Fußball-Kunstrasen ohne Granulat: Innovative Lösung für das Problemfeld Mikroplastik

23. Juli 2019 · Top-News · von: Rolf Haas

Am 16. Januar 2018 stellte die EU-Kommission „die europäische Plastikstrategie“ vor. Anlass war die Erkenntnis, dass in Europa jährlich rund 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle anfallen, die die Umwelt belasten. Die europäische Plastikstrategie fordert eine intelligente, innovative und nachhaltige Kunststoffproduktion, die zu einer Wiederverwendung führt. Ziel ist eine CO2-ärmere Kreislaufwirtschaft und somit eine saubere und sichere Umwelt für die Bürger.

Neu verlegter Kunstrasen ohne Granulat beim Verbandsligisten SG Unter-Absteinach. [Foto: Field Turf]

Bei der Verbrennung von einer Million Tonnen Kunststoffabfall entsteht so viel CO2 wie eine Million Autos in einem Jahr emittieren. Zurzeit werden 40 % der Kunststoffabfälle verbrannt, 30 % deponiert und nur 30 % recycelt. Durch das Verbrennen und Deponieren kommt es auch zu einem hohen Verlust an wertvollen Rohstoffen. Ab 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen recyclingfähig sein; der Verbrauch von Einwegkunststoff wird stark reduziert. Die absichtliche Verwendung von Mikroplastik wird beschränkt oder verboten.

 

Mikroplastik in der Umwelt

Die EU Kommission hat die Verantwortlichen von REACH, der europäischen Chemikalienverordnung, beauftragt, die Verwendung von Produkten mit absichtlich zugefügtem Mikroplastik zu beschränken beziehungsweise zu verbieten. Als Ergebnis liegt seit dem 20. März 2019 der Bericht der ECHA (European Chemical Agency) vor, welcher ein Inverkehrbringungsverbot von absichtlich verwendetem Mikroplastik fordert. Unter Mikroplastik versteht die ECHA kleine Polymere, die lange in der Umwelt sind, extrem langsam abgebaut werden, in immer kleinere Teile zerfallen und die praktisch nicht mehr aus der Umwelt entfernt werden können. Die Teilchengröße liegt zwischen 1 nm und 5 mm. Somit sind alle derzeitigen polymeren Granulate, Recyclinggranulate SBR, Neugummi EPDM und TPE betroffen.

 

Laut einer Studie des Fraunhofer Institutes UMSICHT (Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik) sind Verwehungen von Granulat aus Sport- und Spielplätzen eine bedeutende Quelle von Mikroplastik in der Umwelt. Auch wenn es sich bei den genannten Zahlen um Schätzungen handelt und diese deutlich zu hoch sind: das Problem bleibt – schreibt die Süddeutsche Zeitung (Nr. 104, 06.Mai 2019, S.20).

 

Trainingsbereich im Footbonaut gefährdet

FIELDTURF, einer der weltweit führenden Hersteller von Kunstrasen, beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Entwicklung eines Fußball-Kunstrasens ohne Granulat. Die TSG Hoffenheim Fußball Spielbetriebs GmbH suchte nach einem solchen System für ihren Trainingsbereich „Footbonaut“.

 

In dieser High-Tech Trainingshalle (14m x 14m) befinden sich acht Ballwurfmaschinen, davon jeweils zwei übereinander pro Seite, und 72 Tore mit LED Beleuchtung. Der Spieler positioniert sich in der Mitte und wird nach einem akustischen Signal von einer der acht Ballmaschinen angespielt. Gleichzeitig leuchtet eines der 72 Tore auf. Ziel ist es, den Ball so schnell wie möglich in dieses Tor zu spielen.

 

Die bisherige Sand- und Granulat Füllung belastete die Ballwurfmaschinen. Gesucht wurde ein Fußball-Kunstrasen ohne Verfüllung, der zudem für eine extrem hohe Belastung geeignet ist, da sich die Spieler mit hoher Intensität auf einer sehr kleinen Fläche bewegen.

