Hanauer Schiedsrichter: Rudi Griebel sagt „tschüss“

24. Januar 2012 · Schiedsrichter · von: Anne Lange

Dank von langjährigen Wegbegleitern (von links): Walter Hessler, Rudi Griebel, Torsten Becker und Gerd Schugard. Foto: privat

Ein bisschen Wehmut war schon dabei, auch wenn er sich nichts anmerken ließ: Beim Schiedsrichtertag des Kreises Hanau kandidierte der langjährige Obmann Rudolf Griebel nicht mehr und gab den Staffelstab in jüngere Hände ab.

Zwölf Jahre stand „Rudi“, wie er überall (und das hat ja gerade in Hanau etwas zu sagen) genannt wird, der Hanauer Vereinigung vor und lotste das Schiedsrichter-Schiff um so manche Klippe und durch manchen Sturm. Nun, mit 73 Jahren, geht der Lotse von Bord. Zumindest bis Ende der „Sajsooon“, wie er es in seiner unverkennbar fränkischen Mundart ausdrückt, kümmert er sich aber noch um die Ansetzungen und ermöglicht damit seinem Nachfolger Andreas Seewald, bisher Lehrwart, einen leichteren Einstieg.

Zum Kreisschiedsrichtertag waren hochkarätige Gäste nach Hanau gekommen, allen voran der HFV-Vizepräsident und ehemalige Hanauer Spielleiter Torsten Becker sowie Verbandsschiedsrichterobmann Gerd Schugard. Der HFV-„Vize“ lobte in seinem Grußwort, dass Rudi Griebel „in schwieriger Zeit Verantwortung übernommen“ und seine Aufgabe „mit Bravour gemeistert“ habe. Gerd Schugard nannte Griebel einen „Streiter für den Fußball“, der nicht immer den einfachen Weg gegangen sei, aber „sein Feld gut bestellt“ habe. 

Rudi Griebel wurde am 11. September 1938 in Niederbayern geboren, kam im Krieg mit seinen Eltern nach Würzburg und später Erlangen. Dort legte er 1972 seine Schiedsrich-terprüfung ab, pfiff Spiele bis zur Landesliga und wurde schon 1973 Gruppenobmann im Fußballkreis „Fränkische Schweiz“. Vier Jahre später zog er berufsbedingt ins hessische Nidda bei Hanau um. Bei Viktoria Heldenbergen und später Eintracht/Sportfreunde Wind-ecken fand er eine neue sportliche Heimat. Selbstverständlich schloss er sich sofort der Schiedsrichtervereinigung Hanau an und war in der 1980er-Jahren zwei Jahre ihr Lehr-wart. In der Folge knüpfte Griebel Kontakte zu seiner ehemaligen Schiedsrichtergruppe in Erlangen, die zu zahlreichen gegenseitigen Besuchen führten und bis heute andauern.

Das Amt des Obmannes übte der gelernte Bilanzbuchhalter mit der ihm eigenen Gründ-lichkeit und Zuverlässigkeit aus. Für seine jahrelange Arbeit zeichneten ihn seine Schieds-richtervereinigung mit der Goldenen Ehrennadel sowie dem Ehrenteller und der Hessische Fußball-Verband mit der Großen Verdienstnadel aus. Ein großes Verdienst des Aus-schusses unter seiner Regie - dies stellten Becker, Schugard und der Schiedsrichter-Beauftragte der Region Frankfurt, Matthias Kristek, unisono heraus - ist es unter ande-rem, dass mit Niklas Rau (Oberliga Hessen) und Andre Müller (Verbandsliga) seit gut zwei Jahren wieder Hanauer Schiedsrichter mit Perspektive in den höchsten hessischen Spielklassen pfeifen.

Mit aktuell 195 aktiven und 27 passiven Schiedsrichtern ist die Vereinigung auch in der Breite gut aufgestellt und steht mit 14 Nachbarkreisen im Austausch, zwei davon in Bay-ern. Die damit verbundenen Aufgaben forderten die ganze Arbeitskraft des rüstigen Pen-sionärs, aber „mit 73 Jahren hat man auch das Recht zu sagen, es reicht“, wie es Gerd Schugard umschrieb. Claus Diegel