Ein Schwerpunkt des Abends lag auf der Entwicklung im Jugendfußball. Vereinsvorsitzende Jana Lieber und ihre Mitstreiter berichteten, dass es insbesondere in den älteren Altersklassen B- und A-Junioren schwierig sei, genügend Spielerinnen und Spieler dauerhaft zu binden. Auch die Einführung alternativer Spielformen wie Kleinfeldmodelle oder das „Norweger-Modell“ wurde thematisiert. Joachim Schmolt, stellvertretender Verbandsjugendwart, verwies in diesem Zusammenhang auf die laufenden Arbeiten an einer neuen Verbandsjugendstrategie. Ziel sei es, den Fußball durch kleinere Spielfelder, flexiblere Strukturen und einiger Pilotprojekte attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten.
Ein weiteres großes Thema war das Ehrenamt. Der Verein betreut aktuell rund 350 Mitglieder, darunter sieben Jugend- und vier Mädchenmannschaften sowie eine Frauen-, eine Herren- und eine AH-Mannschaft. Trotz hoher Nachfrage, gerade im Kinder- und Jugendbereich, stößt die Spvgg. Blau-Weiß Gießen hier an ihre Grenzen. „Wir könnten mehr Kinder aufnehmen, aber uns fehlen schlicht Trainerinnen, Trainer und Betreuer“, so Jana Lieber. Besonders in einer Studentenstadt sei es schwer, Ehrenamtliche langfristig zu binden, da die zeitliche Verfügbarkeit stark eingeschränkt sei. Gemeinsam wurde diskutiert, wie Vereinsarbeit attraktiver gestaltet und Aufgaben besser auf mehrere Schultern verteilt werden können. Club-Berater Mario Bröder stellte in diesem Zusammenhang verschiedene Fördermöglichkeiten sowie Unterstützungsangebote des HFV vor.
Auch infrastrukturelle Themen kamen zur Sprache. Der Verein spielt nach wie vor auf einem Hartplatz und der Weg zu einem Kunstrasenplatz ist noch weit und kostspielig. Neben der Platzsituation erschweren zudem bürokratische Hürden den Vereinsalltag, etwa bei der Beantragung von Gestattungen für Vereinsveranstaltungen. Hier wünschen sich die Verantwortlichen spürbare Entlastungen, um sich stärker auf die eigentliche Vereinsarbeit konzentrieren zu können.
Trotz dieser Herausforderungen blickt der Verein positiv in die Zukunft. Die Vielfalt im Verein zeigt, dass Fußball auch in Gießen ein wichtiger Integrationsfaktor ist. „Wir sehen Fußball als Tor zum Lernen und als wichtigen sozialen Auftrag“, betonte Vorstandsmitglied Frank Schmidt.
Am Vereinsdialog nahmen unter anderem Jana Lieber (1. Vorsitzende), Helmut Appel (2. Vorsitzender), Alexander Jendorff, Mario Späth, Carina Vysockaja und Frank Schmidt von der Spvgg. Blau-Weiß Gießen teil. Den Kreisfußballausschuss vertraten Hans-Peter Schön, Hans-Peter Wingefeld und Andreas Reuter. Vom HFV waren Joachim Schmolt, Mario Bröder und Stefano Canterino anwesend.
Der Vereinsdialog ist Teil des Masterplans Amateurfußball 2024. Ziel ist es, den Austausch zwischen Vereinen, Kreisen und Verband zu intensivieren, aktuelle Herausforderungen offen zu besprechen und gemeinsam praxisnahe Lösungen zu entwickeln.