Frauen- und Mädchenfussball: Eine Bilanz des SC Hassia Dieburg

05. Dezember 2018 · Top-News · von: Tiziana Wick (SC Hassia Dieburg)

Angefangen hat alles im Herbst 2015: Der ehemalige Hassia-Chef, Detlev Struckmeier sowie der stellvertretende Vorsitzende Dr. Gerald Grohe und dessen Team

schmiedeten die ersten Pläne, den Frauen- und Mädchenfussball im Traditionsverein SC Hassia Dieburg wieder aufleben zu lassen. Heute, im Herbst 2018, drei Jahre danach, ist es an der Zeit für ein Resümee.

Foto: privat

Grundlegend ist vor allem das Ehrenamt und dessen Notwendigkeit im Vereinssport an den Anfang dieser Bilanz zu stellen. Bekanntlich investieren Ehrenamtler ihre freie Zeit, also die Zeit, die zwischen Arbeit und Familie vielleicht noch bleibt, in gesellschaftlich relevante Prozesse, wie zum Beispiel in das Sportvereinsystem. Die freiwillig Engagierten verbringen teils unzählige Stunden damit, den jungen und erwachsenen Sportlern ihren Sport zu ermöglichen. Viele Trainer sind ehrenamtlich tätig und ohne deren Motivation, Engagement und Herzblut würde das Sportsystem, angefangen in den kleinen Vereinen bis hin zu den professionellen Sportvereinen, so in der Breite in Deutschland nicht existieren. Wer sich jemals in einem Verein, egal ob Sportverein oder einem anderen Verein, über längere Zeit ehrenamtlich eingebracht hat, kennt die DNA des Systems und auch, wie schwierig es sein kann, dauerhaft das Richtige und Gutes zu tun. Die monatliche Arbeitsleistung auf der Vorstandsebene und der Ausführungsebene ist beachtlich und in der heutigen Zeit definitiv aller Ehren wert.

Gegen den starken Trend der Individualisierung bereits im Kindesalter und der Konsequenz daraus, in Vereinen lieber keinen Sport zu treiben, weil man vermeintlich „so viel machen muss“, zuverlässig sein soll und Verantwortung übernehmen darf, ist es für das gesamte Team des SC Hassia Dieburg eine wirkliche Herausforderung, auch den Frauen und Mädchen wieder Lust auf Vereinsleben und Fußball zu machen. Dazu braucht es nicht nur die sportlichen Ideen, sondern auch ungewöhnliche Strategien, die vorhandenen Sportlerinnen über den Mainzer-Berg in den Ostteil Südhessens, zur Hassia zu locken.

Das Zeug, Mädchen für den Fußball-Sport zu begeistern, hat unser bisheriger Trainer der Juniorinnen, Oliver Richter, im Laufe seiner Tätigkeit beim SC Hassia Dieburg, wiederholt und mit einer bewundernswerten Ausdauer unter Beweis gestellt. Ein Füllhorn an Ideen und Anregungen kamen aus dem Team, und vieles davon von Richter, der nicht nur auf der Ebene „wir könnten mal eben..." herum philosophierte, sondern auch handelte und somit essentiell dazu beigetragen hat, dass wir uns als Abteilung entwickeln und festigen konnten und uns somit im sportlichen Umfeld einen Namen gemacht haben.

Unsere Aufgabe im Team war es zunächst einmal, für einen laufenden Trainingsbetrieb zu sorgen, den Spielbetrieb zu organisieren und einen Trainer, auch für die Frauenmannschaft, zu finden. Tipps dazu kamen unter anderem aus dem Kreis der Spielerinnen, die mit dem Vorschlag, Abu Talib und Andreas Mücke anzufragen, wirklich den entscheidenden Hinweis gaben und diese Besetzung bis heute ein Glücksgriff für den Gesamtverein darstellt. Neben dem ständigen Anwerben von neuen Spielerinnen und dem reibungslosen Spielbetrieb, gehört es auch dazu, mit den heutigen Kommunikationsformen Schritt zu halten. Die bereits existierende Homepage bekam endlich wieder zusätzlichen Input zur Freude unserer „Admins“. Ebenso hielten Facebook und Instagram verstärkt Einzug in die Vereinskommunikation.

