HESSEN-FUSSBALL-Interview mit Alzenaus Top-Neuzugang Jose Holebas: „Die Jungs können mich immer alles fragen“

22. Oktober 2021 · Top-News · von: Matthias Gast

Ende September verkündete LOTTO Hessenligist FC Bayern Alzenau einen „Sensationstransfer“: Der gebürtige Aschaffenburger Jose Holebas kam direkt von Champions-League-Teilnehmer Olympiakos Piräus an den Prischoss.

Jose Holebas im Trikot von Olympiakos Piräus. Foto: getty images

Für Griechenland, das Heimatland seines Vaters, absolvierte er 38 Länderspiele (ein Tor) nahm an der Europameisterschaft 2012 und der Weltmeisterschaft 2014 teil. In Englands Premier League sowie der griechischen Eliteklasse war er jeweils über 100 Mal im Einsatz, auch beim AS Rom hinterließ er seine Spuren. Dabei schien seine Karriere schon vorbei, bevor sie richtig angefangen hatte: Mit 17 Jahren lag seine Fußball-Laufbahn auf Eis. Aufgrund der Schwangerschaft seiner Freundin brach er seine Ausbildung ab, hörte mit dem Fußballspielen auf und arbeitete im Schichtdienst. Glücklicherweise ließ er sich nach einiger Zeit doch noch überreden, weiter Fußball zu spielen. Sein Weg führte vom SV Damm und Viktoria Kahl über den Zweitligisten TSV 1860 München in die große Fußballwelt. Matthias Gast (HFV-Referent Medien und Kommunikation) hat sich mit dem 37-Jährigen kurz vor einer Trainingseinheit an einem regnerischen Dienstag in Alzenau getroffen.

Hallo Herr Holebas, von der Champions League in die LOTTO Hessenliga zum FC Bayern Alzenau. Wie kam es dazu?
Da ich Trainer werden möchte – und das nicht nur unten, sondern ich bin da auch sehr ehrgeizig - und die entsprechende Lizenz machen möchte, kam das zustande, dass ich nach Alzenau gewechselt bin. Außerdem kenne ich Peter und Murat (die Trainer Sprung und Özbahar, die Red.) schon länger und habe mit den beiden schon zusammen gespielt, so hat sich das ergeben. Davor war ich eineinhalb Monate zuhause und schon zu Anfang der Corona-Zeit einen Monat. Aber ich kann nicht lange den ganzen Tag zuhause rumsitzen, so bin ich nicht. Ich habe mir das vorher hier angeschaut, Bedenkzeit erbeten und mittrainiert, um zu sehen, ob es passt. Ich versuche, den Jüngeren ein paar Tipps zu geben. Die Jungs wissen alle, dass sie mich immer alles fragen können.

Wollten Sie in dieser Saison eigentlich als Profi weiterspielen?
Schon mit 34 Jahren habe ich gesagt, dass ich aufhören möchte, aber dann immer wieder ein Jahr drangehängt. Eigentlich wollte ich nach der Station Watford in der Premier League meine Karriere bei Olympiakos, wo eigentlich alles begonnen hat, beenden. Der Verein hatte auch zugestimmt und gesehen, dass ich für mein Alter noch topfit bin. Das ärgert mich, wenn ich höre, dass Spieler zu alt sind. Man ist so alt, wie man sich fühlt. Es entsteht nur ein schlechtes Image, wenn Spieler keine Lust mehr haben, aber trotzdem weiterspielen. Das ist schlecht für die Spieler, die noch wollen und können. Ich habe auch letztes Jahr bei Olympiakos noch bewiesen, dass ich mit den Jungen mithalten kann. Das habe ich mehrfach und auch letztes Jahr wieder bewiesen. Daher hat mir der Verein auch einen neuen Vertrag angeboten, aber da haben mir gewisse Punkte nicht gefallen. Ich möchte dabei nicht ins Detail gehen. Daher hatte sich das für mich erledigt. Ich hätte auch noch woanders hingehen können, aber das wollte ich nicht, da ich nun in die Trainerschiene gehen möchte. Und das bietet sich mir hier an.

