Anstoß für ein neues Leben: Startschuss für die Resozialisierungsinitiative in Hessen

23. September 2018 · Top-News · von: DFB-Stiftung Sepp Herberger

Jens Nowotny hat als Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung am Freitag in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rockenberg gemeinsam mit Vertretern des Hessischen Justizministeriums, der Bundesagentur für Arbeit und des Hessischen Fußball-Verbandes die Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ gestartet. Der Nationalspieler bestritt 48 Länderspiele und gehörte 2006 zum deutschen WM-Aufgebot. Hessen beteiligt sich als zehntes Bundesland an der gemeinsamen Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes und der Bundesagentur für Arbeit.

Vom Hessischen Fußball-Verband war Verbandsfußballwart Jürgen Radeck (2.v.r., neben Jens Nowotny) als Unterstützer mit von der Partie. Fotos: DFB-Stiftung Sepp Herberger

Ziel der Initiative ist es, jungen Gefangenen und Haftentlassenen systematische Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung durch Akteure aus Sport, Justiz und Arbeitsmarkt zu geben. In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Justizministerium, der Bundesagentur für Arbeit, der JVA Rockenberg sowie dem Hessischen Fußball-Verband wird dieses bundesweit einzigartige Engagement nun auch in Hessen umgesetzt.

In Rockenberg nehmen 15 männliche Jugendstrafgefangene im Alter zwischen 16 und 24 Jahren teil. Ein regelmäßiges Fußballtraining bildet die Basis. Zusätzlich stehen den Teilnehmern in den Kategorien Fußball, Arbeit/Beruf/Schule und Soziales verschiedene Aus- und Fortbildungsangebote zur Verfügung, beispielsweise Schiedsrichter- und Trainer-Lehrgänge, Musik-Workshops sowie Bewerber- und Anti-Gewalt-Trainings. Die Initiative wird bereits erfolgreich in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Sachsen umgesetzt.

Kühne-Hörmann: „Gemeinsam Gefangene in ein Leben ohne Straftaten begleiten“
Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann sagt: „Nichts ist für eine gelungene Wiedereingliederung so wichtig, wie ein stabiles Umfeld. Dazu gehören Arbeit und Ausbildung, familiäre Strukturen, aber auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ausgrenzung und Stigmatisierung hingegen sind der sichere Nährboden für den Wiedereinstieg in kriminelle Karrieren. Das wollen wir mit unserer Arbeit innerhalb und außerhalb des Vollzugs verhindern. Ich bin deshalb insbesondere unseren Partnern außerhalb des Vollzugs - von Arbeitsagentur bis zu Sportvereinen - sehr dankbar, dass wir gemeinsam ein feines Netz spinnen, was ehemalige Gefangene auffängt und sie bei den ersten Schritten in ein Leben ohne Straftaten begleitet. Gerade für kleinere Sportvereine ist dies nicht selbstverständlich. Umso dankbarer sind wir der Sepp-Herberger-Stiftung, dass sie mit ihrem Engagement für Verständnis und Akzeptanz bei den Vereinen wirbt.“

Als Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung nahm Jens Nowotny an der Auftakt-Veranstaltung teil. Jens Nowotny berichtete den jugendlichen Zuhörern über seine sportliche Vita und unterstrich die „Anstoß-Idee“: „Wir wollen den Jugendlichen Chancen und Möglichkeiten bieten, nach der Haft direkt in die Gesellschaft zurück zu finden. Gerade hier bieten die rund 25.000 Fußballvereine viele Möglichkeiten. Alle Bemühungen können nur dann erfolgreich sein, wenn die jungen Gefangenen bereit sind, ihre Chance zu nutzen und sich aktiv in das Projekt einzubringen.“ Jürgen Radeck, Vorsitzender des Verbandsausschusses für Spielbetrieb und Fußballentwicklung im Hessischen Fußball-Verband, hebt die integrative Kraft des Fußballs hervor: „Den Gedanken der Resozialisierung mit Fußball zu verbinden, ist ein sehr guter Ansatz, denn Fußball verbindet die Menschen, fördert die Gemeinschaft und vermittelt Werte wie Respekt, Toleranz und Fairplay.“

Die Teilnehmer der Fußballgruppen werden durch die Haftanstalten nach einheitlichen Kriterien ausgewählt. Dabei spielen zum Beispiel eine gute Sozialprognose sowie die Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt eine große Rolle. Die berufliche Beratung der Jugendlichen erfolgt durch die lokale Arbeitsagentur. „Dabei unterstützen wir die jungen Gefangenen bereits im Vollzug, einen Ausbildungsplatz für die Zeit nach der Haft zu finden. Unsere Berater sind regelmäßig in der Haftanstalt und unterstützen die Jugendlichen bei der Planung ihrer persönlichen und beruflichen Zukunft“, betont Björn Krienke, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Gießen.

weitere Bilder