Entwicklung von Sportvereinen: Ist unser Angebot noch zeitgemäß?

19. Oktober 2021 · Top-News · von: Mario Bröder

In einer Studie der deutschen Sporthochschule Köln beklagten sich im Jahr 2020 über 40% der befragten Sportvereine über Mitgliederrückgänge. Ursächlich war dabei sicher die Tatsache, dass es den meisten Vereinen coronabedingt kaum möglich war, Sport anzubieten und neue Mitglieder zu gewinnen. Aber auch bereits vor der Pandemie hatte der organisierte Sport mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Zukünftig wird es immer wichtiger werden, die bestehenden Mitglieder zu binden und neue Mitglieder zur gewinnen. Einer der wichtigsten Faktoren ist dabei die Attraktivität des eigenen Vereinsangebotes.

Foto: Johannes Schmidt

Diese neun praktische Tipps können Vereine bei der Gestaltung des Sportangebots unterstützen.

1.    Statistik
Der Vorstand solle seine Mitgliederstatistik kennen. Wie viele Mitglieder haben wir im letzten Jahr verloren oder wie viele Neumitglieder haben wir gewonnen? Dies sind sehr wichtige Werte. Auch die Altersgruppierungen und deren Ein- bzw. Austritte können sehr viel über das Angebot eines Vereins aussagen.

2.    Mitglieder befragen:
Es muss nicht immer eine umfangreiche Mitgliederbefragung sein. Es reicht auch aus, wenn der Vorstand sich mit dem einen oder anderen Mitglied über Wünsche zum Sportprogramm austauscht, oder Vorstandsmitglieder einfach mal selbst in einem Kurs mitmachen. Oftmals gibt es hier neue Ideen. Auch bei Kündigungen nachzufragen und ein Feedback einzuholen, kann neue Erkenntnisse für die Vereinsentwicklung bringen.

3.    Konkurrenz und Synergien:
Behaltet Eure Konkurrenz und Nachbarvereine im Auge. Man muss nicht immer neue Sportangebote entwickeln. Oftmals gibt es in der näheren Umgebung bereits Vereine oder auch kommerzielle Sportanbieter, die Gutes entwickelt haben.
Manchmal kommt man auch gemeinsam zum Ziel und kann mit mehreren Vereinen, zum Beispiel aus einer SG, zusätzliche Angebote gemeinsam kreieren.

4.    Aktionstage und Schnupperangebote:
Aktionstage oder Schnupperangebote sind ein gutes Mittel, um das Vereinsangebot zu präsentieren. Der Verein kann sich so einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und zum Mitmachen animieren. Als Begleitung eines Kinder-Aktionstages ist das DFB-Mobil oder das Bambini-Mobil des HFV hervorragend geeignet. Zudem kann eine Fußballabzeichen-Veranstaltung durchgeführt werden und Geräte des HFV-Fun-Parks ausgeliehen werden.

5.    Trends:
Nicht jeder Sporttrend ist geeignet, um ihn im Sportverein zu etablieren. Trends können auch schnell vorübergehen, dann werden Vereinsangebote auch schnell zum Flop.
Aber: Trends kann man auch in bereits vorhandenen Trainingsangeboten ausprobieren und aufnehmen. Oftmals reicht schon eine kleine Veränderung in vorhandenen Angeboten aus, um eine „altmodische“ Sportart moderner zu gestalten.

6.    Sport und Gesundheit:
Der Sport wird zukünftig noch mehr der Gesundheit und der eigenen Zufriedenheit dienen, als dem Leistungsgedanken. Dies ist ein Trend den viele Vereine bereits aufgegriffen und erkannt haben. Reine Fußballvereine könnten mit einem Gesundheitssportangebot ihren ehemaligen Aktiven eine neue „Zukunft“ im Verein bieten. Versucht es doch mal mit Walking Football. Die Sportart ist bewusst als Alternative für ältere Spieler*innen entwickelt worden, denen der „normale“ Fußball zu schnell und körperlich beanspruchend geworden ist. Wie der Name schon sagt, wird im Gehen gespielt. Ansonsten ist es aber definitiv Fußball.

7.    Kurse und Gastsportler:
Viele Menschen wollen sich nicht mehr langfristig binden. Dies gilt auch für Sportvereine. Daher macht Euer Sportangebot auch für Externe über Kurse zugänglich. Einigen Gastteilnehmern gefällt es sicherlich nachher so gut, dass sie sich entschließen, Mitglied zu werden. Achtung: Bei Kursen können zusätzliche Gebühren z.B. für Versicherung oder GEMA anfallen. Hilfreich ist hier z.B. der Abschluss einer Versicherung für Nicht-Mitglieder, die die ARAG anbietet.

8.    Beitrags- und Gebührenstruktur:
Auch eine zeitgemäße Beitragsstruktur gehört zu einem zeitgemäßen Sportangebot. Gibt es Ermäßigungen z.B. für Familien oder Sozialbeiträge Geringverdiener? Sind die Differenzen zwischen Beiträgen und Kursgebühren groß genug? Wie hoch sind meine Beiträge im Vergleich von anderen Vereinen in der Umgebung? Dies sind wichtige Fragen, mit denen sich der Vorstand auseinandersetzen muss. Hierzu befindet sich als Hilfstool auf der HFV-Homepage unter der Rubrik „Downloads für Vereine“ der Beitragsrechner.

9.    Mitglieder binden:
Die meisten Mitglieder, die sich dazu entschließen, die Mitgliedschaft zu kündigen, tun dies in der Regel, weil sie die Angebote im Verein nicht mehr nutzen. Entwickelt Sportangebote und auch Zusatzangebote, um diesen Personenkreis zu halten. Gebt den Mitgliedern regelmäßig neue Informationen über Euren Verein oder macht Zusatzangebote wie einen Sportlerstammtisch oder Workshops. Auch Vereinbarungen mit Partnerunternehmen über Rabattaktionen können der Mitgliederbindung dienen.