Stadion am Traditionsstandort am Böllenfalltor erhalten bleibt, bereits durch diesen Umstand bleibt der Bölle-Flair bestehen. Die Stehplatz-Historie der Gegengeraden wird auch in Zukunft fortgeführt, indem die Gegentribüne mit dem Modell „vorne stehen, hinten sitzen“ gebaut wird. Auch die altehrwürdige Dugena-Uhr bleibt etwa erhalten, die Nord- und Südtribüne sind zudem weiter Bestandteil des umgebauten Stadions.


Inwiefern profitieren die Nutzer – also Zuschauer, Spieler und in den Spieltag involvierte Mitarbeiter – von den neuen Räumlichkeiten bzw. Tribünen?
Das neue Funktionsgebäude bietet Mitarbeitern und dem Profiteam ab Sommer 2019 zeitgemäße Räumlichkeiten, im Bereich des Erdgeschosses wird es dort dann ab 2021 durch den neuen Fanshop einen besseren Komfort für die Fans geben. Die Gegentribüne wird künftig überdacht sein und die Haupttribüne bietet nach dem Umbau adäquate Räumlichkeiten für Partner und Sponsoren der Lilien. Auch die Catering-Situation rund um das Stadion wird nach dem Umbau zeitgemäß sein.


Wie bei vielen großen Bauprojekten sind die ursprünglich veranschlagten Kosten noch gestiegen. Woran lag das?
Aufgrund der momentanen Hochkonjunkturphase im Baugewerbe sind die Auftragsbücher der Bauunternehmen voll.


Was wird der gesamte Umbau kosten und wer ist finanziell involviert?
Die Kosten für den Umbau werden sich voraussichtlich auf eine Summe von maximal 40 Millionen Euro belaufen. Die Stadt Darmstadt sowie das Land Hessen unterstützen den Umbau mit rund 24 Millionen Euro, der SV 98 steuert 16 Millionen Euro bei.


Wie groß ist Ihre Vorfreude auf das neue Stadion?
Die Vorfreude ist riesig, wir freuen uns alle, dass es im Dezember losgeht. Ohne Investitionen in die Infrastruktur würden wir keine Lizenz mehr für die Profiligen erhalten, auch wirtschaftlich ist das Stadion im jetzigen Zustand nicht mehr zeitgemäß zu betreiben. Für die Zukunft des SV 98 im Profifußball ist ein Umbau unerlässlich, weshalb wir es kaum erwarten können, dass die Bagger rollen werden.