 

Einbau Fußball Kunstrasen ohne Sand und Granulat

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der MET (Morton-Extrusions-Technik) entwickelte einen Prototyp: PureField. Beim PureField wird ein breites, fibrilliertes Bändchen von einer texturierten Monofilfaser gestützt. PureField wurde ohne Sand und Granulat im Footbonauten eingebaut und um das Spielfeld eingespannt. Der Spielbetrieb startete im Juni 2017.

 

„Wir waren überrascht über die erstaunlich positiven Rückmeldungen der Spielerinnen und Spieler. PureField kommt dem Naturrasen viel näher als mit Granulat verfüllte Kunstrasensysteme. Im Footbonauten kommt dabei dem sauberen Ballroll- und Ballsprungverhalten aufgrund des Einsatzes der Ballmaschinen eine besondere Bedeutung zu. Auch das schnelle Drehen, Tritt- und Standsicherheit wurden gelobt. Kurzum: PureField zeichnet sich durch hohe Sportfunktionalität und hohen Spielkomfort aus“, berichtet Rafael Hoffner, Leiter IT und Sportinnovationen, nach über zweijährigem Betrieb.

 

Ausweitung auf Großspielfelder

Nach der erfolgreichen Installation von PureField im Footbonauten folgten erste Überlegungen zur Weiterentwicklung des Produktes für den Einsatz auf Großspielfeldern.

 

„Die meisten Probleme bei Fußball Kunstrasenplätzen sind im Infill begründet. Wir denken da an die PAK- Belastung von Recyclinggranulaten und an die Verklebungen von EPDM- und TPE Neugranulaten. Wir wollten diese Probleme durch einen Fußball-Kunstrasen ohne Granulat lösen“, berichtet Jürgen Morton, Geschäftsführer der MET in Abtsteinach. Sein Unternehmen ist bei FieldTurf verantwortlich für die Produktentwicklung und die Garnproduktion.

 

Stufe zwei: PureField Ultra

In seiner Weiterentwicklung heißt der Belag PureField Ultra. Er wurde im August 2018 beim hessischen Verbandsligisten SG 1946 in Unter-Abtsteinach verlegt. Der 1. Vorsitzende Hajo Arnold erklärt: „Die Spieler waren vom hohen Spielkomfort begeistert. Vielen Vereinsmitgliedern gefällt vor allem die schöne grüne Optik des Platzes.“

 

Inzwischen sind über 40 Großspielfelder verlegt. Zu den Referenzen zählen unter anderem das Ajax Amsterdam Trainingscenter und das Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg.

 

Mikroplastik und Fußball Kunstrasen

Die Diskussion rund um Mikroplastik lässt die Nachfrage am Markt nach einem Fußball Kunstrasen ohne Granulat enorm steigen. Zahlreiche Medienberichte in namhaften Printmedien, Interviews im Rundfunk, Stellungnahmen von Sportverbänden und eine tägliche Flut von Berichten im Internet sorgen für eine intensive Diskussion bei Kommunen und Vereinen, die einen neuen Kunstrasenplatz planen. Den Entscheidungsträgern ist bewusst, dass alle herkömmlichen Granulate auf petrochemischer Basis (wie SBR, EPDM und TPE) zu den Mikroplastiken zählen.

 

Ein Fußball-Kunstrasen ohne Granulat ist eine einfache Lösung. Erstens ist er eine saubere Lösung für die Umwelt, da kein Granulat-Austrag möglich ist, und zweites ist er eine saubere Lösung für die Spieler, da weder das Granulat hochspringt noch Granulat in den Schuhen oder in der Kleidung verbleibt.

 

Mehr Infos über PUREFIELD ULTRA bezüglich DIN und RAL Prüfzeugnisse, technische Daten, etc. bei:

Kai Weber-Gemmel
FieldTurf Tarkett SAS
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