Trainer organisieren sich heute mit ihren Teams nicht nur auf dem Sportplatz von Mensch zu Mensch, sondern auch zusätzlich über Messenger-Apps (elektronische Kommunikationsplattformen) und über diverse „Trainer-Team-Apps". Auch diese Form der Kommunikation ist nicht an den Eltern vorbei gegangen. Sie haben sich freiwillig und selbstbestimmt in diesen App-Gruppen zusammengefunden, um den Kaffe- und Kuchendienst, Fahrdienste und die Trikots-Waschdienste zu organisieren. Ohne den Zusammenhalt der Eltern und deren vorbildlichen Unterstützung, ist so ein Vereinsleben nicht denkbar.

So wie in der Evolution, gab es für die Mädchen zum Start erst einmal Nichts, zumindest nichts Sichtbares (Sternenstaub/Platzstaub), außer ein paar Bällen und warmes Wasser aus den Kabinenduschen. Damit kommt man ja als Fußballerin schon mal bis zum Tor und zurück und gewaschen, wenn man möchte, nach Hause. Auch das sollte nicht unterschätzt werden, denn es gibt Vereine, wo das Wasser auch mal kalt oder nicht vorhanden ist. So war es eine spannende Aufgabe für alle Beteiligten, wenn man/Frau bei „Null“ anfängt.

Es fehlte unserem Team zunächst an Trikots und an sonstigen Behältnissen, um Bälle und Equipment vernünftig unterzubringen und im regulären Spielbetrieb anzutreten. Die Unterstützung aus dem geschäftsführenden Vorstand war uns sicher; der Auftrag, auch Frauen und Mädchen im Sportclub zu integrieren, war und ist ihnen sehr wichtig. Also mussten Trikotsätze für jede Mannschaft möglichst schnell her. Über Sponsoring, Spenden der Trainer und Arbeitseinsätze verdienten sich die Frauen und Mädchen ihre ersten Trikotsätze und konnten damit dann loslegen. Ball- und Materialkisten folgten. Ein Meilenstein nach dem anderen, denn jeder weiß, dass die Finanzen in Vereinen meist knapp sind.

Aktuell spielen beim SC Hassia eine Frauenmannschaft und zwei Juniorinnen-Mannschaften. Die Frauen und Mädchen sind mittlerweile grundständig gut ausgerüstet. Einheitliche Trainingsanzüge haben wir für unsere Frauenmannschaft noch nicht, aber auch das wird gelöst werden. Sportlich haben die Frauen und Mädchen in dieser kurzen Zeit einige beachtliche Erfolge erzielt. Meisterschaften, Hallenmeisterschaften, Turniersiege. Als Team funktionieren sie auch abseits der Spiele und dem Trainingsbetrieb, als erfrischender Haufen, der Spaß und Freude am Fußball und dem Vereinsleben hat. Sie helfen bei sämtlichen Vereinsaktivitäten des SC Hassia, bei Turnieren und Open-Airs.

Begeisterung für das Traineramt konnte auch bei den Mädchen und Frauen geweckt werden. Sie engagieren sich mittlerweile wie selbstverständlich als Co-Trainerinnen und Betreuerinnen im Sportclub und haben sichtlich Spaß an ihren Aufgaben. Innerhalb des Vereins entstehen neue Synergien und ein neuer Zusammenhalt unter den Abteilungen.

Alle Abteilungen brauchen Unterstützung. Die Hassia Jugend (männliche und weibliche Jugend) muss jedoch mehr denn je in den Fokus der Förderung geraten. Abteilungsübergreifend und gemeinsam gehen wir als SC Hassia Dieburg diese Herausforderungen an und legen gerne Zeit und Energie zwischen Arbeit und Familie in neue Ideen, um die Jugendarbeit insgesamt voran zu bringen. Dies ist der Schlüssel, um neue und alte Mitglieder für den Vereinsport und das Ehrenamt weiterhin zu begeistern.