Interview mit HFV-Präsident Stefan Reuß: „Gesundheit steht an erster Stelle“

06. November 2020 · Top-News · von: mag

Die aktuelle Infektionslage zwingt auch den Hessischen Fußball-Verband zur Aussetzung des Spielbetriebes, zudem ist das Training behördlich nicht gestattet. Zu diesen Maßnahmen und möglichen Alternativen antwortet der Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes, Stefan Reuß, auf die Fragen von Matthias Gast (HFV-Referent Öffentlichkeitsarbeit).

HFV-Präsident Stefan Reuß. Foto: HFV

Hallo Herr Reuß, das Land Hessen hat die Austragung von Fußballspielen ab 2. November untersagt. Wieso hat der HFV zusätzlich die Spiele des vorhergehenden Wochenendes abgesetzt?
Reuß: Die Infektionslage hatte sich in diesen Tagen im Oktober dramatisch zugespitzt, was dazu führte, dass viele Kreise den Spielbetrieb bereits ohnehin für diese Zeit abgesetzt hatten. In kreisübergreifenden Ligen gab es ein verzerrtes Bild, zudem waren diverse Sportanlagen bereits geschlossen. Zur Vereinheitlichung des Spielbetriebes war dies die sinnvollste Lösung.

Und wieso wurde der Spielbetrieb direkt bis zum Ende des Jahres ausgesetzt?
Reuß: Das Präsidium hat sich mit den Kreisfußballwarten und Regionalbeauftragten darauf geeinigt, da wir im Frühjahr bereits einen 14-tägigen Trainingsvorlauf bis zum Start des Spielbetriebes festgelegt haben, vor allem, um die Verletzungsgefahr der Spielerinnen und Spieler zu reduzieren. Insofern wäre - wenn die behördlichen Beschränkungen nur bis Ende November gültig wären, was auch unklar und von den Infektionszahlen abhängig ist – der Termine am 20. Dezember das erste mögliche Spieltagswochenende und das einzig mögliche vor Weihnachten. Das würde – selbst wenn es funktionieren würde – so wenig Sinn machen.

Aber trainiert werden darf in dieser Zeit?
Reuß: Das kommt auf die behördliche Verfügungslage an. Der Hessische Fußball-Verband gibt Empfehlungen und Ratschläge, aber kann und möchte keinen Trainingsbetrieb verbieten. Wenn es durch das Land Hessen gestattet ist, darf selbstverständlich trainiert werden.

Gilt das behördliche Trainingsverbot im November auch für die Jugend? Für die ist die Bewegung und die Bindung an den Sport besonders wichtig.
Reuß: Da haben Sie vollkommen recht, das sehen wir genauso. Es ist besonders wichtig, Bewegungsangebote für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen und Ihnen im Vereinsumfeld Halt zu geben. Leider liegt diese Entscheidung nicht in unserer Hand. Wir sind jedoch mit politischen Entscheidungsträgern im Gespräch, um für unsere jungen Mitglieder eine Ausnahmeregelung zu erwirken. Versprechen kann ich in dieser Hinsicht jedoch leider nichts.

Anfang November hat das Land Hessen die Einschränkungen noch strenger verfasst, beispielsweise dass man auch nicht zu zweit oder mit Mitgliedern des eigenen Hausstandes auf Sportplätzen kicken darf. Nun wurden die Regelungen wieder gelockert. Was bedeutet das für den Fußballsport?
Reuß: Diese Punkte betreffen in erster Linie andere Sportarten mit weniger Teilnehmern, aber auch der Fußball ist davon berührt, wenn beispielsweise wenige Kinder auf einem Bolzplatz kicken möchten. Daher ist diese Angleichung an die Regelung anderer Bundesländer sinnvoll und für alle Sporttreibenden natürlich vorteilhaft.

Und wann kann es mit der Saison weitergehen?
Reuß: Natürlich kann das in den heutigen Zeiten der Corona-Pandemie niemand genau prognostizieren, aber wir hoffen, dass wir Mitte Januar die Saison wieder aufnehmen können. Das ist aber neben den Infektionszahlen auch von den meteorologischen Bedingungen und der Bespielbarkeit der Sportplätze abhängig.

Was können die HFV-Mitglieder in der spielfreien Zeit tun?
Reuß: In diesem Rahmen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Einerseits sollte man sich als Sportler und zur Förderung des Immunsystems weiterhin fit halten. Mit welcher körperlichen Betätigung – also beispielsweise Joggen oder Radfahren – das geschieht, kann selbstverständlich jeder am besten selbst auswählen. Darüber hinaus bieten wir hoch interessante Online-Seminare an, zum Beispiel das HFV-Pilotprojekt „Trotz Corona sicher durch die kalte Jahreszeit“. Eine weitere Alternative, nicht nur für unsere jungen Fußballer, bietet das bereits zum zweiten Mal angebotene Turnier im Bereich eFootball, der „HFV-StayAtHomeAgain Cup 2020“. Dabei messen sich fußballbegeisterte Hessen vom 27. November 2020 bis 31. Januar 2021 auf der PlayStation 4 im Spiel FIFA 21. Das ist eine Bewegung, die starken Zulauf erfährt und die man in diesem Rahmen auch durchaus testen kann.

Wie kann ich daran teilnehmen?
Reuß: Alle hessischen Fußballvereine können Mannschaften, bestehend aus drei bis fünf Teammitgliedern, für das Turnier melden. Nach einer Gruppenphase wartet für die Mannschaften eine K.O.-Runde im Best-Of-Three-Format. Gespielt wird wie im Rahmen der ersten Ausgabe an den Wochenenden zwischen Freitagnachmittag und Sonntagabend nach individueller Terminabsprache. Weitere Informationen stehen auf der Homepage des Hessischen Fußball-Verbandes unter der Rubrik Fußball – Breitensport.

Was möchten Sie gerne noch besonders erwähnen?
Reuß: Die Gesundheit unserer Mitglieder steht für uns klar an erster Stelle. Danach handeln wir im Rahmen unserer behördlich vorgegebenen Möglichkeiten. Wir wollen, dass Fußball gespielt wird, aber nur solange wir davon ausgehen können, dass dadurch niemand gefährdet wird. Dies wird umso früher geschehen können, je mehr alle in ihrem privaten Umfeld darauf achten, dass Infektionen vermieden werden.