Stimmt es, dass Sie als griechischer Nationalspieler aber nur wenig griechisch sprechen?
Ja, das stimmt. Ich bin nicht bei meinem Vater aufgewachsen, sondern komplett von meiner Mutter erzogen worden. Mein Vater war schon nicht mehr da, als ich klein war, daher habe ich kein Griechisch gesprochen.

Wussten Sie vorher irgendetwas über die LOTTO Hessenliga?
Ich kannte die Liga nicht, aber weiß von meinen Anfängen noch, wie es hier zugeht. Habe alle Ligen durchgemacht. Hier wird schon auch Fußball gespielt, das ist kein dummes Gekicke.

Sie haben die große Fußballwelt gesehen, haben aber nie in der deutschen Bundesliga gespielt. Hätten Sie diese Erfahrung noch gerne gemacht?
Nicht unbedingt. Ich habe hochklassig in vielen interessanten Ligen gespielt. Wäre es die Bundesliga gewesen, wäre es vielleicht nicht die italienische Seria A gewesen. Der Karrieregang ist bei allen unterschiedlich, bei mir war es eben nicht die Bundesliga. Ich habe in der besten Liga der Welt gespielt, was will ich mehr?

Beim italienischen Top-Club AS Rom haben Sie lediglich eine Saison gespielt. In den Medien war die Rede von einem Transfer ohne Ihre Zustimmung. Warum waren Sie nicht länger in Rom?
Ja, da gab es – ich nenne es mal - Diskussionen. Ich wollte eigentlich gar nicht weggehen aus Rom, war ja erst ein Jahr dort. Aber der Verein wollte einen Transfer tätigen und musste das Financial Fairplay beachten. Wenn Du Spieler haben willst, musst Du zuerst welche verkaufen. Ich war einer der drei Spieler, denen ein Angebot vorlag, so kam das zustande. Ich wollte zwar nicht gehen, aber andererseits war es die Premier League, da kann man im Profifußball auch nicht nein sagen. Es ist eben ein anderes Geschäft als unterklassig. Und im Endeffekt hat ja doch alles gepasst. Auch die beiden anderen Spieler haben dann den Verein verlassen.

Sie waren bei Welt- und Europameisterschaften dabei, haben Champions-League gespielt. Was war Ihr größtes Erlebnis als Fußballer?
Meine ganze Karriere war ein Highlight für mich. Das schafft nicht jeder von 0 auf 100. Auch wenn es viele schaffen können, bleibt ihnen der Durchbruch letztendlich verwehrt. Hier im Raum Aschaffenburg muss man weiter raus fahren, um höherklassig zu spielen. Offenbach spielt aktuell auch nicht ganz oben und Darmstadt ist für einen jungen Spieler schon relativ weit zu fahren. Das ist für junge Spieler schon recht schwierig. Bei mir ging es über Viktoria Kahl zu 1860 München. Ich habe dabei auch nichts geschenkt bekommen und musste mich im Probetraining beweisen und bin genommen worden. Man muss sich immer wieder beweisen. Man bekommt im Fußball nichts geschenkt, mit Glück hat das nichts zu tun. Ich kann noch so viel Glück haben: Wenn ich es nicht kann, kann ich es nicht.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Gegenspieler in der LOTTO Hessenliga besonders motiviert sind, um sich mit Ihnen zu messen?
Das denke ich schon. Auch wenn ich bisher nicht viele Spiele gespielt habe. Es kommen meist zwei und nicht nur einer zu mir. Das ist besser für unsere Mannschaft. Wenn sie zu zweit kommen, haben die anderen wieder mehr Freiraum. Ich kann gut damit umgehen.

Das komplette Interview mit Jose Holebas lesen Sie in der Oktober-Ausgabe des HESSEN-FUSSBALL, die ab 22. Oktober zugestellt wird. Hier geht es zur ePaper-Ausgabe.